Allerdings trifft die Badener Politikerin, die mittlerweile seit 20 Jahren im Landesparlament sitzt, auf neue Rahmenbedingungen. Seit Ende März gibt eine schwarz-blaue Koalition den Takt an. Für Krismer bleiben in dieser Konstellation viele Zukunftsfragen auf der Strecke, wie sie in einem Interview auf KurierTV sagt.
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Zukunft verbaut?
Krismer: „Man muss es wirklich schaffen, Niederösterreich als ein modernes Land mit viel Erneuerbarer Energie, mit Arbeitsplätzen von Morgen in eine Zukunft zu führen. Das geht mit einer freiheitlichen Partei nicht und verbaut damit in Niederösterreich die Zukunft. Das ist das, was mir am meisten wehtut.“ Mit dem schwarz-blauen Pakt habe sich jedenfalls politisch viel verändert. „Was sich geändert hat, ist, dass die ÖVP, die bisher allein Hof halten konnte, jetzt plötzlich jemanden am Hof dulden muss. Und dafür hat sie sich leider die Freiheitlichen ausgesucht.“
Für den Klimaschutz hätte in den vergangenen Jahren mehr getan werden müssen, so Krismer. Das Argument, dass Niederösterreich im Vergleich zu anderen – westlichen – Bundesländern speziell bei der Windkraft sehr viel getan habe, lässt sie so nicht gelten. Krismer: „Wo der Wind weht, muss Wind geerntet werden. Wo die Wasserkraft ist, muss man Wasserkraft abschöpfen. Und wo Biomasse Sinn macht, wird man auch die Biomasse miteinbeziehen.“
Noch viel Potenzial
In Niederösterreich gebe es ihrer Meinung nach noch sehr viel Potenzial. „Wenn man sich die Dinge – inklusive Photovoltaik – genauer anschaut, dann hat Niederösterreich noch sehr viel Kraft und Potenzial. Aber nicht mit einem Stephan Pernkopf, einer Johanna Mikl-Leitner und einem Udo Landbauer. Ich habe im Koalitionsprogramm nichts dazu gefunden“, sagt die Klubobfrau der Grünen. Man beschäftige sich derzeit vielmehr mit einem Corona-Fonds und mit dem Wolf.
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FPÖ-Wähler gewinnen
Politisch sei in den kommenden fünf Jahren entscheidend, dass jene Protestwähler, die zur FPÖ gegangen sind, von den anderen Parteien wieder zurückgeholt werden. Krismer: „Die Freiheitliche Partei spielt mit den Menschen. Und ich möchte, dass genau jene 25 Prozent, die bei der Landtagswahl die FPÖ gewählt haben, sich in den kommenden Jahren wieder eine andere Partei suchen.“ Entscheidend werde sein, dass man den Menschen die Wahrheit sagt und gleichzeitig jene Ängste nimmt, die die Freiheitlichen schüren würden. Es gehe darum, den Menschen Sicherheit, Perspektiven und die Zuversicht zu geben, dass es Lösungen gibt. Etwa im Kampf gegen die Klimakrise.
Bevor mit der FPÖ das schwarz-blaue Abkommen unterzeichnet worden war, hatte es auch ein Gespräch der ÖVP mit den Grünen gegeben. Ohne Ergebnis. Krismer hatte sich damals aus dem Spiel genommen, da es gleichzeitig schon Koalitionsgespräche der ÖVP mit der SPÖ gegeben hatten. Die Grünen hatten auch angeboten, dass man sich wieder einbringen werde, wenn Schwarz-Rot steht. Dann aber wurde es Schwarz-Blau.
➤Das TV-Interview mit der Grünen Klubchefin Helga Krismer über fehlende Visionen, Proporz und Bundespoliti ist am Samstag, 10.6., um 19.30 Uhr auf KURIERTV, KURIER.at
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