Zu wenige Bälle und Tore: St. Pöltner Fußballturnier endet im Chaos
Viele Nachwuchshoffnungen reisten früher ab. Die St. Pöltner Stadtsportanlage konnte am Sonntag nämlich nicht wie geplant bespielt werden.
11.06.23, 18:38
Um 7.08 Uhr in der Früh war es traurige Gewissheit: Tausende Kinder aus ganz Europa würden den Sonntag nicht kickend am Fußballplatz verbringen, sondern enttäuscht die Heimreise antreten. Sie alle waren in die niederösterreichische Landeshauptstadt gekommen, um an der Champions Trophy, einem der größten Nachwuchsturniere der Welt, teilzunehmen.
Statt Pässen, Dribblings und Toren erwartete die Kinder aber ein organisatorisches Chaos. Der KURIER berichtete. Laut Veranstalter standen von Freitag bis Sonntag in den Altersklassen U9 bis U13 Matches am Programm. Namhafte Klubs wie Juventus Turin, die Glasgow Rangers oder Red Bull Salzburg hatten ihren Nachwuchs nach St. Pölten entsandt.
Nachdem schon am Samstag aufgrund fehlender Tore nur ein Bruchteil der Spiele stattgefunden hatte, wurden die Teams am Sonntag in den frühen Morgenstunden schließlich informiert, dass in der St. Pöltner Stadtsportanlage gar nicht mehr gespielt werden könne. Die Teams, die noch nicht abgereist waren, mussten auf andere Plätze ausweichen und die Pokale in einer abgespeckten Version ausspielen.
Sicherheitsbedenken
Da sich das organisatorische Versagen des Veranstalters schon am Vortag abgezeichnet hatte – unter anderem kam es rund um das Areal zum Verkehrschaos –, zog die Stadt die Reißleine. In einer Stellungnahme hieß es: „Aus Sicherheitsgründen wird die Stadt die Sportanlage [...] für das internationale Fußballturnier am Sonntag nicht mehr zur Verfügung stellen.“
Wie der KURIER erfahren hat, konnte der Turnierorganisator am Samstag kurz vor Mitternacht offenbar immer noch keinen Sicherheitsdienst für den nächsten Tag nennen. „Für uns war klar, dass wir das nicht verantworten können“, sagte ein Sprecher der Stadt.
Aufgebrachte Fans sollen nach dem Chaos am Samstag Schiedsrichter bedroht haben. Vertreter der Vereine erzählten, dass nicht ausreichend Sanitäter am Fußballplatz gewesen seien. Seitens der Stadt hieß es zudem, die Anlage wäre am Sonntag aufgrund von Müllbergen nicht bespielbar gewesen.
Der Gründer der bisher angesehenen Champions Trophy, Gerald Berger, wollte nach Turnierende nichts schönreden: „Meine mit der Organisation betrauten Partner haben den Aufwand völlig unterschätzt. Dass man die Spiele in der Stadtsportanlage absagt, finde ich dennoch schade. Wir haben einen Putztrupp aufgestellt, in der Früh wären die Plätze sauber gewesen.“ Er habe sich mehr Entgegenkommen von der Stadt erhofft.
Auch Caterer Joe Unger musste sich bei dem Turnier einiges anhören. Bestellt wurden ihm zufolge nur Speisen – und das für viel zu wenige Kinder. Als die Klubs nicht die vom Veranstalter versprochenen Getränke bekamen, sei der Ärger groß gewesen sein.
1.800 Paprikahendl
Außerdem blieb man nach der Absage am Sonntag zunächst auf 1.800 Portionen Paprikahendl sitzen. „Nach einem Facebook-Aufruf mussten wir nichts wegschmeißen. Viele St. Pöltner sind gegen eine freie Spende zum Essen gekommen. Den Rest konnten wir ebenfalls spenden.“
Die Leidtragenden dürften also die Nachwuchskicker sein, wie ein Betreuer betont: „Die haben sich auf ein Wochenende mit Top-Gegnern gefreut und sind stundenlang angereist. Und dann gibt es nicht einmal genug Bälle.“
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