Nach Schüssen am Spielplatz: 12-Jähriger nahm weiter am Unterricht teil

Eine Kinderhand greift nach einer Pistole, die in einer Lade liegt.
Vier Tage vergingen, bis jener Bub, der eine Waffe in Ziersdorf abfeuerte, von der Polizei abgeholt wurde. Nun fordern die Eltern mehr Transparenz.

Knapp zwei Wochen ist es her, dass sich im Bezirk Hollabrunn ein Vorfall ereignete, der nicht nur bei den Eltern hiesiger Kinder hohe Wellen schlug: Ein Schüler soll am späten Nachmittag des 7. Novembers eine Glock 19 zum Kinderspielplatz in Ziersdorf gebracht und im Beisein von Gleichaltrigen mehrmals in die Luft gefeuert haben. Die Pistole stammte vom Vater des Buben, der diese sowie vier weitere Waffen illegal besessen hatte.

Auslöser dürfte ein Konflikt zwischen dem Zwölfjährigen und einem der anwesenden Kinder gewesen sein, wie Polizeisprecher Johann Baumschlager nach Bekanntwerden des Vorfalls am vergangenen Freitag schilderte. Der Schüler habe einen der Burschen dazu aufgefordert, sich hinzuknien und sich für eine Aussage zu entschuldigen. Es gab keine Verletzten. 

Der Zwischenfall wurde noch am selben Abend von einem der Kinder in Begleitung eines Elternteils auf der Polizeistation zur Anzeige gebracht. Die Beamten haben laut Baumschlager augenblicklich mit Ermittlungen begonnen, die bis in die Nacht fortgeführt wurden. Im Zuge der Polizeiarbeit konnte unter anderem die geladene Waffe im Kinderzimmer sichergestellt werden. Die Kinder- und Jugendhilfe wurde informiert. 

Sorge um Sicherheit

Soweit die bisherigen Fakten zu einem Fall, der nicht nur in der Region schockierte. Der KURIER konnte weitere Details in Erfahrung bringen: Der Zwölfjährige nahm nämlich nach dem Vorfall noch weitere vier Tage am Unterricht teil, bis er am vergangenen Freitag mit Unterstützung der Polizei von der Schule abgeholt wurde. Seither ist der Bub in einer Kriseneinrichtung untergebracht - Untersuchungen nach dem Waffengesetzt sowie wegen des Verdachts der Nötigung laufen. Gegen den Vater wird ebenfalls nach dem Waffengesetz sowie wegen Diebstahls ermittelt.

Die Eltern fordern nun im Rahmen einer Online-Petition Aufklärung und Verantwortung im Umgang mit sicherheitsrelevanten Situationen an Schulen. Ziel sei, "dass Schulen, Behörden und Eltern künftig enger und klarer zusammenarbeiten, wenn es um die Sicherheit und das Wohl der Kinder geht", schreiben die Initiatoren. Dazu brauche es unter anderem klare Informationsabläufe, verbindliche Sicherheits- und Krisenprotokolle sowie psychologische und pädagogische Unterstützung.

Die Petition dürfte im Zusammenhang mit einem offenen Brief des Elternvereins stehen, der wohl an mehrere zuständige Behörden übermittelt wurde. Der Elternverein gibt gegenüber dem KURIER an, sich derzeit nicht offiziell zu dem Inhalt des Schreibens äußern zu wollen. 

Keine akute Bedrohungslage

Die Polizei weiß um die Existenz des Briefs und betont auf Anfrage, dass – aufgrund der sichergestellten Waffe und anhand der durchgeführten Ermittlungen – nach dem Vorfall am Spielplatz keine Gefahrenmomente mehr bestanden hätten. Zudem müsse das Alter des Buben bei jeglichem Vorgehen beachtet werden.

Seitens der Bildungsdirektion Niederösterreich wird betont, dass der Umgang mit derartigen Situationen in enger Abstimmung mit der Polizei und mit den ermittelnden Stellen festgelegt werden, unter anderem, um Ermittlungsverfahren nicht zu beeinträchtigen. Krisenhandbücher und Leitfäden seien vorhanden, laufende Evaluierungen werden durchgeführt. Die Kommunikation in diversen Situationen sei ebenfalls klar geregelt, die Sicherheit für Schule, Schüler sowie Lehrkräfte stehe im Mittelpunkt.

Psychologische Unterstützung werde von Beginn an zur Verfügung gestellt, so auch nach den Geschehnissen in Ziersdorf. Eine akute Bedrohungslage für die Schule habe es beim derzeitigen Fall nie gegeben, "da umgehend und stets alle Maßnahmen getroffen wurden, um die Sicherheit zu gewährleisten", betont man.

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