"Wir sind traurig": Bekannte Bäckerei in NÖ muss Parkplätzen weichen

"Wir sind traurig": Bekannte Bäckerei in NÖ muss Parkplätzen weichen
Die Erweiterung eines Supermarktes in St. Pölten lässt keinen Platz mehr für ein kleines Geschäft. Jetzt wurde eine Unterschriftenaktion gestartet.

Donnerstagvormittag im St. Pöltener Stadtteil St. Georgen. In der Bäckerei Schindl an der Hauptstraße herrscht reger Betrieb, viele Kunden holen sich einen Kaffee und eine Jause. Dennoch ist die Stimmung  getrübt. „Jetzt bin ich 56 Jahre alt und bald arbeitslos“, erzählt eine Mitarbeiterin.

Filiale wird vergrößert

Tatsächlich ist in ein paar Monaten Schluss. Noch bis Februar 2025 läuft das Geschäft weiter, dann ist dieser Standort Geschichte. Der Grund für das Aus ist ein paar Meter weiter zu finden. Hier finden derzeit Bauarbeiten statt, die Billa-Filiale wird erweitert, es sollen auch zusätzliche Parkplätze dazukommen. Nun wurde der Pachtvertrag gekündigt, neuer Pächter ist der Konzern, heißt es in St. Georgen.

Deshalb muss die Bäckerei weichen, auch für den Foodtruck „El Burrito Vivo“ wird es keine Stellfläche mehr geben. „Bitter“, sagt Alfred Schindl, der Sohn des Seniorchefs der Bäckerei, der hier Burritos verkauft. Er ist derzeit auf der Suche nach einem anderen Standort, die Feuerwehr soll ihm schon eine Ersatzfläche angeboten haben.

Ganz hinnehmen wollen die St. Georgner aber das Ende ihres Bäckers nicht. Romana Drexler, die auch gegen die geplante Traisental-Schnellstraße S34 und den Bau eines Zentrallagers im Süden der Stadt kämpft, hat nun eine Unterschriftenaktion gestartet. Direkt im Shop kann man sich für den Erhalt der Bäckerei einsetzen, im August wird Drexler zudem den Rewe-Vorstand treffen, um die Situation zu besprechen.

„Die Parkplätze der Billa-Filiale in St. Georgen sind das ganze Jahr über nicht vollständig ausgelastet. Es würde mit Sicherheit ausreichen, die Stellflächen rund um die bestehende Bäckerei zu erweitern, ohne das Gebäude abreißen zu müssen“, betont Drexler.

"Finden keinen anderen Standort"

In der Familie Schindl selbst ist man ebenfalls unglücklich. „Es macht uns traurig, dass wir schließen müssen. Wir haben uns schon nach einem anderen Standort umgeschaut, aber es ist einfach nichts zu finden“, erzählt Huguette Schindl. Der Betrieb hat eine lange Tradition, seit mehr als 100 Jahren wird hier Brot gebacken.

Frau Schindl freut sich aber, dass sich die Bürger nun für den Fortbestand des Geschäfts einsetzen. Ob es etwas bringt, bleibt abzuwarten. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt Schindl.

"Wesentlicher Beitrag zum Gemeinschaftsleben"

Am Freitag meldete sich auch Rewe in der Causa zu Wort. Laut dem Konzern soll der Familie bereits eine Ersatzfläche angeboten worden sein. "Wir arbeiten laufend an der Verbesserung und Weiterentwicklung unseres Filialnetzes, um unseren Kunden ein zeitgemäßes Einkaufserlebnis bieten zu können", heißt es. 

Und weiter: "Bei allen Projekten orientieren wir uns stets an den Gegebenheiten vor Ort sowie den Bedürfnissen der jeweiligen Gemeinde und sind bestrebt, einen wesentlichen Beitrag zum Gemeinschaftsleben und deren Infrastruktur zu leisten. Da wir hier noch in den Gesprächen mit dem Vermieter stecken, können wir aber leider keine genaueren Angaben machen, wir bitten um Verständnis."

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