Opfer sagt in Korneuburg aus: "Ich war verliebt, das war ein Fehler"

Opfer sagt in Korneuburg aus: "Ich war verliebt, das war ein Fehler"
Am Mittwoch kam am Landesgericht jener 42-Jährige zu Wort, der von seiner Freundin zwei Mal vergiftet und beinahe getötet worden sein soll.

Der 42-Jährige redet nicht lange um den heißen Brei herum. Strukturiert gibt er die Geschehnisse wieder, weiß, worauf die Fragen der Rechtsvertreter hinauslaufen sollen. Immerhin hat er seine Geschichte  schon mehrmals erzählt –  als Zeuge, wie am Mittwochvormittag im Landesgericht Korneuburg. Aber auch als Beschuldigter. 

„Ich war schwer verliebt, ich wollte es ihr recht machen. Das war ein Fehler“, glaubt er. 2012 verlor er sein Herz an die heute 32-Jährige, die links von ihm auf der Anklagebank sitzt und über seine Aussagen missbilligend den Kopf schüttelt. Denn das, was ihr vorgeworfen wird, streitet sie entschieden ab.

Die Frau soll den 42-jährigen Glinzendorfer (Bezirk Gänserndorf) zwei Mal vergiftet haben. Nach dem ersten Mal erblindete er fast gänzlich, beim zweiten Mal soll sie ihm, während er bewusstlos war, die Pulsadern aufgeschnitten haben. 

Für beide Fälle gilt: Der Mann hat Glück, noch am Leben zu sein. Glaubt man der Staatsanwaltschaft, schreckte die 32-Jährige vor nichts zurück, um an das Vermögen des Landmaschinenmechanikers – immerhin rund drei Millionen Euro – zu gelangen.

Auch nicht davor, einen Messerangriff auf sich selbst zu inszenieren und den 42-Jährigen der Polizei auszuliefern. Acht Wochen lang saß er dafür in U-Haft. Es ist der einzige Tatbestand, den die Angeklagte beim Prozessstart am Dienstag zugibt. Im Juli des Vorjahres wurde sie dafür festgenommen.

Am Mittwoch erzählte der 42-Jährige von jenem Tag, an dem sich sein Leben „brutal geändert“ habe: den 8. Juli 2022. Seine Freundin hätte ihm bei einer Feier einen Spezialdrink gemischt, versetzt mit Methanol und „Magic Mushrooms“. Und sie habe ihn immer wieder dazu gedrängt, den Becher auszutrinken –  auch unter dem Versprechen sexueller Gefälligkeiten. Nur durch eine Blutwäsche konnte der Tod des 42-Jährigen verhindert werden. 

Geld als Motiv

Zum Ende der Beziehung kam es – trotz vieler Uneinigkeiten – aber erst  später. Als der gelernte Landmaschinenmechaniker am 3. November 2022 abermals im Krankenhaus aufwachte, mit einem zehn Zentimeter langem Schnitt am linken Unterarm. Die 32-Jährige soll ihm Rohypnol und ein Muskelrelaxans verabreicht haben, getarnt als Nahrungsergänzung, vielleicht  auch in einem Muffin eingebacken.  Am selben Tag wurde versucht, auf das Konto des Mannes zuzugreifen. 

Seine Schwester und seine Freunde bestärkten ihn in dem Verdacht, dass etwas nicht stimmte. Er beendete die Beziehung und ließ das Testament, das seine Freundin als Alleinerbin vorsah, annullieren. Die Version der Angeklagten, dass er über längere Zeit hinweg suizidgefährdet war, verneinte der 42-Jährige vor Gericht. 

Einem Gutachten zufolge leidet die 32-Jährige an einer Persönlichkeitsstörung, ist aber zurechnungsfähig. Die Staatsanwaltschaft hat daher neben einer Strafe die Unterbringung in einem forensisch-therapeutischen Zentrum beantragt. Der Prozess wird heute, Donnerstag, fortgesetzt. Ein Urteil wird  nach zwei weiteren Verhandlungen am 13. November erwartet. 

Kommentare