Gestein bedroht die Straßen: Warum die Hänge bröckeln

Mehrere Gesteinsbrocken haben die hölzerne Straßenabsperrung beschädigt.
Die B33 war jüngst von einem Felssturz betroffen – und wird es voraussichtlich immer wieder sein.

In der Region ist es mittlerweile ein altbekanntes Problem: Am vergangenen Donnerstagabend kam es entlang der Aggsteiner Straße (B33) zu einem Steinschlag bei Rossatzbach (Bezirk Krems). Nach einer vorübergehenden Sperre konnte der betroffene Straßenabschnitt am Freitagnachmittag wieder für den Verkehr freigegeben werden. Zuvor wurde die B33 in der Gemeinde Schönbühel (Bezirk Melk) bereits im Juni 2024 von Gesteinsmassen blockiert – eine monatelange Sperre war die Folge.

Derartige Vorfälle sind in der Region auch künftig zu erwarten, wie Harald Steininger, Leiter des geologischen Dienstes Niederösterreich, sagt: „Es ist damit zu rechnen, dass es entlang der Felsstrecken – also dort wo sich Felsen oberhalb der Straße befinden – wieder zu Steinschlägen kommt.“ Die gesamte Wachau sei eine solche Felsstrecke. „Da gibt es viele potenzielle Gefährdungspunkte“, sagt Steininger. Das treffe ebenfalls auf das Kamptal, sowie die alpinen Räume des Landes zu.

Insbesondere Frost-Tau-Wechsel – die hauptsächlich im Frühjahr und Herbst stattfinden – begünstigen den Abgang von Fels und Geröll. Bei dieser Wetterlage dringt  Wasser in das Gestein ein und gefriert. Dabei dehnt sich die Flüssigkeit aus und erzeugt Druck. „Ansonsten wird ein Felssturz häufig durch stärkere Niederschläge, wie auch jetzt kürzlich an der B33, ausgelöst“, erklärt Steininger. In den Klüften baue sich Wasserdruck auf, der bereits gelockerte Felsen in Bewegung versetzt. Dass es in den vergangenen Jahren – aufgrund der Klimaerwärmung – entlang der nö. Straßen häufiger zu Felsstürzen komme, könne Steiniger nicht bestätigen. Zum jetzigen Zeitpunkt sei ihm kein statistischer Beleg dafür bekannt. Allerdings verschiebe sich die Hauptzeit für Steinschläge zunehmend vom Herbst in den Spätherbst und vom Frühjahr in den Beginn des Frühjahres, „weil das wärmere Wetter länger anhält oder früher beginnt“.

Anders gestalte sich die Lage in alpinen Gebieten, wo Permafrostböden zu tauen beginnen. „Das ist eine Klimaerwärmungsfolge“, sagt der Geologe. Während dieses Prozesses komme es häufiger zu Instabilität im Gestein. Aufgrund starker Temperaturschwankungen und extremer Wetterereignisse, finden in den Bergen ebenfalls häufiger Steinschläge statt, wie das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) zuletzt berichtete. Der KFV rät zu erhöhter Achtsamkeit bei Wanderungen.

Prävention

Seit einigen Jahren erfasst die Straßenmeisterei gezielt Steinschläge entlang der Straßen, um problematische Abschnitte zu identifizieren. Mitarbeiter fahren flächendeckend in regelmäßigen Abständen die Landesstraßen ab und entferne vorab gemeldete sowie zufällig entdeckte Steine, schildert Steininger. „Und im Laufe der Zeit entsteht dadurch ein Lagebild.“ Absturzgefährdetes Gestein oder Felsen können anschließend kontrolliert abgeworfen, durch bauliche Maßnahmen gesichert oder mit Auffanggittern versehen werden.“

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