Stadt muss sparen: E-Scooter vorläufig in Garage geschickt

2021 wurde das Mobilität-Paket mit den ÖBB präsentiert und Scooter-Anbieter Tier mit 35 Fahrzeugen in die Stadt geholt
Verschwunden sind seit Kurzem die kleinen Flitzer, die vor allem nächtens mit gut gelaunten Piloten über das Altstadtpflaster von Waidhofen/Ybbs ratterten. Doch nicht anstehende prekäre winterliche Fahrbedingungen, sondern der Sparzwang für die Stadtkassa ließen die 35 eingesetzten E-Scooter aus dem Stadtbild verschwinden. Nur vorübergehend und wahrscheinlich nur bis zum nächsten Frühjahr sollen die Elektroroller weggesperrt bleiben, heißt es dazu allerdings aus der Stadtpolitik.
Die E-Scooter wurden im Rahmen einer Kooperation mit den ÖBB 2021 als lokales klimafreundliches Mobilitätsservice zur Verfügung gestellt. Innerhalb eines Mobilitätskonzepts sollten sie gemeinsam mit zwei Pkw innerhalb eines Car-Sharing-Angebots mithelfen, die Pkw-Flut im Stadtgebiet einzudämmen. Der Waidhofner Hauptbahnhof an der Rudolfsbahn soll dabei als multimodaler Verkehrsknoten fungieren.
50.000 Euro pro Jahr steuerte die Stadt für den Betrieb der Scooter und der beiden Autos bei, sagte Verkehrsstadtrat Erich Leonhartsberger (SPÖ). Das wolle man nun billiger haben. Weil Mitte November der Vertrag mit dem Scooter-Anbieter Tier kündbar war, wurden die Elektroroller in die Garage verfrachtet.

Verkehrmanager und Stadtchef Werner Krammer (M.) sowie Verkehrsstadtrat Leonhartsberger (r.) am Bahnhof Waidhofen/Ybbs
Das alternative Mobilitätsangebot an die Bevölkerung sei kein Selbstläufer gewesen, sagt Leonhartsberger. „Am Schluss, ohne die Autos, hat es uns noch immer 35.000 Euro gekostet“, so der Stadtrat. Mit Blick auf die Stadtfinanzen habe man die Vereinbarung gekündigt. „Es gibt jetzt neue gesetzliche Möglichkeiten der Konzessionsvergabe für die Stadt. Baden hat das bereits gemacht und eine wesentliche Kostenreduktion geschafft“, schilderte er die nächsten Schritte. Leonhartsberger: „Wir machen jetzt eine Ausschreibung und hoffen im März oder April mit Scootern und vom Land gut geförderten E-Bikes wieder starten zu können“.
Kein Grund für die Rücknahme der Scooter-Flotte soll die Benutzerhäufigkeit gewesen sein. Mit der Nutzerfrequenz sei man jedenfalls zufrieden gewesen, versicherte der Stadtrat. Über 20 Parkzonen wurden im städtischen Gebiet bereits für die Roller eingerichtet. Besonders von der Jugend gut angenommen, sei die Disziplin verbesserungswürdig, so der SPÖ-Stadtrat. Wild stehen- und liegengelassene Scooter auf Gehwegen und Straßen wolle man zukünftig über die Ausschreibung mit strikteren Vorgaben vermeiden.

Über 20 Parkflächen wurden für die E-Scooter im Stadtgebiet eingerichtet
Was das Scooterangebot in Hinkunft kosten wird, konnte der Stadtrat noch nicht beziffern. Dass die Scooter-Anbieter wie in Wien etwas dafür zahlen, ihre Fahrzeuge in Stellung bringen zu dürfen, werde in Waidhofen nicht der Fall sein, meinte Leonhartsberger. „Wir müssen sehen, was die Ausschreibung bringt“, sagte er.
Bürgermeister Werner Krammer (ÖVP) kündigte auf der Gemeindehomepage an, auch über die Ergebnisse einer Benutzerbefragung Einblicke in das Nutzerverhalten zu bekommen und daraus Schlussfolgerungen ziehen zu wollen. „Wir werden das Angebot genau evaluieren und dann entscheiden, wie es damit in Zukunft weitergehen wird“, sagte Krammer zum Fortbestand der E-Scooter-Flotte in seiner Stadt.
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