Pleiten und Pannen: Zweiter Anlauf für Polizei-Notrufsystem

In der Landesleitstelle in St Pölten langten 2.000 falsche Notrufe ein
Nach dem misslungenen Start in der Steiermark testet man in Niederösterreich das Einsatzsystem Elkos.

Minutenlange Wartezeiten in der Telefonschleife und fehlgeleitete Notrufe: nach den Pleiten, Pech und Pannen bei der Einführung des österreichweiten Polizei-Notrufsystems Elkos (Polizei-Einsatzleit- und Kommunikationssystem) wird nun ein neuer Anlauf unternommen, mit den Landesleitzentralen in Betrieb zu gehen. Seit dieser Woche läuft der Testballon in der neuen Einsatzzentrale in St. Pölten.

Mit Elkos sollen die österreichweit 90 Bezirks- und Stadtleitstellen der Polizei durch neun Landesleitzentralen ersetzt werden. Das millionenteure Projekt wurde bereits unter ÖVP-Innenminister Wolfgang Sobotka in Auftrag gegeben und hätte heuer in ganz Österreich in Vollbetrieb gehen sollen.

Daraus ist allerdings nichts geworden. Der Start der Testphase im Dezember 2018 in der Steiermark wurde zum peinlichen Bauchfleck. Wegen gravierender technischer Mängel wurden Polizeistreifen an falsche Adressen geschickt, Funksprüche konnten weder angenommen noch quittiert werden. Mithilfe von Elkos sollten Beamte und Funkstreifen computergestützt und damit schneller über den digitalen Funk zu den jeweiligen Einsatzadressen gelotst werden.

Der 22-Jährige ist der Polizei bereits bekannt

Jäh gestoppt

Dem Innenministerium blieb nichts anderes übrig, als wenige Tage vor der weiteren Ausrollung im vergangenen März in Niederösterreich die Reißleine zu ziehen. Die 70 Beamten, die für die neue Leitstelle in St. Pölten rekrutiert wurden, mussten anderweitig eingesetzt werden, was freilich zu einiger Verstimmung führte.

„In der Zwischenzeit gibt es für das System, wie es in der Steiermark läuft, ein Software-Update“, erklärt der Sprecher des Innenministeriums, Christoph Pölzl. Da die Updates bis dato nicht den gewünschten Erfolg brachten, kommt im September eine weitere Version von Elkos. Laut dem Chef der Polizeigewerkschaft, Reinhard Zimmermann, soll es solange keine weitere Ausrollung auf andere Bundesländer geben, „bis die vertraglich vereinbarten Kriterien durch den Auftragnehmer hergestellt und in der Praxis im Zuge des Pilotbetriebs unter Beweis gestellt werden“.

Pleiten und Pannen: Zweiter Anlauf für Polizei-Notrufsystem

Reinhard Zimmermann, Polizeigewerkschaft FCG

Paralleler Betrieb

Das Innenministerium startete dennoch diese Woche mit einem weiteren Probebetrieb, und zwar in Niederösterreich. Die „Leitstelle neu“ ging Dienstagnachmittag zunächst für das Mostviertel in Betrieb. „Die Bezirksleitstellen bleiben parallel dazu noch besetzt. Wir haben bei technischen Problemen die Möglichkeit, die Notrufe an die Bezirke weiterzuleiten“, sagt der stellvertretende Landespolizeidirektor Franz Popp. Es sollte daher kein Notruf im Nirvana verschwinden.

„Wenn die neue Software-Version im Herbst eingespielt ist, wollen wir das System auf die restlichen Landesteile ausrollen“, so Popp.Der weniger turbulente Sommer biete sich an, um Erfahrungen zu sammeln. Seit dem Start des Systems am Dienstag soll es im Mostviertel zu keinen nennenswerten Schwierigkeiten gekommen sein.

Kommentare