Kaiser übt Druck aus. "Er hat immer wieder angerufen, von 8 Uhr Früh bis 22 Uhr nachts", erzählt das Opfer. Schließlich gibt er nach, geht zur Bank und drückt wenig später einem Unbekannten, der bei ihm anläutet, ein Kuvert in die Hand. Der Inhalt: Knapp 20.000 Euro.
Sein Geld wird der betagte Mann vermutlich nie wieder sehen, denn die Beute dürfte längst in der Türkei sein.
Fahnder zerschlagen kriminelles Netzwerk
Wie der KURIER kürzlich berichtet, wurde von der Millionenstadt Izmir aus ein Netzwerk von falschen Polizisten gesponnen, das in Österreich einen Schaden in der Höhe von sechs Millionen Euro angerichtet haben soll.
Der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) und Kripo-Beamten aus ganz Österreich gelang es aber, dieser kriminellen Organisation auf die Schliche zu kommen.
➤ Hier mehr lesen: Wie falsche Polizisten Millionen machen
Nun werden Prozesse gegen jene geführt, die hierzulande für die Abholung des Geldes zuständig waren, die Anrufe hingegen wurden von einem Callcenter aus in der Türkei getätigt. "Mein Mandant", sagt Rechtsanwalt Manfred Arbacher-Stöger, "ist deshalb auch nur ein kleines Rädchen in einer großen Organisation."
Dafür aber ein sehr redseliges. Der 24-jährige Linzer packt bei dem Prozess in St. Pölten aus. Über seine Drogensucht, die Geldprobleme und wie er zu einem falschen Polizisten wurde.
Denn die Rekrutierung, so der Angeklagte, laufe über einen Gefängnisinsassen in Österreich. "Er hat mir gesagt, ich solle mir eine App herunterladen", erzählt der 24-Jährige. Über diese App wurde schließlich kommuniziert, verschlüsselt, damit die Fahnder nicht mitlauschen können. "Er hat sie aus der Haft aus angerufen?", fragt der Richter ungläubig. "Ja", so der Angeklagte.
Sein Komplize, ebenfalls 24 Jahre alt, zeigt sich ebenfalls voll geständig. 1.000 Euro habe man für einen Auftrag kassiert, berichtet er. Das große Geld machten freilich die Bosse in der Türkei. Alleine einem ehemaligen Arzt aus dem Bezirk Graz-Umgebung konnten die Täter rund 500.000 Euro abschwatzen. Dort wurden Abholer gleich mehrmals vorstellig.
Die Urteile
Der Richter spricht von "den schändlichsten Taten überhaupt" und steckt beide ins Gefängnis. Zwei bzw. 3,5 Jahre Haft fassen die Angeklagten aus. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig.
Alle Nachrichten aus St. Pölten jeden Freitag im Postfach mit dem KURIER St. Pölten-Newsletter.
Kommentare