Glückliches Gegacker in der Guntersdorfer Hendlerei

2020 starteten Ernst und Verena Pfeifer in Guntersdorf mit ihrem Bio-Legehennenbetreib "Hendlerei". Damals mit 290 Hühner, heute sind es doppelt so viele.
"Die Nutztierhaltung hat mich in der Schule gar nicht interessiert, ich hab mich irgendwie durchgequält", sagt Landwirt Ernst Pfeifer. Dabei muss er selbst schmunzeln, denn während der Guntersdorfer das sagt, ist rund um ihn glückliches Gegacker zu hören. Das kommt von den 580 Legehennen, die im Bezirk Hollabrunn ein schönes Leben führen.
Pfeifer und seiner Frau Verena empfingen die Gäste der Bauernkammer während der Woche der Landwirtschaft auf ihrem Hof. "Er ist ein Vorzeigeprojekt im Bezirk", lobte Bauernkammerobmann Fritz Schechtner den Betrieb.
Von der Weinbäuerin zur Eiabnehmerin
Wie kam's dazu, dass die Pfeifers nun Herren über fast 600 Hühner sind, obwohl der Guntersdorfer mit Tierhaltung nichts am Hut hatte? Seine Eltern betrieben Acker- und Weinbau. Zuletzt waren es sieben Hektar Weingärten, die sie bewirtschafteten. 2012 übernahm Ernst Pfeifer die Landwirtschaft. Weil viel investiert hätte werden müssen, beschloss die Familie zwei Jahre später, mit dem Weinbau aufzuhören. "Das ist meinen Eltern, besonders meiner Mutter sehr schwer gefallen", weiß der Landwirt. Doch seine Mutter hat eine neue Aufgabe gefunden: "Heute ist sie unsere Haupt-Eierabnehmerin", schmunzelt er.

Die Bäuerinnen kochten auf, als die Bauernkammer in der Woche der Landwirtschaft in die Guntersdorfer Hendlerei einlud, um im Bio-Legehennenbetrieb von Ernst und Verena Pfeifer über Tierhaltung zu sprechen.
Da Ernst und Verena mittlerweile Eltern dreier Kinder waren, suchten sie nach einem zweiten Standbein zum Ackerbau. "Es heißt immer, man soll Nischen finden", erinnert sich Pfeifer. Da er zwischendurch Kraftfahrer war, kam er mit Tierhaltung in Berührung und wusste, dass Eier eigentlich immer gefragt sind.
Mobiler Stall wurde selbst entworfen
Und so sind die Pfeifers auf das Huhn gekommen. Einen fixen Stall wollte das Paar aber nicht, es sollte ein mobiler sein. "Das passt auch besser zu unserer biologischen Landwirtschaft", befindet der Landwirt. Da ihm keiner der mobilen Ställe auf dem Markt zusagte, tat er sich mit einem örtlichen Maschinenbauer zusammen und entwarf den Stall selbst.
Mit dem Legehennen-Haltung ging es 2020 los, die potenziellen Kunden aus der regionalen Gastronomie waren im Lockdown. "Irgendwie wird's schon gehen", verloren die Landwirte trotzdem nicht den Mut: Am 27. Mai zogen die ersten 290 Hendl nach Guntersdorf. Das Geschäft lief gut. "Nach einem halben Jahr hatten wir so viele Kunden, dass wir einen zweiten Stall brauchten", ist Pfeifer stolz.
Hühner müssen an Natur gewöhnt werden
Die Legehennen sind etwa 17 Wochen alt, wenn sie nach Guntersdorf kommen. "Wir müssen sie dann erst an die Natur gewöhnen", erzählt Verena Pfeifer etwas bedrückt. Denn das Federvieh lebt bis dahin nur unter künstlichem Licht. An den Ackerboden, Sonnenlicht, Wind und den vorbeifahrenden Zug müssen sich die Hühner erst gewöhnen.

Die Legehennen führen in der Guntersdorfer Hendlerei ein glückliches Leben.
In der Hendlerei, so heißt der Betrieb der Pfeifers, gackert übrigens die Rasse "Sandy". Diese ist agil und robust. Das ist wichtig, denn die Hühner sind den ganzen Tag draußen. "Sie sind nicht so wetterfühlig. Aber den Wind mögen sie nicht", erklärt Ernst Pfeifer. Bei viel Wind gehe die Legeleistung der Hennen zurück.
Nach etwas 18 Monaten wird "ausgestallt"
Im Schnitt sind die Hendl 18 Monate in der Hendelei, dann werden sie ausgestallt, weil die Legeleistung stark zurückgeht. Durchschnittlich beträgt sie 90 Prozent. Das bedeutet, an neun von zehn Tagen legt die Henne ein Ei.
Dass die Landwirte eine Bindung zu ihren Tieren aufgebaut haben, merkt man ihnen an, wenn sie übers Ausstallen sprechen. "Viele Private nehmen sich unsere Hendl, darüber sind wir froh", sagt Verena Pfeifer, dass viele Hühner einen Gnadenplatz finden. Was passiert mit jenen, die nicht in einem anderen Hof unterkommen? "Die bringen wir nach Ernstbrunn zu den Wölfen", schildert Ernst Pfeifer.
Bevor die Bäuerinnen die Gäste mit Eierspeis verwöhnten, präsentierte Kammersekretär Gerald Patschka noch einige Zahlen. "Die Tierhaltung ist bei uns im Bezirk stark ausgedünnt." Früher bestand ein Betrieb aus Acker- und Weinbau sowie Tierhaltung. Von heute 1.400 Landwirten im Bezirk halten nur 57 Schweine, 45 Rinder. Nur fünf davon sind Milchkuhbetriebe, die 201 Tiere halten. Im Bezirk Amstetten gibt es 16.700 Milchkühe, vergleicht Patschka.
"Vorzeigeland Österreich": Käfighaltung ist längst verboten
Die Zahl der Betriebe, die Geflügel halten, ist in den vergangenen Jahren gestiegen: 15.700 Stück Federvieh zählt der Bezirk. 90 Prozent davon tragen das AMA-Gütesiegel. 13 Prozent leben in Bio-Betrieben, 31 Prozent in Freilandhaltung und 56 in Bodenhaltung. "Wir sind ein Vorzeigeland", ist Patschka stolz, dass die Käfighaltung in Österreich verboten ist. EU-weit leben noch 40 Prozent der Legehennen in Käfigen.
500 Eier pro und spontan manchmal mehr
Die gute Qualität der Eier ist gefragt. Das weiß Rebacca Freitag, Betreiberin der RoofTop-Bar in Retz. "Unsere Gäste wollen wissen, wo die Ware herkommt." Sie braucht durchschnittlich 500 Eier pro Woche. "Und wenn es einmal mehr sind, dann rufe ich Verena an und sage: ich brauche Eier, jetzt!" Da lacht die Landwirtin: "Manchmal komm ich ins Schwitzen, aber wir bekommen immer alles hin", spricht sie außerdem von großer gegenseitiger Wertschätzung.
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