Bahnübergang in Ziersdorf wird aufgelassen: Gemeinde wehrt sich

Der Bahnübergang an der Horner Straße in Ziersdorf soll laut Plänen der ÖBB bis Ende 2027 aufgelassen werden. Die Gemeinde kämpft dagegen an.
In Ziersdorf im Bezirk Hollabrunn gibt es zwei Eisenbahnkreuzungen. Eine befindet sich an der Kremser Straße, eine weitere liegt an der Kreuzung Horner Straße/Großmeiseldorfer Straße. Letztere soll laut Plänen der ÖBB aufgelassen werden. "Wie der Zeitplan aussieht, wissen wir nicht", sagt Ziersdorfs Bürgermeister Stefan Schröter. Die Gemeinde wissen nur, dass die Eisenbahnkreuzung im Zuge der Modernisierung des Bahnhofs aufgelassen werden soll.
"Aus heutiger Sicht planen wir die Auflassung auf der Horner Straße gegen Ende 2027", erklärt Christopher Seif, Sprecher der ÖBB auf KURIER-Nachfrage.
Die Gespräche mit den ÖBB beschreibt Schröter zwar als gut und konstruktiv, aber: "Sie haben nur eben einen anderen Standpunkt als wir." Denn die Gemeinde Ziersdorf spreche sich ganz klar gegen die geplante Auflassung der Eisenbahnkreuzung aus. Im Herbst werde es eine offizielle Verhandlung mit den Behörden vor Ort geben. Doch so lange will der Ziersdorfer Gemeindechef nicht warten. "Wir wollen schon jetzt ein Zeichen setzen und uns auf die Füße stellen."

Die Eisenbahnkreuzung in der Horner Straße soll aufgelassen werden
Darum bat er seine fünf Bürgermeisterkollegen im Schmidatal - Irmtraud Traxler (Heldenberg), Franz Kloiber (Maissau), Florian Hinteregger (Sitzendorf), Auguste Lehner (Ravelsbach) und Daniela Hagenbüchl-Schabl (Hohenwarth-Mühlbach) - um Unterstützung. "Die waren sofort dabei", freut sich Schröter.
Die Resolutionen der Schmidtalgemeinden, die entsprechende Ziersdorfer Petition und einen offenen Brief der Ehrenbürger der Marktgemeinde Ziersdorf - das sind der ehemalige Landeshauptmann Erwin Pröll, sein ehemaliger Stellvertreter Hannes Bauer, der Präsident des NÖ Fußballverbands Hans Gartner und Ziersdorfs Altbürgermeister Hermann Fischer - packten die Ziersdorfer in zwei Kuverts und schickten diese an Verkehrsminister Peter Hanke und ÖBB-Vorstand Andreas Matthä.

Der Bahnübergang an der Kremser Straße in Ziersdorf soll bleiben.
Die Argumente der Schmidataler sind feinsäuberlich aufgelistet. Sollte die Eisenbahnkreuzung an der Horner Straße aufgelassen werden, würde für die Pendler ein "unzumutbarer Umweg" von etwa zweieinhalb Kilometern entstehen; lokale Unternehmen aus dem Wirtschaftspark "Schmidatal Manhartsberg" und andere lokale Unternehmen seien auf diese direkte Verbindung angewiesen; in den Katastralgemeinde würde die Verkehrsbelastung - auch Schwerverkehr - steigen; Siedlungsgebiete in der Ziegelofengasse, der Großmeiseldorfer Straße und Feldgasse würden vom Ortskern abgeschnitten werden.
Gehweg beim "Nadelöhr Kremser Straße" geplant
Zudem hat die Gemeinde Bedenken, was das "Nadelöhr Kremser Straße" betrifft: Die Straße würde vermehrt genutzt werden, da sie ins Zentrum führt. Doch die Fahrbahn ist sehr schmal, durch den zusätzlichen Verkehr rechnet die Gemeinde dort mit Problemen. Außerdem bestehe die Gefahr, dass durch den vermehrten Schwerverkehr Kellerröhren einstürzen. Darum überlege die Gemeinde eine Tonnagen-Beschränkung an dieser Stelle.
"Es gibt aktuell Überlegungen, dass die Fahrbahn aus- oder umgebaut wird. Geplant ist zum Beispiel auch ein Gehweg über die Eisenbahnkreuzung", erklärt der Sprecher der ÖBB.
Er machte deutlich, dass die Petition und die Resolutionen kaum etwas bewirken werden: "Wir werden weiterhin an unserem Vorhaben festhalten, die genannte Eisenbahnkreuzung aufzulassen. Im Sinne der Sicherheit und im Sinne eines verantwortungsvollen Umgangs mit Steuergeldern", so Seif.
Bahnübergänge: "So viele wie möglich" sollen aufgelassen werden
Die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer ist es auch, die Seif als Grund nennt, warum generell Eisenbahnkreuzungen ("So viele wie möglich.") aufgelassen werden. "Die sicherste Eisenbahnkreuzung ist jene, die es nicht gibt", so Seif. Im konkreten Fall in Ziersdorf befinden sich innerhalb eines Kilometers zwei Eisenbahnkreuzungen, wo die Bahn mit dem Auto gequert werden könne. Dazwischen gibt es einen Durchgang für Fußgänger. "Dieser wird im Zuge der Modernisierung des Bahnhof Ziersdorf barrierefrei umgestaltet ", informiert der ÖBB-Sprecher.
Somit könne die ÖBB-Infrastruktur eine der beiden Kreuzungsmöglichkeiten auflassen und erfülle damit die Kriterien der Schieneninfrastruktur-Dienstleistungsgesellschaft zur Zumutbarkeit.
Jan Hofmann, Sprecher von Minister Hanke, führt den Ausbau der Franz-Josefs-Bahn ins Treffen. Diese wird modernisiert, die Geschwindigkeit auf der Strecke wird erhöht, um die Fahrzeiten zu verkürzen. Das hat zur Folge, dass Eisenbahnkreuzungen den neuen Erfordernissen angepasst werden müssen. Manche davon werden eben aufgelassen.
Er spricht aber ebenso die Verkehrssicherheit an und liefert konkrete Zahlen zu den Bahnübergängen: Seit dem Jahr 2000 hat sich deren Anzahl etwa halbiert, sodass es heute noch knapp 3.000 gibt. Ebenso hat sich seit 2008 die Zahl der Unfälle in diesem Zusammenhang halbiert – von 108 im Jahr 2008 auf 52 im Jahr 2024.
Entlang der Franz-Josefs-Bahn werden die Bahnhöfe, eben auch der Ziersdorfer, modernisiert. "Danach sind jedenfalls die Voraussetzungen für einen attraktiven Fahrplan geschaffen", spricht Hofmann den durchgehenden Stundentakt und den Halbstundentakt zu Stoßzeiten zwischen Wien und Gmünd an.
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