Die Senfpflanze befindet sich gerade in voller Blüte – darum ging es für einige Journalisten ab auf das Senffeld. Dieses war im Pulkautal im Bezirk Hollabrunn zu finden. Beim Treffpunkt, dem Haugsdorfer Lagerhaus, wartete bereits der Traktor samt Anhänger, der die Truppe zu den Senffeldern im benachbarten Alberndorf chauffierte.
„Veronika ist die Beste“
„Der Himmel ist blau, der Senf ist gelb – das sind unsere Landesfarben. Was gibt es Schöneres?“, empfing Helmut Gessl die Gäste. Er ist selbst Senfproduzent und verriet gleich ein Geheimnis: „Die Sorte Veronika ist die beste.“ Diese werde ausschließlich für die Mautner-Markhof-Produktion angebaut.
Der Senf ist eine einjährige Kultur, die Ende März oder Anfang April gesät wird. Die Vegetationszeit liege zwischen 100 und 140 Tagen, erklärt der Landwirt, der 45 Jahre lang im Lagerhaus gearbeitet hat.
Wie sieht’s mit dem Ertrag aus? 1.000 bis 1.200 Kilo pro Hektar seien der Durchschnitt. „Wir hatten aber auch schon einen Ertrag von bis 2.000 Kilo“, schildert Gessl. Aus eigener Erfahrung kennt er aber auch das andere Extrem: Er selbst erntete einmal nur 52 Kilo pro Hektar, weil das Wetter ihm einen Strich durch die Ernte-Rechnung gemacht hatte.
Sein Ziel ist klar: Mehr Senf-Anbaufläche soll zurück in die Region kommen, um Wertschöpfung für die Bauern zu lukrieren. Die Zusammenarbeit mit dem österreichischen Betrieb Mautner Markhof mit Sitz in Wien-Simmering sei eine sehr gute.
Das bestätigt Tobias Portugaller von der RWA Raiffeisen Ware Austria/Steirersaat. 3.000 bis 4.000 Tonnen Senf liefere man pro Jahr an das Unternehmen. Dazu brauche es eine Anbaufläche von rund 600 Hektar, „damit alles funktioniert“, sagt Portugaller. „Und wenn’s einmal eine Übermenge gibt, dann wird ein super Konsens gefunden.“
„Uns fehlen Werkzeuge“
Lorenz Mayr, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer NÖ, fand den Schauplatz des Pressegesprächs mitten im Pulkautal „schon fast kitschig“. Er schilderte die Herausforderungen, vor denen die Bauern stehen. „Wir arbeiten unter freiem Himmel“, sprach er das Wetter mit all seinen Extremen an.
Eine weitere Herausforderung: „Uns fehlen die Werkzeuge, um die Kulturen zur Ernte zu bringen.“ Konkret meine er damit die „Pflanzenmedizin“, wie er die fehlenden Pflanzenschutzmittel nennt. Das mache sich bereits bemerkbar: Die Anbaufläche in Österreich beträgt heuer 900 Hektar, im Vorjahr war es noch doppelt so viel. „90 Prozent davon liegen in Niederösterreich.“
Wird nicht in Österreich produziert, müsse aus Ländern importiert werden, die nicht so hohe Qualitätsstandards aufweisen. „Es ist traumhaft hier, das muss man ins Produkt mitnehmen“, sagt Mayr und blickt über das Feld. Sein Lieblingssenf ist übrigens der Kremser.
Das will auch Geschäftsführer Brettschneider. 2010 habe die Partnersuche in der Region begonnen. Der Senf sei zwar hier gewachsen, aber nicht für Lebensmittelproduktion verarbeitet worden. „Wenn es hier wächst, müssen wir es erntefähig machen“, war für ihn klar. Vor Jahren wurde der Senf noch zu 100 Prozent aus dem Ausland importiert. „Heute ist in der Marke 100 Prozent Österreich drin“, ist Brettschneider stolz. Er ist überzeugt: „Der Konsument weiß das zu schätzen.“
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