Opfer in NÖ völlig gebrochen: Falscher Polizist fuhr im Porsche vor

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Am Landesgericht St. Pölten mussten sich zwei Männer verantworten, die betagte Menschen abgezockt haben sollen. Der Schaden ist enorm.

In der türkischen Millionenstadt Izmir sitzen die Paten. Jene Männer, die Callcenter betreiben, von denen aus willkürlich Menschen in europäischen Städten angerufen werden.

Die Anrufer sind Profis. Wenn alte Menschen abheben, werden sie rasch massiv unter Druck gesetzt. Ihnen werden Lügen erzählt: Angehörige seien in höchster Gefahr oder Einbrecher hätten es auf ihr Erspartes bei der Bank abgesehen. Die Telefonate verfolgen nur ein Ziel – die Opfer um ein Vermögen zu erleichtern.

Etwa 1.400 Kilometer Luftlinie von Izmir entfernt, am Landesgericht St. Pölten, haben am Mittwoch zwei Türken auf der Anklagebank Platz genommen. Der eine, ein 53-Jähriger, ist Bäcker. Der andere, ein 41-Jähriger, ist Taxifahrer.

Die beiden Männer sollen als falsche Polizisten fungiert haben. Sie hatten den Auftrag, Geld und Gold von jenen Menschen abzuholen, die zuvor auf die Betrüger aus den Callcentern hereingefallen waren. Die Männer hatten viel zu tun – in einem Fall nahmen sie einer Pensionistin 75.000 Euro ab. Insgesamt beläuft sich die Schadenssumme auf sagenhafte 580.000 Euro.

"Meine Schulden erdrückten mich"

Obwohl ein Großteil des Geldes in die Türkei transferiert wurde, dürften die Geschäfte dennoch ganz gut gelaufen sein. Denn bei ihrem letzten Coup fuhr der 53-Jährige mit einem Porsche Cayenne vor. Später konnte er von der Polizei auf der Autobahn gestoppt werden.

Beim Prozess in St. Pölten legten beide Angeklagte ein umfassendes Geständnis ab.
„Meine Schulden erdrückten mich, ich wollte einfach rasch an Geld kommen“, sagte der Taxifahrer.
Der Bäcker, der mit einem Porsche durch die Gegend fuhr, erklärte dem Richter: „Als mir das Angebot gemacht wurde, dachte ich mir: So kompliziert ist das ja gar nicht. Deshalb habe ich es gemacht.“

Die Opfer dürften jedenfalls für den Rest ihres Lebens gezeichnet sein. „Sie waren so verunsichert, dass sie den echten Polizisten, die dann ermittelten, nicht einmal die Türe öffnen wollten“, berichtete die Staatsanwältin.

Die Urteile

Dennoch: Die beiden Angeklagten kommen mit relativ milden Urteilen davon. Der 53-Jährige wurde zu drei Jahren Gefängnis verurteilt – ein Jahr davon muss er tatsächlich absitzen, der Rest wurde bedingt nachgesehen. Der 41-jährige Taxifahrer muss für zehn Monate ins Gefängnis. Die Urteile sind bereits rechtskräftig.

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