Ostumfahrung: Wr. Neustadt fühlt sich durch neue Studie bestätigt

Die Visualisierung ist ein erster Versuch, wie der Grazer Straßen-Boulevard nach dem Rückbau aussehen könnte
Verkehrsanalyse prognostiziert nach dem Ringschluss deutlich weniger Verkehr in der Innenstadt. Die Kritiker bezweifeln das Zahlenmaterial.

Es sind Verkehrsdaten und Zahlen, die von den Gegnern der Ostumfahrung seit jeher in Zweifel gezogen werden. Der Bau des 4,8 Kilometer langen Ringschlusses um Wiener Neustadt soll zu einer innerstädtischen Verkehrsreduktion und damit zu einer Entlastung der lärmgeplagten Anrainer führen.

Um dieses Argument für das 40 Millionen Euro teure Bauprojekt zu untermauern, hat die Stadt Wiener Neustadt in den vergangenen Monaten vom Planungsbüro "Rosinak & Partner“ eine neue Verkehrsanalyse samt Zählungen in der Grazer- und Nestroystraße durchführen lassen.

Am Dienstag wurden die Ergebnisse dieser Untersuchungen erstmals präsentiert.

Ostumfahrung: Wr. Neustadt fühlt sich durch neue Studie bestätigt

Landtagsabgeordneter Franz Dinhobl, Werner Rosinak und Klaus Schneeberger an der Grazer Straße

Demarkationslinie

Die Grazer Straße wird dabei ihrem Ruf als "Demarkationslinie“ zwischen Ost und West gerecht. Aktuell rollen oder stauen sich je nach Abschnitt zwischen 21.000 und 25.600 Fahrzeuge täglich durch die Grazer Straße, auf der Nestroystraße sind es 11.000 Kfz pro Tag.

Mit dem Bau der Ostumfahrung, so Verkehrsplaner Werner Rosinak, soll sich der Verkehr auf der Grazer Straße auf 12.600 bis 15.000 Fahrzeuge pro Tag und auf der Nestroystraße auf 7.000 bis 8.000 reduzieren.

Eine Entwicklung, die von den Gegnern in dieser Form massiv angezweifelt wird. Sie bekritteln, dass die Zahlen "geschönt“ sind, um den Bau der Umfahrung zu rechtfertigen. Wie Rosinak entgegnet, stehen dahinter allerdings ganz klare Verkehrsmodelle und Berechnungen.

Grazer Straße soll grüner werden

Um diese Verkehrsreduktion zu erreichen, sind allerdings einschneidende flankierende Rückbauten und Maßnahmen auf den betroffenen Straßen nötig. Mit der Ostumfahrung kommen innerstädtische Durchfahrtverbote für Lkw. Erlaubt wird dann nur noch Ziel- und Quellverkehr für Lastwagen.

"Nur durch den Ringschluss können wir in der Grazer und Nestroystraße Maßnahmen ergreifen, die zu einer massiven Reduktion des Verkehrs führen werden“, sagt ÖVP-Bürgermeister Klaus Schneeberger.

Ostumfahrung: Wr. Neustadt fühlt sich durch neue Studie bestätigt

Ein Entwurf, wie die Grazer Straße in Zukunft aussehen könnte

Aktuell sind 77 Prozent der Flächen auf der Grazer Straße für den Kfz-Verkehr, 20 Prozent für Fußgänger, ein Prozent Grünfläche und null Prozent für den Radverkehr. Durch einen kompletten Um- und Rückbau soll es ab dem Jahr 2030 dann 17 Prozent fürs Radfahren geben, 11 Prozent Grünflächen und nur noch 43 Prozent für den Fahrzeugverkehr.

Den Entwürfen zufolge steigt der Anteil der Fußgängerbereiche von 20 auf 27 Prozent.

Damit dies möglich ist, soll die Grazer Straße im Kernbereich von vier auf zwei Fahrspuren reduziert werden. Die Gegner der Ostumfahrung halten dies für einen "nicht umzusetzenden Wunschtraum“. Schneeberger sieht hingegen den eingeschlagenen Weg der Stadt und des Landes NÖ durch die neuesten Berechnungen bestätigt.

"Die wichtigsten Erkenntnisse sind, dass sich der Verkehr verlagert, verringert und dass er generell langsamer wird“, erklärt der Bürgermeister. Die leidgeplagten Bewohner in der Nestroystraße würden seit Jahrzehnten auf eine Verkehrslösung warten. "Unsere Aufgabe als Politiker ist es, die Lebensqualität der hier lebenden Menschen zu verbessern“, so Schneeberger.

Ostumfahrung: Wr. Neustadt fühlt sich durch neue Studie bestätigt

Protest gegen die Ostumfahrung

Derzeit würden vor allem Autofahrer aus dem burgenländischen Grenzgebiet und speziell aus dem Raum Mattersburg die Fahrt durch die Innenstadt als "Abkürzung“ nehmen, um sich eine 16 Kilometer längere Route über die S4 und die Südautobahn zu ersparen. Mit dem Bau der Ostumfahrung wäre dieser Missstand dann Geschichte, heißt es dazu.

"Es geht um die Gewerbegebiete"

Einer der Kritiker und Teil der Initiative "Vernunft statt Ostumfahrung“ ist der Wiener Neustädter Mediziner Max Stiglbauer. Er bezweifelt, dass der Ringschluss innerstädtisch eine Verbesserung bringt.

Bestätigt fühlt sich Stiglbauer durch Schlussfolgerungen aus dem UVP-Bescheid, wonach das "Hauptziel des Projekts die Verbesserung der Erschließbarkeit von Gewerbegrundstücken sowie von regional und überregional bedeutender Infrastruktur“ sei.

Gemeint ist damit auch das derzeit in Planung befindliche neue Landesklinikum Wiener Neustadt.

Auch die Reaktion der Grünen sowie der Neos folgte auf den Fuß. Die Grünen zeigen sich "entsetzt über den politischen Stil“ und werfen dem Bürgermeister vor, die demokratischen Prozesse der Stadt auszuhebeln. Mit der Pressekonferenz am Dienstag seien teile des Gemeinderates "bewusst übergangen worden“, erklärt Grünen-Stadträtin Selina Prünster in einer Aussendung.

Die Umgestaltung der Grazer Straße bezeichnete sie als "Wahlkampfschmäh“. Prünster forderte den Bürgermeister auf, die neu angefertigte Studie offenzulegen.

Die Neos äußern Zweifel, ob die "verkehrsberuhigenden Maßnahmen tatsächlich nur mit der Ostumfahrung umsetzbar sind". Gefordert wird eine vollständige Veröffentlichung der Rosinak-Studie, "denn viele der genannten Zahlen stehen im Widerspruch zu bisherigen Studien des Landes NÖ".

Kommentare