Aus Offizierskreisen ist allerdings zu hören, dass der 57-Jährige wieder in seinen Stammbereich zurückkehren möchte. Dem Vernehmen nach, ist er auch bereit dafür zu kämpfen. Jawurek möchte wieder Militärkommandant von Niederösterreich sein und somit als Soldat das größte Bundesland repräsentieren.
Die Vorgeschichte zu der Causa hat für österreichweite Schlagzeilen gesorgt. Im November 2022 wurde der Bundesheer-Angehörige des Dienstes enthoben. Das Ministerium hatte rasch reagiert, nachdem massive Vorwürfe gegen den damaligen Militärchef erhoben wurden.
Vorfall zu später Stunde
Zugetragen hatte sich der Vorfall am 8. November vergangenen Jahres. Damals gab es laut Staatsanwaltschaft zwei Veranstaltungen in der Kaserne in St. Pölten. Zu späterer Stunde habe der leicht betrunkene Landesmilitärkommandant eine Gastromitarbeiterin unter dem Vorwand eines Vier-Augen-Gesprächs in ein abgedunkeltes Nebenzimmer gelockt. In dem Raum soll sich Jawurek der Frau angenähert haben.
Letztlich kam es zum Geschlechtsverkehr. Dem Brigadier wurde seitens der Staatsanwaltschaft vorgeworfen, „seine Machtposition ausgenutzt“ zu haben, weil er zuvor recht offensiv auf eine vom Opfer angepeilte Versetzung angespielt haben soll.
Der Offizier wurde freigesprochen. Das Urteil ist mittlerweile rechtskräftig, die Dienstenthebung aufgehoben. Strafrechtlich ist der Fall damit erledigt, aus beruflicher Sicht für den Niederösterreicher allerdings noch nicht. Denn nun ist die Bundesdisziplinarbehörde am Zug. Zu hören ist zwar, dass mit einer Entscheidung vor Weihnachten nicht mehr zu rechnen ist, Ungemach könnte dem Brigadier dennoch drohen. Unter anderem möglich wären als Folge des Vorfalls in der Hesserkaserne eine Entlassung, Geldstrafe oder auch eine Degradierung - und selbstverständlich auch ein Freispruch.
Wie entscheidet der Bundespräsident?
Hat die Disziplinarbehörde entschieden, wird die Causa nochmals im Verteidigungsministerium thematisiert werden. Auch die Personalabteilung hat die Möglichkeit, Maßnahmen zu ergreifen. Grundsätzlich gilt aber, dass eine etwaige Entscheidung der Disziplinarbehörde natürlich Auswirkungen auf das weitere Vorgehen haben wird.
Zu guter Letzt könnte der Akt auch noch Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen beschäftigen. Ernennungen von Spitzenbeamten laufen über seinen Schreibtisch. Kommt Jawurek auf einen anderen bzw. gleichwertigen Posten wie jenen in St. Pölten, müsste Van der Bellen dafür grünes Licht geben.
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Auf KURIER-Anfrage will Martin Jawurek zu seiner weiteren Zukunft nicht viel sagen. "Ich bitte um Verständnis, dass ich mich dazu nicht äußern möchte. Es handelt sich um ein laufendes Verfahren."
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