Sehr zum Ärger übrigens von Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ), der sich bereits mehrfach für die neun Kilometer lange und mehr als 200 Millionen Euro teure Straße ausgesprochen hat. Auch deshalb wird es wohl mit einer echten Ehrenbürgerschaft nichts werden.
Fünf Jahre ist es nun her, dass sich mehr als ein Dutzend Bürgerinitiativen zur Klimahauptstadt 2024 zusammengeschlossen haben. Am vergangenen Donnerstag wurde nun Bilanz gezogen.
„Es war eine Berg- und Talfahrt“, berichtet Dieter Schmidradler, der unter anderem für die Organisation „Verkehrswende“ aktiv ist.
"Tiefpunkt"
„Ich erinnere mich an eine ganz dunkle Stunde im St. Pöltner Gemeinderat, als eine Petition mit 10.370 Unterschriften gegen den Straßenbau einfach vom Tisch gewischt wurde“, erzählt Schimdradler. Ein weiterer Tiefpunkt sei das grüne Licht für die Errichtung eines ÖAMTC-Hubschrauberlandeplatzes am nördlichen Waldrand des ehemaligen Garnisonsübungsplatzes in Völtendorf gewesen.
Dennoch, so der Aktivist, sei in der Landeshauptstadt auch der Turbo auf dem Weg in die Klimaneutralität gezündet worden.
Klärschlamm statt Gas?
Tatsächlich hat sich einiges getan. „Der Klima-Zug kommt auch in der Verwaltung ins Rollen“, weiß Martin Gruber-Dorninger von der Klimakoordinationsstelle der Stadt St. Pölten. Seit dem vergangenen Jahr sind in der Stadt zwei Energiegemeinschaften in Betrieb. Diese versorgen bereits die Gebäude der Hauptstadt mit grünem Strom aus PV-Anlagen, die unter anderem auf Dächern von Schulen und Kindergärten montiert wurden.
Laut Gruber-Dorninger hat zudem das Jahrhundert-Hochwasser im vergangenen September die Stadt vor neue Aufgaben gestellt. Weil die Abfallverwertungsanlage Dürnrohr geflutet wurde, musste auf Gas zurückgegriffen werden, damit die Haushalte weiter heizen konnten. „Hier sind wir auf der Suche nach Notlösungen, die im Ernstfall zum Tragen kommen könnten. Unter anderem wird es Versuche mit Klärschlamm geben.“
Zufrieden mit der Entwicklung zeigt sich auch Maria Zögernitz von der Radlobby. Kein Wunder, denn im Jahr 2019 betrug der Radverkehrsanteil in St. Pölten noch elf Prozent, im Vorjahr war dieser bereits auf 18 Prozent angewachsen. „Bei einem Bevölkerungszuwachs von sieben Prozent ist das wirklich bemerkenswert. Wir sind auf dem Weg zu einer echten Verkehrswende“, sagt sie.
Und auch das Thema Bodenverbrauch bewegt die Bürger. Mehr als 10.000 Menschen konnte Romana Drexler gegen das geplante Rewe-Zentrallager sammeln. Die Unterschriften übergab sie kürzlich Stadtchef Stadler.
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