Ein Zeitgeschenk als besondere Wertanlage

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Das Projekt „Zeitpolster“ nimmt in NÖ an Fahrt auf. Den Hilfsdienst, der den Aufbau eines Zeitkontos für die eigene Hilfsbedürftigkeit ermöglicht, gibt es bald in 17 Orten.

Während in der Arbeitswelt Themen wie Teilzeit, Work-Life-Balance oder das Pensionsalter kontrovers diskutiert werden, zeigt das Freiwilligenmodell "Zeitpolster“, wie viel soziales Engagement und freiwillige Arbeit – etwa in der Altenbetreuung – bewirken kann.

"Wir wollen uns einfach aktiv einbringen. Dass wir mit dieser Arbeit selbst ein Stundenkonto aufbauen, das uns selbst im Alter helfen soll, ist eher Nebensache“, erzählt die Amstettnerin Elisabeth Stückler. Gemeinsam mit dem ebenso engagierten Pensionisten Gebhard Bauer organisiert sie in Amstetten den 13. Zeitpolster Ortsverein in Niederösterreich.

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Zeitpolster-Helfer leisten die verschiedensten kleinen Dienste.

Das vor sieben Jahren in Vorarlberg gegründete System ist als geprüftes Sozialunternehmen auch in Niederösterreich voll in Fahrt gekommen. Freiwillige die stundenweise Betreuungsdienste leisten, bauen damit ein persönliches Zeitkonto auf, das sie später selbst als Hilfesuchende einlösen können.

Neue Ortsgruppen

"Mit Langenlois, Retzer-Land, Schmidatal und Stockerau haben wir bereits die nächsten Teams in Ausbildung in Baden und Korneuburg sind wir in der Vorbereitung“, berichtet Judith Schneider, die hauptamtliche Koordinatorin für NÖ und Wien.

So einfach das Zeitpolster-System auch angelegt ist, es steckt eine akribische und emsige Organisations- und Verwaltungsarbeit dahinter, schildert Schneider. Absolut im Fokus stehen aber die Leistungen, die für Hilfesuchende erbracht werden. "Nachgefragt werden bei uns wirklich die vielfältigsten Tätigkeiten“, sagt Schneider.

Hilfsdienste

Aktuell sei die Mithilfe bei der Garten- und Erntearbeit ein Thema. Doch das Spektrum reicht vom schlichten Vorlesen oder Kaffeeplausch bis zur Hilfe bei behördlichen Angelegenheiten oder die Erledigung des Wocheneinkaufs, berichtet Schneider. "Die meisten Einsätze und Stunden werden aber schlicht im Kampf gegen die Einsamkeit geleistet. Klar ist, dass wir keine Putzdienstvermittlung sind, und auch Pflegedienste gibt es von uns nicht“, berichtet Schneider aus den Richtlinien.

Um als Helfender registriert zu werden, muss man bei Zeitpolster einen Auszug aus dem Strafregister vorweisen. „Alle Mithelfenden sind bei uns haftpflicht- und unfallversichert. Der Aufbau eines Stundenkontos ist steuerfrei“, klärt Schneider oft gestellte Fragen auf.

Ausbau

Österreichweit sind 50 mehrköpfige Organisationsteams, die in den Orten das Zusammenkommen Helfender und Hilfesuchender organisieren, aktiv. Hinter ihnen stehen die Helfer, die im heurigen Juni 500 Menschen betreut haben und im ersten Halbjahr 15.000 Stunden ins Netzwerk eingebracht haben. Erst vor Kurzem sei auch die Schallmauer der 100.000 Stunden, die die Mitglieder erarbeitet und am Zeitpolsterkonto angespart haben, geknackt worden, so Schneider.

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Auch Ausfahrten werden über Zeitpolster organisiert. 

Natürlich seien vor allem betagte Menschen die Hauptinteressenten an den Zeitpolster-Dienstleistungen, erzählt die Koordinatorin Schneider. "Aber auch von den Helfenden sind 70 Prozent Pensionisten“, berichtet sie. Das Zeitkonto, das man aufbaut, sei für viele eine Zusatzmotivation, vorrangig sei aber der Wunsch Sinnvolles und Gutes zu bewirken.

Wissenswertes

 Angestellt sind bei Zeitpolster (www.zeitpolster.com) nur Personen in der Verwaltung. Ihre Arbeitszeit entspricht fünf Vollzeitäquivalenten. Mitglieder zahlen als Helfende keinen Mitgliedsbeitrag. Später, wenn sie Hilfe über ihr Zeitkonto abrufen, beträgt der Jahresbeitrag  30 Euro.  Über ein Notfallkonto werden jene  mit kleinen Stundensätzen unterstützt, für die trotz  Zeitpolsters kein Helfer zur Verfügung steht. Das neue Team in Amstetten ist unter der Team-Nummer 0664/88487926.
 

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