Drogenküche im Pfarrhof: Ehemaliger Geistlicher scheiterte am "Rezept"

In der Sakristei hängt die Messgewand bereit für die heilige Messe.
Ein ehemaliger Priester hat mit mehreren Komplizen versucht, Crystal Meth herzustellen. Die Männer bekannten sich zu Beginn der Verhandlung schuldig.

Zusammenfassung

  • Ein ehemaliger Priester und zwei Mitangeklagte wurden in Krems wegen des Versuchs, Crystal Meth herzustellen, schuldig gesprochen.
  • Das Vorhaben scheiterte an einer fehlerhaften Anleitung, die Drogenausgangsstoffe wurden in der Pfarrwohnung gelagert.
  • Der Priester gab an, aus einer persönlichen Krise heraus gehandelt zu haben, und wurde von kirchlichen Aufgaben entbunden.

Die hölzernen Sessel im Verhandlungssaal L sind an diesem Donnerstagmorgen gut gefüllte. Während Laptops hochgefahren und Schreibblöcke gezückt werden, fangen mehrere Kameramänner das Geschehen am Kremser Gericht ein. Überraschen dürfte das rege Medientreiben kaum - zu groß war im Vorfeld das Interesse an einem Fall, der bereits im Sommer 2024 über die Landesgrenzen hinaus Schlagzeilen machte.

Ein polnischer Priester soll gemeinsam mit drei Komplizen versucht haben, im Pfarrhof Gmünd die Droge Methamphetamin herzustellen. Bevor das gelang, wandte sich ein Zeuge an die Polizei: Er hatte einen chemischen Geruch und auffällige Gegenstände in der Dienstwohnung des Geistlichen wahrgenommen.

Rund eineinhalb Jahre später betreten der 39-jährige Pole und zwei 24-jährigen Tschechen das Gericht, um sich für den unerlaubten Umgang mit Drogenausgangsstoffen zu verantworten. Konkret wird dem langjährigen Priester vorgeworfen mit Hilfe von einem der beiden 24-Jährigen im Juni und Juli 2024 zehn Liter Salzsäure, eineinhalb Liter Diethylether und drei Liter Aceton nach Tschechien bestellt und von einer Paketstation aus über die Grenze ins Waldviertel transportiert zu haben. Ziel dürfte die Herstellung von bis zu einem Kilogramm Crystal Meth gewesen sein. Die anwesenden Männer zeigen sich seit der Festnahme geständig. Ein mitangeklagter 31-jähriger Iraker fehlte bei der Verhandlung, sein Verfahren wird gesondert geführt.

Fehlender Ausgangsstoff

Nach der Anklageverlesung ergreift Verteidigerin Astrid Wagner das Wort. Der ehemalige Pfarrer, so Wagner, habe sich in einer schweren Lebenskrise befunden, sich in der Kirche nicht mehr zuhause gefühlt. Sein Versuch, Crystal Meth herzustellen, sei "absolut untauglich" und "von vornherein zum Scheitern verurteilt" gewesen – mit den beschlagnahmten Stoffen hätte kein Methamphetamin produziert werden können. Das belege ein Gutachten. "Es ist auch kein Schaden entstanden", betont Wagner und beantragt Diversion.

Der Angeklagte selbst spricht von einer "unfassbaren Lebens-, spirituellen und psychischen Krise", die er durchlebte. In Gmünd habe er sich "gleichzeitig sehr gut und sehr schrecklich gefühlt", es sei für ihn "das Ende der Welt" gewesen. Die Liebe seiner Gemeinde sei bedrückend gewesen, da in ihm bereits der Wunsch wuchs, die Kirche zu verlassen. "Es ist alles nur Theater, was ich mache", schildert der 39-Jährige seine Gedanken von damals.

In dieser Zeit wurde der gebürtige Pole erst methamphetaminabhängig, bevor er den Entschluss fasste, die Droge selbst herzustellen. Einerseits habe er keine Mittel mehr besessen, um seine eigene Sucht zu finanzieren. Andererseits sah er die Möglichkeit, mit dem Verkauf zusätzlich Geld zu verdienen. Zur Herstellung wollte er auf seine eigenen Kenntnisse aus dem Chemieunterricht zurückgreifen. Einzelheiten recherchierte er im Internet und verfasste eine Anleitung, die er in mehrere Sprachen übersetzte. 

Einen der Tschechen beauftragte er mit der Beschaffung der Substanzen, der andere half beim Reinigen der Ausrüstung. Beide gaben an, aus finanziellen Gründen mitgemacht zu haben. Zwei Wochen vor der Festnahme wurde erstmals gekocht. „Das war nur eine Probe“, so der Angeklagte. Zwei weitere Versuche am darauffolgenden Wochenende scheiterten ebenfalls. Warum, das konnte der Angeklagte zum damaligen Zeitpunkt nicht sagen. Er bereue seine Tat und den Schmerz, den er Familie, Freunden und der Pfarrgemeinde bereitet habe.

"Keine Kleinigkeit"

Während Verteidigerin und Angeklagter von einem Pfarrer erzählten, der in einer schweren Zeit erst vom Glauben und schließlich vom rechten Weg abkam, sagt die Richterin: "In Summe ist das keine Kleinigkeit." Zwar scheiterten die Männer an einer Chemikalie. Doch der Wille, ein Kilo Crystal Meth herzustellen, sei eindeutig vorhanden gewesen. Eine Diversion "wäre ein fatales Signal".

Der 39-Jährige wurde zu 22 Monaten teilbedingter Haft verurteilt, einer der 24-Jährigen zu 15 Monaten, der andere zu sechs Monaten auf Bewährung. Die im Vorjahr verbüßte Untersuchungshaft wird angerechnet, keiner der Männer muss zurück ins Gefängnis. Alle verzichteten auf Rechtsmittel. Rechtskräftig ist das Urteil dennoch nicht, da die Staatsanwältin keine Erklärung abgab.

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