Psychiatrische Infrastruktur in NÖ wird ausgebaut

Zusammenfassung
- Die neue Klinische Abteilung für Psychiatrie in St. Pölten plant eine schrittweise Erweiterung von 10 auf 40 stationäre Betten, ergänzt durch eine Tagesklinik.
- Ein Fokus liegt auf individueller Nachsorgeplanung während des stationären Aufenthalts in Zusammenarbeit mit externen Diensten.
- Das Behandlungskonzept basiert auf einem bio-psycho-soziotherapeutischen Modell, um eine umfassende Unterstützung bei seelischen Krisen zu bieten.
Schrittweise erfolgt der Betrieb an der Klinischen Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin am Universitätsklinikum St. Pölten mit dem Ziel, die psychiatrische Akutversorgung in der Region deutlich zu verbessern. Im Jahr 2024 gab es in Niederösterreich 520 stationäre Betten im Erwachsenen-Psychiatrie und 175 ambulante Tagesklinikplätze. Mit einem ganzheitlichen und modernen Behandlungsansatz sollen Menschen in seelischen Krisen unterstützt werden.
Der Ausbau ist Teil einer umfassenderen Strategie des Landes Niederösterreich, um der wachsenden Nachfrage im Bereich der psychischen Gesundheit gerecht zu werden. Laut Angaben der NÖ Landesgesundheitsagentur (LGA) standen im Jahr 2024 landesweit 520 stationäre Betten in der Erwachsenenpsychiatrie sowie 175 Tagesklinikplätze zur Verfügung. Dennoch waren die Kapazitäten stark gefordert: Mehr als 8.300 Menschen benötigten im vergangenen Jahr eine stationäre psychiatrische Aufnahme, wie die LGA auf KURIER-Anfrage mitteilte.
Angesichts dieser Zahlen sieht die LGA in den kommenden Jahren dringenden Ausbaubedarf. Neben einer Erweiterung der stationären Bettenkapazitäten sollen auch niederschwellige und wohnortnahe Versorgungsangebote deutlich gestärkt werden. Geplant ist der Ausbau von ambulanten Strukturen, tagesklinischen Angeboten sowie innovativen Modellen wie dem sogenannten „Home Treatment“, bei dem Patientinnen und Patienten im häuslichen Umfeld betreut werden können. Der Standort St. Pölten spielt dabei eine zentrale Rolle im geplanten Versorgungsnetzwerk und soll als Modell für moderne psychiatrische Versorgung im Bundesland dienen.
„Psychische Gesundheit ist genauso wichtig wie körperliche“, betont ÖVP-Gesundheitslandesrat Ludwig Schleritzko. Die neue Abteilung sei ein klares Zeichen für mehr Bewusstsein, Entstigmatisierung und qualitätsvolle Betreuung.
Schrittweiser Start mit 40 Behandlungsplätzen geplant
Aktuell stehen zehn stationäre Betten zur Verfügung, mittelfristig sollen es 40 werden. Ergänzt wird das stationäre Angebot durch eine Tagesklinik in der Ernst Höger-Straße, die Patientinnen und Patienten eine intensive Betreuung ohne stationären Aufenthalt ermöglicht. Eine Aufnahme erfolgt ausschließlich nach fachärztlich-psychiatrischer Überweisung und telefonischer Rücksprache. Derzeit ist die Abteilung für den Bezirk St. Pölten Stadt zuständig. Eine Erweiterung auf St. Pölten Land und Lilienfeld ist bereits in Planung.

v.l.: Oberärztin Andrea Bittner, Interim. Bereichsleitung Marina Parisch, Stv. Pflegedirektor Oliver Loiskandl, Landesrat Ludwig Schleritzko, NÖ LGA Vorstand Bernhard Kadlec, Ärztliche Direktorin Karin Pieber, NÖ LGA Vorstand Gerhard Dafert, Primar Gernot Fugger
Das Behandlungskonzept basiert auf dem bio-psycho-soziotherapeutischen Modell. Dabei werden nicht nur medizinische, sondern auch psychologische, soziale und therapeutische Faktoren einbezogen. Zum interdisziplinären Team gehören Fachärztinnen und Fachärzte, Pflegepersonen, Psychologinnen und Psychologen unterschiedlicher Fachrichtungen.
Blick über die Akutversorgung hinaus
„Mit der neuen Abteilung wurde ein hochmodernes Zentrum für psychiatrische Akutversorgung geschaffen, das auf neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert und in enger Kooperation mit Forschung und Lehre arbeitet“, freut sich Gernot Fugger, Leiter der Klinischen Abteilung Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin in St. Pölten. Er übernimmt die Leitung für zukünftig zwei Stationen mit 40 stationären Behandlungsplätzen und der Tagesklinik.
Ein besonderes Augenmerk liegt auf der weiterführenden Betreuung nach der Entlassung. Bereits während des stationären Aufenthalts wird gemeinsam mit den Betroffenen eine individuelle Nachsorge geplant – etwa in Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, Psychosozialen Diensten oder Reha-Einrichtungen.
Zudem sorgt ein Konsiliar- und Liaisondienst dafür, dass auch stationäre Patientinnen und Patienten anderer Abteilungen psychiatrisch mitbetreut werden können.
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