Lauter Ruf nach Lärmschutz in St. Andrä-Wödern: Gemeinde lenkt ein

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Das Bauprojekt sollte im Gemeinderat neu diskutiert werden. Die Bürgerinnen und Bürger schlugen Alarm.

Von Benedikt Schweigl

Eigentlich war es schon beschlossene Sache. Seit Jahren leiden die Bewohnerinnen und Bewohner von St. Andrä-Wördern unter dem Lärm, den wartende Züge im Bahnhof erzeugen. Die Lösung: Lärmschutzwände. Doch ein Wechsel an der Gemeindespitze im vergangenen November ließ die alten Diskussionen wieder aufflammen.

Die Hintergründe: Im Oktober 2021 wurde im Rahmen einer Gemeinderatssitzung ein Vertrag zur Planung und Umsetzung von Lärmschutzmaßnahmen entlang der Franz-Josefsbahn beschlossen. Ein halbes Jahr später wurde im Gremium einer überarbeiteten Version des Vertrags mehrheitlich zugestimmt. 

Zu jenem Zeitpunkt bestätigte die Lärmmessung der Firma TSA die Notwendigkeit von Lärmschutzmaßnahmen im Bahnhofsbereich. Lärmschutzwände stellten sich dabei als kostengünstigste Maßnahme heraus, um das Wohngebiet zu schützen.

Bedenken bei Politik

Mitbeteiligt am Vertrag sind das Land Niederösterreich, die ÖBB und die Gemeinde St. Andrä-Wördern. 15 Prozent der Kosten entfallen auf die Gemeinde – das entspricht 230.000 Euro.

Nun stellte die neue ÖVP-Bürgermeisterin, Susanna Kittinger, den Vertrag jedoch infrage, und zwar im Hinblick auf die Kosten für die Gemeinde. Am 27. Juni sollte im Gemeinderat nochmals über die Errichtung der Lärmschutzwände abgestimmt werden. Brisantes Detail: Kittinger hatte sich 2021, damals noch als Gemeinderätin, gegen die Lärmschutzmaßnahme ausgesprochen.

Ein Fakt, der bei den betroffenen Bewohnerinnen und Bewohner für Verunsicherung sorgte. „Eine allfällige Aufhebung des Gemeinderatsbeschlusses vom 25. März 2022 wäre ein sachlich nicht zu rechtfertigender und willkürlicher Akt“, so ein Betroffener, der sich an den KURIER wandte. Sollte die Gemeinde gegen einen Lärmschutz entscheiden, würde das sämtlichen Lärmgutachten zuwiderlaufen. 

„Es gibt keine sachlichen, wirtschaftlichen oder sonstigen Argumente, die eine Ablehnung des seitens der Bevölkerung dringend benötigten und bereits mit allen Stakeholdern abgestimmten Lärmschutzmaßnahmen rechtfertigen würden“, hielt er fest.

Doch schlussendlich zog die Gemeinde die Reißleine: Der Diskussionspunkt wurde von der Sitzungsagenda gestrichen, der Bau der Lärmschutzwände wird beibehalten. Erneute Verhandlungen zu dem Thema wird es nicht geben, betonte Gemeindechefin Kittinger auf KURIER-Anfrage.

„Aufgrund der angespannten Finanzsituation der Marktgemeinde war es bei den Beratungen zum Nachtragsbudget notwendig, über das Projekt nachzudenken. Der bestehende Vertrag mit der ÖBB und dem Land Niederösterreich bot die Option, diesen aus finanziellen Gründen aufzulösen“, erklärt sie.

2026 wird gebaut

Nach intensiven Gesprächen in den Gemeindegremien im Vorfeld der Sitzung habe Kittinger jedoch entschieden, den bestehenden Vertrag einzuhalten. Die notwendige Konsolidierung des Gemeindebudgets müsse nun voraussichtlich durch Einsparungen bei anderen Projekten oder Gemeindeförderungen vorgenommen werden, so die Bürgermeisterin.

Das bedeutet, dass die Lärmschutzwände wie vorgesehen 2026 stehen sollen. „Diese sind aus fachlicher Sicht die effektivste Maßnahme zum Schutz der Anrainerinnen und Anrainer vor den bestehenden Lärmemissionen, insbesondere, solange noch ältere Fahrzeuge im Einsatz sind“, erklärt Klaus Wesp-Baumgartner, Pressesprecher der ÖBB. Die Bundesbahnen befinden sich derzeit mit der Gemeinde St. Andrä-Wördern in der Detailplanung.

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