Import-Spargel setzt Bauern aus dem Marchfeld unter Druck

Der weiße Spargel ist eine echte Diva. Sonne mag er nämlich gar nicht. Sobald er mit ihr in Berührung kommt, nimmt er eine andere Farbe an. Warme Böden liebt er dafür umso mehr; je wärmer das Erdreich ist, desto schneller wächst er. Was für die Spargelbauern im Marchfeld zu einer Herausforderung werden kann.
„Bei einem Auf und Ab der Temperaturen, wie wir sie im heurigen Frühjahr erleben, gibt es bei den Erntemengen große Schwankungen“, erklärt Werner Magoschitz, Obmann des Vereins Marchfeldspargel. Und damit auch beim Arbeitsaufwand, immerhin erfolgt bei der Spargelernte noch immer vieles per Hand. Rund 800 Arbeitsstunden fließen in einen Hektar Feld. „Gestochen“ werden die oberirdischen Triebe der Pflanze. Dank Folien haben die Landwirte jedoch die Möglichkeit, den Launen des Wetters etwas entgegenzusteuern.
Gütesiegel
Was sich nicht ohne Weiteres ändern lässt, sind die Bedingungen am Markt. Denn zwar wurden 2024 rund 53 Prozent des österreichischen Spargels im Marchfeld produziert, der Druck durch ausländische Anbieter ist jedoch enorm. „Es ist viel Spargel aus dem Ausland auf dem Markt, und leider sind uns die Händler nicht immer treu“, weiß Magoschitz.
Denn Spargel aus Österreich ist nun einmal teurer als aus anderen Ländern – was mehrere gute Gründe hat. „Wir haben ein hohes Lohnniveau“, sagt Magoschitz. Und das sei auch gut so, immerhin habe man gegenüber den Erntehelferinnen und -helfern eine soziale Verantwortung. In anderen Ländern sei das jedoch nicht der Fall – ebenso wenig wie Verbote für Pflanzenschutzmittel. „Das tut den heimischen Produzenten weh“, betont Magoschitz. Er fordert, die Importrichtlinien und das Preisniveau zu überdenken. „Hier muss man die Politik und den Handel in die Pflicht nehmen“, betont er.
„Viel Spargel kommt aus dem Ausland. Hier muss man Politik und Handel in die Pflicht nehmen.“
Obmann Verein Marchfeldspargel
Wer trotz billigerer Alternativen auf den Marchfelder Spargel setzt – der übrigens mit dem Gütesiegel „geschützte geografische Angabe“ gekennzeichnet ist – bekommt dafür viel Gutes auf den Teller. Denn die Herkunft ist transparent, die Transportwege sind kurz, und auch bei der Produktion selbst setzt man auf Umweltschutz.
Farbenspiel
„In vielen unserer Felder gibt es Blühstreifen, um einen natürlichen Kreislauf zu schaffen“, erklärt Magoschitz, der in Mannsdorf an der Donau Zuhause ist. Durch das Grün werden Insekten angelockt, die Böden werden vom Austrocknen bewahrt und der Einsatz von Dünger kann deutlich reduziert werden. „Wir sind hier Vorreiter. Immerhin geht es auch darum, die Böden für die nächsten Generationen gut zu hinterlassen“, so der Landwirt.
- Marke
Seit 1996 ist die Marke Marchfeldspargel von der Europäischen Union mit dem Gütesiegel „geschützte geografische Angabe“ (g.g.A.) gekennzeichnet. Der Marchfeldspargel gehört zu den am strengsten kontrollierten Lebensmitteln Europas. - Verein
Aktuell bilden sechs
landwirtschaftliche Betriebe den Verein der Marchfelder Spargelbauern und
bewirtschaften mit mehr als 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Felder im Marchfeld. Sie produzierten 2024 auf einer Anbaufläche von 400 Hektar rund 1.440 Tonnen Marchfeldspargel – 53 Prozent des gesamten österreichischen Spargels. - Anbau
Bevor Spargel geerntet werden kann, muss er zwei Jahre lang heranwachsen. Danach können im Frühjahr die Triebe geerntet werden, bevor die Pflanze wieder ruhen muss. nach fünf bis sechs Jahren muss die Pflanze ausgetauscht werden. - 30.000 Pflanzen
braucht es, um einen Hektar Feld mit Spargel zu bepflanzen. Eine Pflanze kostet zirka 50 Cent. Der Anbau des Spargels ist also keinesfalls billig. Auch die Handarbeit, die für die Ernte und Weiterverarbeitung
nötig ist, fließt in den Preis mit ein.
2024 konnten 1.440 Tonnen Spargel im Marchfeld geerntet werden – und zwar längst nicht mehr nur der kapriziöse weiße Spargel, der einst auch „Kaisergemüse“ genannt wurde. Grüner Spargel ist mittlerweile sehr beliebt, und auch der lilafarbene Purpur-Spargel wird immer mehr nachgefragt. „Hier gibt es einen deutlichen Aufwärtstrend“, stellt Magoschitz fest.
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