Vereine in Not: Die härtesten Gegner sind die Energiekosten
Manchmal – so erzählen es Kollegen von Anton Heinzl – tauche der Obmann des SC Harland direkt nach der Arbeit am Fußballplatz auf, um noch ein paar Runden mit dem Rasenmähertraktor zu drehen. „Es ist schon vorgekommen, dass er dabei noch Hose und Jackett anhatte“, berichtet ein Vereinsmitglied.
Heinzl kann man also getrost als einen echten Vereinsmeier bezeichnen, dessen Herz nicht nur für den Fußball schlägt, sondern auch für die Kinder und Erwachsenen, die für den SC Harland in der Landeshauptstadt St. Pölten kicken.
Weniger romantisch fällt da schon der Blick in die Zukunft aus, denn wie viele andere Vereine in Niederösterreich leidet auch Heinzls Klub massiv unter den enorm gestiegenen Energiepreisen. „Wir wissen gar nicht, wie wir die Rechnungen bezahlen sollen“, berichtet der Obmann.
"Ab Jänner könnte es schlimm werden"
Der Strom sei mittlerweile dreieinhalb Mal so teuer, von den Heizkosten gar nicht zu reden. „Richtig schlimm“, ist sich Heinzl sicher, „wird es im Jänner. Dann kann man ohne Flutlicht nicht trainieren und einheizen muss man auch.“ Um Strom sparen zu können, hat sich der Funktionär bereits kundig gemacht, wie sich eine LED-Umrüstung der Flutlichtanlage auf die Vereinskasse auswirken würde. Das Ergebnis war mit 50.000 Euro Investitionskosten ernüchternd. „So eine Summe können die meisten Vereine nicht stemmen. Da müssen die Gemeinden schon mithelfen.“
Dass das Land Niederösterreich dringend helfen muss, um das Überleben vieler Vereine zu sichern, weiß auch Landesrat Jochen Danninger (ÖVP). Er war in den vergangenen Wochen in den Bezirken unterwegs, um mit Funktionären und Sportlern zu sprechen. „Das bestimmende Thema ist zweifellos die Energiekrise“, resümiert Danninger. „Energieintensive Sporthallen und flutlichtbetrieben Außenanlagen sorgen dafür, dass die Vereine die Kostensteigerungen von bis zu 500 Prozent zum Vorjahr nicht mehr bewältigen können“, sagt er.
Leuchtentausch
Als Sofortmaßnahme wird deshalb der Fördersatz für den Leuchtentausch, von Halogen auf LED, von bisher 20 auf 33 Prozent (bis maximal 10.000 Euro) angehoben. Dadurch, so die Rechnung des Landes, können Vereine bis zu 60 Prozent der Energiekosten sparen.
Die Nachfrage war bislang schon groß. In den vergangenen 20 Monaten wurden Fördermittel in der Höhe von 450.000 Euro bewilligt, mehr als 70 Sportplätze mit LED-Beleuchtung ausgestattet.
Zutrittssysteme
Danninger will gleichzeitig aber auch, dass die Sportinfrastruktur im größten Bundesland effizienter genutzt wird.
„Bei vielen Sportstätten ist es aktuell notwendig, dass jemand – in den meisten Fällen ein Schul- oder Hallenwart – aufsperrt und dann auch bei externen Veranstaltungen anwesend ist“, berichtet Danninger. Mit digitalen Buchungs- und Zutrittssystemen soll dieser Aufwand entfallen. Dadurch erhoffen sich die Verantwortlichen eine höhere Auslastung und einen einfacheren Zugang zum Sport allgemein.
Regionssporttage
400.000 Euro stehen dafür zur Verfügung, ein entsprechender Förderantrag kann ab 12. Oktober von Gemeinden, Vereinen und Verbänden, die Eigentümer oder Betreiber von Sportanlagen sind, eingereicht werden. Die Anschaffung dieser Systeme werde mit maximal 50 Prozent vom Land Niederösterreich unterstützt, heißt es.
Um Kindern und Jugendlichen das Sport- und Bewegungsangebot schmackhaft zu machen, sind zudem ab kommenden Jahr Regionssporttage geplant.
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