Wie vom KURIER berichtet, grenzt es an ein Wunder, dass der 49-jährige Taxler mit türkischen Wurzeln die mehr als 20 Stiche in Hals, Kopf und Oberkörper überhaupt überlebt hat. Nach einer mehrstündigen Not-OP im UKH-Meidling ist er außer Lebensgefahr.
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Muslim K. kam direkt aus der Nachtschicht, als er am Montag um 4.30 Uhr früh am Bahnhof Mödling in das Taxi stieg. Er ließ sich von dem 49-Jährigen an einen entlegenen Ort am Waldrand von Breitenfurt chauffieren – ein Platz, den er gut aus seiner Jugend kannte. Aufgewachsen im Bezirk Mödling hielt sich der Tatverdächtige - ein Tschetschene mit Aufenthaltstitel in Österreich - oft mit Freunden in den Wäldern im Bezirk auf.
Was folgte, war ein minutenlanger Überlebenskampf. Ohne vorher nach der Losung zu fragen, rammte der Angreifer dem Opfer ohne Vorankündigung mehrmals ein Jagdmesser in den Hals. Wieso er nicht einfach mit vorgehaltenem Messer Geld verlangte, beantwortete der Verdächtige laut Polizei so: Um seiner Entschlossenheit Ausdruck zu verleihen und seine Macht zu demonstrieren.
Überschlag bei Fluchtversuch
Es entwickelte sich im und außerhalb des Autos ein erbitterter Kampf. Der Taxifahrer wehrte sich mit Leibeskräften gegen die Stiche. Tiefe Wunden an den Handflächen und Unterarmen zeugen von den Abwehrversuchen.
Bei dem Versuch des 49-Jährigen, mit dem Taxi zu flüchten, überschlug sich der Wagen und blieb auf der Beifahrerseite am Straßenrand liegen.
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Dass der Angreifer nochmals zum Opfer ins Auto kletterte, ihm erneut das Messer in den Hals stach und ihn mit einem Pfefferspray handlungsunfähig machte, zeugt für die Raubermittler des Landeskriminalamtes von der Mordabsicht. Mit einem SOS-Knopf im Wagen konnte der lebensgefährlich Verletzte noch die Einsatzkräfte rufen, bevor er das Bewusstsein verlor.
Weil der Tatverdächtige der erste Fahrgast in der Nacht war und der Fahrer noch nichts eingenommen hatte, flüchtete der Räuber lediglich mit ein paar Euro sowie dem Jausenpaket des 49-Jährigen in den Wald. Für die um 4.55 Uhr zu Hilfe gerufene Freiwillige Feuerwehr Breitenfurt entpuppte sich der vermeintlich schwere Verkehrsunfall als ein abscheuliches Gewaltverbrechen. „Dieser Einsatz hat uns gezeigt, dass es im Zuge von Feuerwehreinsätzen plötzlich zu Situation kommen kann, wo Einsatzkräfte unter Umständen außergewöhnlichen Bedrohungen ausgesetzt sind“, erklärt die Feuerwehr in einer Stellungnahme. Aufgrund des kritischen Zustands des Verletzten entschied sich der Einsatzleiter für eine „Crashrettung“.
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Täter stach den Tank auf
Wie sich später herausstellte, hatte der Tatverdächtige vor seiner Flucht noch den Tank des Taxis aufgestochen – vermutlich um ein Feuer zu legen. So weit kam es zum Glück nicht.
Dass der 28-Jährige trotz des Einsatzes von Polizeihubschraubern mit moderner Wärmebildtechnik, Suchhunden und Drohnen sich zwei Tage lang in dem Waldgebiet vor den Einsatzkräften verstecken konnte, liegt laut dem Mann daran, dass er das Gebiet gut kenne und im Sommer dort öfters die Nacht im Freien verbringe.
Sturz mit dem Fahrrad
Gefasst wurde der Verdächtige Mittwoch gegen 4 Uhr früh in Mödling, als er versuchte vor einer Streife zu flüchten. Er kam bei der Verfolgung mit einem gestohlenen Fahrrad zu Sturz und wurde in Handschellen gelegt.
Nach der Messerattacke auf den Taxilenker ist am Donnerstag die Untersuchungshaft über den 28-jährigen Beschuldigten verhängt worden. Ermittelt werde wegen des Verdachts des versuchten Mordes, des schweren Raubes sowie der Sachbeschädigung, teilte Erich Habitzl, Sprecher der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt mit.
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