Salven aus US-Kriegsflieger sorgen in NÖ noch nach 70 Jahren für Gänsehaut

Das Maschinengewehr des nach zehn Jahren aus dem Lunzer See geborgenen US-Jagdfliegers wurde 1955 irrtümlich von einem 11-Jährigen abgefeuert
Zeitgeschichte erlebbar und verstehbar zu machen, ist das Ansinnen des Purgstaller Hobbyhistorikers, Museumsgründers und Autors Franz Wiesenhofer. Akribisch bereitet er über Jahre seine Projekte vor. So auch die jüngst eröffnete Ausstellung zu den Gedenkjahren 1945 und 1955. Bei der Eröffnung der Schau über die letzten Kriegsjahre und den Wiederaufbau konnte sich Wiesenhofer über die Anwesenheit eines besonderen Zeitzeugen und Ehrengastes freuen.
Nach 23-jähriger Suche hat der Heimatforscher nämlich auch den Nebendarsteller eines besonderen Nachkriegsspektakels ausgeforscht. In der Gedenkausstellung spielen nämlich bislang nie gezeigte Bilder und die Schilderung der dramatischen Bergung eines amerikanischen Jagdflugzeuges des Typs "Lightning“ aus dem Lunzer See im Jahr 1955 eine Hauptrolle.

Unfreiwillger Schütze Anton Hinterhofer und Ausstellungsgestalter Franz Wiesenhofer (r.)
Der US-Kriegsflieger war im Jänner 1945 im See notgelandet und 24 Meter tief gesunken. Mit großem Aufwand und einem riesigen Hallo wurde die Maschine 1955 geborgen und ans Land gezogen. Dabei machte sich auch ein damals elfjähriger Bub an dem Wrack zu schaffen.
Blöderweise drehte der neugierige Jungspund dabei an einem Rad, das ihm an der am Dach liegenden Maschine besonders aufgefallen war. Doch damit feuerte er völlig unbewusst und ohne Vorwarnung eine ohrenbetäubende gefährliche Salve in den Lunzer See ab.
Toni Hinterhofer, so hieß der unfreiwillige Schütze, aber auch Schaulustige und zahlreiche Boote und ihre Insassen am See blieben zum Glück unbeschadet. Sein Schock über die Feuerkraft der Bordkanone sei riesig gewesen, erzählte Hinterhofer bei der Ausstellungsvernissage. Das Wasser sei nur so gespritzt, als die Kugeln in den See einschlugen.
Geschockter Gendarm
Unvergesslich bleibe ihm aber auch noch der Schrei, den ein am Seeufer anwesender Gendarm ausstieß. Der Beamte war zuerst ebenfalls geschockt. "Aber dann hat er mich massiv zusammengeschissen“, erzählte Hinterhofer, der noch heute froh ist, dass seine Schüsse keine schlimmen Folgen hatten.
Niemand hatte damals damit gerechnet, dass die Bewaffnung des abgesoffenen Flugzeuges nach zehn Jahren noch funktioniert, sagt Wiesenhofer. Man dürfe die Gefahren durch Kriegsmaterial bis heute nicht unterschätzen. Der Historiker hatte erstmals 2002 über den abenteuerlichen Zwischenfall im Staatsvertragsjahr in Lunz erfahren. In den vergangenen Jahren verkehrte Wiesenhofer schriftlich mit dem US-Piloten der untergegangenen "Lightning“ und interviewte auch die Chefin der damaligen Bergefirma.
Lediglich die Ausforschung des unfreiwilligen Bordschützen, der eigentlich nur im benachbarten Scheibbs zu finden gewesen wäre, zog sich 23 Jahre in die Länge.
Zur Ausstellung
Die sehenswerte Ausstellung zum Ende des Zweiten Weltkriegs und zur Gründung der Zweiten Republik aus regionaler Sicht ist noch bis 13. April im Saal des Gästehauses Veronika in Purgstall zu bestaunen.
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