Räuber „aus Angst“ muss sechs Jahre hinter Gitter
Selbst zugeschlagen haben will der Angeklagte nicht, er war aber an einem Raub beteiligt.
Eigentlich habe er mit all dem, was ihm der Staatsanwalt zur Last legt, gar nichts zu tun haben wollen, sagt der Angeklagte. Doch dann war er doch mittendrin.
Wegen schweren Raubes und versuchter Körperverletzung muss der 22-jährige Syrer sechs Jahre hinter Gitter – nicht rechtskräftig. Der bereits wegen Körperverletzung Vorbestrafte hatte mitgeholfen, einen Landsmann zu bedrohen, zu verletzen und Einrichtungsgegenstände aus dessen Wohnung zu entwenden.
Als all das seinen Anfang nahm, sei er gerade dabei gewesen, mit seiner Freundin für eine bevorstehende Prüfung zu lernen, erzählt der 22-Jährige am Landesgericht Wiener Neustadt. Da habe ihn ein Mann angerufen, den er seinen Cousin nennt. „Wir sind eigentlich nicht verwandt, aber wir nennen uns so“, präzisiert er zur Verwunderung der Richterin. Cousin Ali habe vorgeschlagen, „ein bisschen mit dem Auto herumzufahren“.
Schon beim Einsteigen in den Wagen sei ihm aufgefallen, dass Ali und seine Mitfahrer „voll drauf waren auf Drogen“. Aus Angst sei er trotzdem mitgefahren. Denn Alis Familie sei „schwer gewalttätig“.
Alkohl und Kokain im Auto
An einer Tankstelle wurde Alkohol gekauft und – gemeinsam mit Kokain – im Auto konsumiert. Als Polizisten das Fahrzeug kontrollierten, habe Ali bestritten, der Fahrer zu sein, erinnert sich der Angeklagte. Einer der Begleiter habe ihn jedoch identifiziert. „Sie haben ihm den Führerschein abgenommen und er musste 3.000 Strafe zahlen.“
Diese Summe habe Ali daraufhin von seinem Bekannten zurückgefordert, von dem er sich verraten fühlte. Der Mann sei bedroht und geschlagen worden, berichtet der 22-Jährige, dann zwar mit dem Versprechen, das Geld zu organisieren, verschwunden, aber nicht mehr zurückgekommen.
„Schulden eingetrieben“
Man sei daher zu dessen Wohnung gefahren, wo der Mann mit einem Messer bedroht und geschlagen wurde. Schließlich habe Ali entschieden, die „Schulden“ in Naturalien einzutreiben. Aus der Wohnung ließ er Fernseher, Spielkonsole, Kleidung und Möbel anstelle der 3.000 Euro in bar mitgehen. Der Wohnungsbesitzer sei dabei sogar gezwungen worden, sein eigenes TV-Gerät zum Wagen zu tragen.
Er selbst habe sich an den Misshandlungen nicht aktiv beteiligt, beteuert der Syrer. Nur aus Angst vor Ali sei er die ganze Zeit über bei der Gruppe geblieben. Auch bedroht habe er das Opfer nicht, sondern ihm nur geraten, „zu bezahlen, damit es nicht noch schlimmer wird“.
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