Fotografin hält St. Pöltner Alltagshelden in Bildern fest
Franzi Kreis traf Viehofnerinnen und Viehofner zum Gespräch und portraitierte sie. Die Geschichten, die das Grätzl schreibt, sind nun im Stadtmuseum zu sehen.
Geschichten schreibt der Alltag viele. „Meistens erfährt man diese aber nur über den Gartenzaun hinweg“, sagt Fotografin Franzi Kreis. Auch der St. Pöltner Stadtteil Viehofen bildet in diesem Fall keine Ausnahme – nur dass die Geschichten dieses Grätzls bald ganz St. Pölten erfahren wird.
Denn über den Sommer hat die Fotografin mehr als ein Dutzend Viehofnerinnen und Viehofner zu Gesprächen gebeten, welche sie mit Videos und Porträts festhielt. Gefunden wurden die Alltagshelden über einen Aufruf der Grätzl-Initiative „ZUsammen Kunst und Kultur ERleben“. Dieses Projekt von Lena Weiderbauer und Johanna Figl soll das Kennenlernen der Nachbarschaft in St. Pölten (re-)aktivieren und aufnehmen.
Raum für Fantasie
Eine der Ersten, die sich daraufhin meldeten, war Larissa, die im alten Herrenhaus in der Austinstraße aufgewachsen ist. „Erst am Ende unseres Gesprächs erzählte sie mir, dass sie als Kind hier einmal mit einem Fuchs gespielt hat“, sagt Kreis.
„Ob diese Geschichte wirklich passiert ist oder sie es sich eingebildet hat, kann sie heute nicht mehr sagen. Doch für mich muss nicht jede Geschichte fertig erzählt werden und darf auch die Fantasie anregen.“ Weitere Gesprächspartner ergaben sich oft durch Zufall „Ich wurde mit offene Augen und Ohren empfangen und liebevoll weitergereicht“, schildert die Fotografin die Entstehungsgeschichte des Projekts.
Besuche bei Alltagshelden
So stattete sie etwa starken Frauen und Männern der Viehofner Feuerwehr einen Besuch ab, lernte die Vision der Living City auf dem Areal der ehemaligen Spitzenfabrik kennen und verbrachte einen Nachmittag bei Emmaus.
Diese Art des Geschichtenerzählens war für die 30-Jährige kein Neuland. In früheren Projekten befragte Kreis etwa Töchter nach den Lebensgeschichten ihrer Mütter.
Glückliches Leben
„Eine Frage, die ich immer gerne stelle, ist ,Was braucht es für ein glückliches Leben‘“, schildert Kreis ihre Herangehensweise. In Viehofen bemerkte sie eine Besonderheit: „Hier antworteten ganz viele auf diese Frage mit Freunde, Familie, Gemeinschaft oder Nachbarschaft.“
All diese „Zwischentöne der Stadtgeschichte“ zeigt Kreis seit dem gestrigen Donnerstag in der Ausstellung „Überhaupt kein Lärm“ im St. Pöltner Stadtmuseum.
Bis 4. Dezember sind Fotografien und Projektionen der Gespräche zu sehen. Außerdem werden an ausgewählten Tagen auch großflächige Projektionen an der Fassade der ehemaligen Glanzstoff-Fabrik gezeigt. Weiter Infos unter: stadtmuseum-stpoelten.at
Alle Nachrichten aus St. Pölten jeden Montag im Postfach mit dem KURIER St. Pölten-Newsletter:
Kommentare