Profi-Eishockey: „Man gibt schon sehr viel von seinem Leben auf“

Von Natalie Schmidt
Thomas Vanek, Oliver Setzinger, Peter Schneider, David Kickert: Das sind wohl vier der bekanntesten Eishockeyspieler aus jüngerer Zeit, die in Niederösterreich geboren wurden.
Aber nicht nur Schneider und Kickert verdienen ihr Geld in der ICE Hockey League (beide beim amtierenden Champion Red Bull Salzburg), auch Lukas Kainz hat sich in Österreichs höchster Eishockeyliga bereits einen Namen gemacht. Der 28-jährige gebürtige Mödlinger war wichtiger Bestandteil bei den Graz99ers und ist seit der vergangenen Saison bei den Vienna Capitals.
➤ Mehr lesen: Von Feldkirch nach Wien: Marc Habscheid ist der neue Capitals-Trainer
Aufgewachsen in Bad Vöslau (Bezirk Baden) begann der Sohn eines Hobby-Eishockeyspielers im Alter von sechs Jahren selbst mit dem schnellsten Mannschaftssport der Welt. Eine Kindertrainingsgruppe auf dem örtlichen Eislaufplatz ermöglichte ihm den ersten Kontakt mit dem Gefrorenen.
Wenn ich mich für eine Sportschule entscheide und von zu Hause weggehe, dann muss das Profi-Eishockey zumindest das Ziel sein.
„Man hat Eislaufschuhe ausgeborgt, einen alten, abgebrochenen Schläger bekommen und so die ersten Schritte am Eis gemacht“, erinnert sich Kainz an die frühesten Anfänge seiner Karriere zurück. Dass Eishockey und nicht etwa Eiskunstlauf es ihm angetan hat, war bald klar: „Ich war schnell einmal mit einem Schläger auf dem Eis“, erzählt er.
Ausbildung in Salzburg
Richtig zu spielen begann der Niederösterreicher in Mödling während seiner Volksschulzeit. Mit elf Jahren und dem Start der Unterstufe wechselte er zum Wiener Eislauf-Verein (WEV) in die Bundeshauptstadt, wo er auch in die Schule ging. „Das Umfeld war professioneller und in Wien war der Pool an Eishockeyspielern größer“, begründet Kainz diesen Schritt.

Kainz macht sein Beruf als Profi-Eishockeyspieler sichtlich Freude.
Während er vier Jahre lang praktisch täglich alleine mit dem Zug nach Wien fuhr, war es seinen Eltern wichtig, ihn zumindest nach dem Training am Abend abzuholen. Rückblickend habe ihm diese Zeit zu einer gewissen Selbstständigkeit verholfen.
Und genau diese benötigte Kainz kurz darauf in der RB Hockey Academy in Salzburg, in die er mit 15 Jahren und einen kurzen Abstecher nach Kapfenberg später eintrat. „Salzburg war als Nachwuchsspieler die richtige Adresse“, ist er überzeugt.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt habe er gewusst, was er will: „Wenn ich mich für eine Sportschule entscheide und von zu Hause weggehe, dann muss das Profi-Eishockey zumindest das Ziel sein“, meint Kainz, der erst am 2. September Geburtstag feierte. Nachsatz: „Man gibt schon sehr viel von seinem Leben auf.“
In erster Liga etabliert
In Salzburg lebte er im Internat und besuchte die fünfjährige Oberstufe. Obwohl es zu Beginn nicht leicht war, neu in einer fremden Stadt zu sein, hatte der Bad Vöslauer keine Probleme. Er wurde von Verteidiger auf Stürmer umgeschult und verbrachte nach der Matura drei weitere Jahre in Salzburgs zweiter Mannschaft, die in der Alps Hockey League spielt.

Der Niederösterreicher ist seit der vergangenen Saison bei den Vienna Capitals tätig. Am Freitag, 15. September startet er mit den Wienern in eine neue Saison.
Zu Einsätzen in der höchsten Spielklasse (damals EBEL) kam es nur selten. Eines Tages war dann klar, dass es dort nicht mehr weitergehen würde. „Ich wollte versuchen, mich in der ersten Liga zu etablieren“, berichtet Kainz. Der Sprung in den Profi-Kader gelang bei den Graz99ers, wo er vier Jahre spielte.
2022/23 folgte schließlich der Wechsel zu den Vienna Capitals. „Als ich damals mitbekommen habe, dass es Kontakt zwischen den 99ers und den Caps gibt, hat mich das natürlich sehr gefreut“, sagt der Sportler.
Bei den Vienna Capitals...
... kam Kainz in seiner ersten Saison in 59 Spielen auf 23 Punkte (zehn Tore, 13 Assists).
25 Scorerpunkte...
... in 42 Spielen erreichte er in der Saison 2021/22 bei den Graz99ers als persönliche Bestleistung in der ICE bzw. EBEL.
Bei der Entscheidung flossen dann viele Faktoren mit ein: die Top-Organisation und umfassende Infrastruktur des Vereins; die Stadt an sich; die Möglichkeit, seine Familie öfter zu besuchen; das Leben abseits des Eishockeys.
NÖ-Verein in der ICE Hockey League fehlt
Kainz ist seiner Heimat nun wieder ein Stück näher und damit so nahe, wie er ihr als ICE-Spieler kommen kann. Denn in der Liga gibt es keinen NÖ-Klub. „Was ein niederösterreichischer Verein in der ICE mit sich bringen würde, wäre die Infrastruktur. Die fehlt in diesem Bundesland meiner Meinung nach komplett“, ist Kainz davon überzeugt, dass ein NÖ-Verein in der ICE förderlich für den Nachwuchs wäre.

Der 28-Jährige spielte schon beim WEV, in Kapfenberg, Salzburg, Graz und nun bei den Caps.
Und wie sieht Plan B aus, wenn die eigene Eishockey-Karriere eines Tages zu Ende ist? Der 28-Jährige hat einen Bachelor in Betriebswirtschaft und begann an der Universität Wien mit dem Masterstudium. Für Kurse ohne Anwesenheitspflicht lernt er oft im Bus oder wenn er zu seiner Wohnung in Wien fährt, die ihm der Verein zur Verfügung stellt. Komplizierter wird es, wenn es um Seminare mit Präsenzpflicht geht – davon gibt es im Master viele.
➤ Mehr lesen: Eishockey: Teamgoalie Starkbaum beendet Karriere und wird Trainer
„Die Organisation KADA (,Karriere Danach’) hilft Profisportlern wie mir damit, Ausbildungen jeglicher Art mit dem Sport zu vereinbaren“, erklärt der Stürmer, wie er die Caps und das Studium unter einen Hut bringt.
Für die bevorstehende Saison, die für die Wiener am 15. September ausgerechnet mit einem Auswärtsspiel gegen Graz beginnt, ist Kainz jedenfalls gut gerüstet.
Kommentare