AK Hollabrunn holte 1,2 Millionen Euro zurück: "Das ist vorenthaltenes Geld"

Arbeiterkammer Hollabrunn
Die Halbjahresbilanz der Hollabrunner Arbeiterkammer ist ernüchternd: Immer mehr Mitglieder brauchen Unterstützung; Fragen werden komplexer.

Jedes Mal, wenn Martin Feigl, Leiter der Arbeiterkammer-Bezirksstelle in Hollabrunn, und Landeskammerrat Christian Kauer zum Pressegespräch einladen, präsentieren sie höhere Zahlen als im Vorjahr. "Mir wäre lieber, die Zahlen wären niedriger und die Stimmung wäre positiver", sagt Kauer. 

Arbeiterkammer holte fast 1,2 Millionen Euro zurück

Es geht um die Halbjahresbilanz der Arbeiterkammer. 1,18 Millionen Euro hat die Hollabrunner Truppe für ihre Mitglieder in diesem Jahr bisher zurückgeholt. Landesweit sind es sogar 68,8 Millionen Euro. "Das ist kein Grund zum Lächeln, das ist Geld, das den Arbeitnehmern vorenthalten wurde - und nur das, von dem wir wissen", so der Landeskammerrat.

5.462 Personen haben seit Jahresbeginn bei der AK-Bezirksstelle angedockt, im Vorjahr waren es 4.913. "Das ist ja nicht nichts", sagt Feigl. Zudem werden die Fragen der Betroffenen auch immer komplexer. "Bei acht von zehn Beratungen brauchst du einen Gesetzestext." 

Teilzeitbeschäftigte im Fokus

Großen Bedarf an Beratungen hatten Teilzeitbeschäftigte. Die Politik will die Vollzeitbeschäftigung attraktiver machen, wie genau das gehen soll, wissen die Arbeiterkämmerer noch nicht. Was sie sehen ist, dass den Teilzeitbeschäftigten die Schuld für die derzeit schlechte Wirtschaftslage in die Schuhe geschoben werden soll. Sie würden nur Teilzeit arbeiten, aber Vollzeit krank sein und Leistungen beziehen.

"Früher waren viele Frauen bei ihrem Mann mitversichert. Die waren auch krank", erinnert Kauer. Viele können es sich gar nicht aussuchen, ob sie Teil- oder Vollzeit arbeiten. Zum einen sind es immer noch die Frauen, die sich um Kinder oder zu pflegende Familienmitglieder kümmern und nicht mehr Arbeiten können. 

"Für den Unternehmer sind zwei 20-Stunden-Kräfte billiger, als ein 40-Stunden-Mitarbeiter", bringt es Feigl auf den Punkt. Denn zwei Teilzeitangestellte können einander vertreten und: "Es gibt keine Überstunden." Diese gibt es erst ab der 40. Arbeitsstunde und kosten dem Unternehmen viel Geld.

Im Bezirk Hollabrunn hat sich eine Frau für einen Teilzeitjob beworben. Sie bekam im Vorfeld einen Dienstvertrag als Muster mit ihren Daten zugeschickt. Als sie zu arbeiten begann, bekam sie den Originalvertrag zur Unterschrift vorgelegt. Sie schaute ihn nicht mehr genau an, weil sie ihrem neuen Arbeitgeber vertraute. Das sollte sich als Fehler herausstellen. 

AK rät: Unterlagen aufheben und Zeitaufzeichnung führen

"Ihr wurden weniger Vordienstzeiten angerechnet, als im Mustervertrag", berichtet Feigl. Darum war der Verdienst der Frau geringer als ausgemacht, nämlich 300 Euro pro Monat. Ein Gespräch mit ihrem Vorgesetzten half nichts, also holte sie sich Unterstützung der Arbeiterkammer. Diese intervenierte und der Betrieb zahlte 2.000 Euro nach. "Es war gut, dass die Frau den Mustervertrag aufgehoben hat. So konnten wir die Angelegenheit rasch klären", mahnt der AK-Chef, alle Unterlagen aufzuheben und Zeitaufzeichnungen zu führen. 

Froh ist Feigl, dass die Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern in Hollabrunn auf Augenhöhe und Respekt basiere und so viele Probleme auf kurzem Weg gelöst werden können. 

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