SPÖ-Petition um Railjet-Stopps: Grüne sprechen von "Fake-News"
Am Höhepunkt des Landtagswahlkampfes holt die SPÖ im Mostviertel ein Gespenst aus dem Jahr 2020 aus dem Keller. Damals wie heute geht es um die Halts von Railjet-Zügen auf der Westbahn. Die sollen laut SPÖ in einer aktuellen Ausschreibung von Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) im Fahrplan 2024 in Amstetten und St. Valentin nicht mehr halten.
5.700 Personen haben eine Onlinepetition der SPÖ binnen vier Tagen bereits unterschrieben (Stand Montagvormittag). Doch der Mitbewerb im Landtagswahlkampf schäumt. "SPÖ entpuppt sich im Wahlkampffinale als Fake-News-Schleuder", behauptet Amstettens Dominic Hörlezeder (Grüne), der ebenfalls für den Landtag kandidiert.
Recherchen des KURIER zeigen, dass es nicht um Sparvarianten oder Umstrukturierungen bei der Planung geht, sondern um Vorabplanungen, die einen technischen Hintergrund haben.
Baustellen
In Oberösterreich, vor allem in Linz stehen auf der Westbahn größere Baustellen an, die für den Railjet-Taktverkehr Gift sind. Aus dem Büro von Ministerin Gewessler und jenem des nö. Verkehrslandesrats Ludwig Schleritzko (ÖVP) wird betont, dass "es zu keiner Verschlechterung des Angebots für die Bahnfahrer kommen darf".
Doch der politische Railjet-Hype nimmt Fahrt auf. Auch die SPÖ in OÖ hat mittlerweile eine Petition gestartet. Dort sieht man Railjet-Stopps in Vöcklabruck, Neumarkt und Attnang-Puchheim in Gefahr. Der frühere SPÖ-Minister und jetzige Vorsitzende des Verkehrsausschusses Alois Stöger kündigte auch eine parlamentarische Anfrage an Gewessler an.
Düsteres Bild
Bei ihren Wahlkampfeinsätzen malen die roten Landtagskandidaten Ulrike Königsberger-Ludwig, Kerstin Suchan-Mayr und Gerhard Riegler, unterstützt vom Ybbser SPÖ-Nationalrat Alois Schroll, jedenfalls weiter düstere Bilder über einen drohende Ausfall der Railjet-Schnellverbindungen. Der hätte nicht nur für Amstetten und St. Valentin, sondern für die gesamte Region gravierende Folgen. Der Wegfall von Railjet-Verbindungen nach Wien, zum Flughafen Wien-Schwechat und nach Linz würde eine enorme Verschlechterung für Pendlerinnen und Pendler bedeuten. Die Bahnhöfe Amstetten und St.Valentin hätten ein Einzugsgebiet von über 300.000 Menschen.
"Zugverbindungen sollten ausgebaut, nicht ausgedünnt werden", fordern die SPÖ-Mandatare kämpferisch. In der Petition wird gefordert, dass die Bundesregierung mehr Geld zur Verfügung stellen soll, um die Raijet-Stopps zu erhalten und die Zugverbindungen weiter auszubauen. "Wir sind überzeugt, dass wir rechtzeitig auf diese drohende Verschlechterung des Pendlerangebots mit schnellen Verbindungen aufmerksam machen müssen", sagt der Amstettner SPÖ-Vizebürgermeister Gerhard Riegler.
Sein Vizebürgermeister-Kollege Hörlezeder von den Grünen sieht die SPÖ-Aktion jedenfalls völlig unangebracht. "Regelmäßig kurz vor Wahlen, schleudert die SPÖ mit Unwahrheiten um sich, so auch diesmal. War es von Gerhard Riegler zu erwarten, enttäuscht es mich doch, dass Landtagsabgeordnete Kerstin Suchan-Mayr und Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig in Silberstein-Manier agieren und mittlerweile dazu übergegangen sind, den schlechten Stil der Freiheitlichen zu kopieren und Menschen für schnelle Stimmen zu verunsichern", spiegelt Hörlezeder auch ein Bild aus der zerstrittenen Amstettner Stadtpolitik wider. Die Railjets würden jedenfalls erhalten bleiben, bezieht er sich auf eine Stellungnahme des Klimaministeriums, die auch dem KURIER vorliegt.
Bürgermeister
Auch Amstettens ÖVP-Bürgermeister Christian Haberhauer, der selbst ebenfalls auf der Bezirksliste für den Landtag kandidiert, kritisiert, dass die "SPÖ-Petition nicht ganz korrekt ist und für Verunsicherung sorgt". Schnelle Railjet-Verbindungen werde es in Amstetten auch weiterhin geben, ist er überzeugt.
"Wir sind das Klimaministerium, den öffentlichen Bahnverkehr zu verschlechtern liegt absolut nicht in unserem Interesse", erklärt ein Sprecher Gewesslers im KURIER-Gespräch.
Verbesserung statt Verschlechterung
"Um auch während der Bauarbeiten eine gute und verlässliche Öffi-Anbindung für alle Menschen entlang der Bahn zu sichern, bereitet das Klimaschutzministerium aktuell die Bestellungen von weiteren Zügen bei ÖBB und WESTBahn vor", wird aus dem Ministerium versichert. Damit solle der Taktverkehr an allen Knotenpunkten erhalten werden und Pendler von einem noch verbesserten Angebot profitieren.
Aufgrund von EU-Vorgaben habe man die möglichen Bestellungen frühzeitig melden müssen, was dann tatsächlich gebraucht werde, hänge von unterschiedlichen Faktoren ab. "Jedenfalls sorgen wir so vor, um auch während der Bauphase den bestehenden Taktfahrplan vollständig aufrechtzuerhalten und zu verbessern. Selbstverständlich setzen wir die Maßnahme nur um, wenn damit für die Menschen in Amstetten und St. Valentin keine Verschlechterung zum Status quo eintritt. Das umfasst natürlich auch, dass weiterhin Railjets in den beiden Orten stehen bleiben", wird aus dem Ministerium zugesagt.
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