Rettungslandschaft mit Löchern

Wolfgang Atzenhofer
Nun ist die Katze aus dem Sack! Mit einem Auftritt, der kollektive Einigkeit der Landesregierung mit den Gemeinden und Einsatzungsorganisationen belegen sollte, wurde das neue Rettungspaket präsentiert. Eine neue Rettungslandschaft soll sich ab April 2027 in Niederösterreich auftun. Noch finden sich auf diesem Terrain aber viele Löcher und Hindernisse.
Die spektakulärste Reform, nämlich das Schließen von elf der derzeit 32 Notarztstützpunkten, wird trotz etlicher regionaler Proteste samt vielen offenen Fragen durchgezogen. Allerdings wurde bei der mittwöchigen Präsentation erstmals auch ganz klar der Hauptgrund dafür genannt. Für so viele Stützpunkte, in denen rund um die Uhr ein Notarzt parat stehen soll, fehlen einfach die Ärzte. Pensionswelle und wenig Nachwuchs trüben das Bild.
Notfallsanitäter mit neuen Zusatzqualifikationen, First Responder und wohl wieder vermehrt auch Hausärzte werden bei Notfällen im weiten tragende Land Rollen und viel Verantwortung übernehmen müssen.
Große Verantwortung
Das neue Rettungssystem steht oder fällt mit den hauptverantwortlichen Rettungsorganisationen, dem Roten Kreuz und dem Arbeiter Samariterbund. Die Rotkreuz-Spitze hat vor vier Jahren bei den politischen Verantwortlichen auf die SOS-Taste gedrückt und den Notarztmangel thematisiert. Im Gesundheitspakt 2040+ wird nun reagiert. Dass im Vorfeld der nun präsentierten Entscheidung um die Notfallmedizin neben zahlreichen Bürgermeistern auch die Rotkreuz-Bezirksstellen offen gegen die Pläne auf die Barrikaden gestiegen sind, macht stutzig.
980 Stunden Ausbildung samt Praxis in einer Klinik benötigt ein Notfallsanitäter, der auch Venennadeln setzen darf. Um 86 RTW-C-Stützpunkte ab 2027 mit solchen Topleuten besetzen zu können, muss noch eine Hundertschaft ausgebildet werden. Hoffentlich sind nicht bald wieder SOS-Signale nötig. Gesundheitslandesrätin Eva Prischl hat aber auch zugesagt, dass nur bei vollwertigem notfallmedizinischem Ersatz Notarztstellen abgestellt werden.
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