Plastikflasche als Trendsetter in der Weinbranche

Wegenstein Wein
Mit Genuss ein Zeichen für die Umwelt setzen - das geht laut Geschäftsführer Herbert Toifl mit Wein aus der Plastikflasche.

Wein aus der Plastikflasche? Für gelernte Weintrinker aus dem Weinviertel kann das nicht funktionieren. Auf den ersten Blick jedenfalls. Beim ersten Schluck ändert man dann seine Meinung.

„Ich war auch skeptisch“, lacht Herbert Toifl. Der Kleinhöfleiner (Bezirk Hollabrunn) ist selbst Winzer und Geschäftsführer von Weinkellerei Wegenstein. Sie ist ein Unternehmen der Rewe International AG und produziert für diese Wein; nun auch Wein in PET-Flaschen. Der KURIER durfte die Weinkellerei in Wiener Neudorf (Bezirk Mödling) besuchen. 

Wegenstein ist Österreichs größter Weinabfüller

Eine Gesamtproduktion von 24 Millionen Flaschen pro Jahr macht das Unternehmen übrigens zum größten Weinabfüller Österreichs. „Wir haben mit 13 Millionen Flaschen gestartet, als ich 2007 bei Wegenstein eingestiegen bin“, spricht der Geschäftsführer über das Wachstum des Betriebs.

Zurück zu Toifls anfänglicher Skepsis: Die Idee zur PET-Weinflasche hatte ein großer Kunde, die Christoph Fingerlos - Projektleiter und zuständiger Qualitätsmanager – aufgriff. Zunächst ebenfalls skeptisch, wie der Rest des Rewe-Konzerns. 

Wein in PET-Falschen: Wie die Skepsis langsam wich

Die Anfrage kam im Mai 2022, die Energiepreise waren hoch, der Angriffskrieg auf die Ukraine schürte zusätzliche Angst, dass der Gashahn abgedreht werden könnte. Und das ist wichtig für die Glasproduktion: Glas kann man nur mit fossilen Brennstoffen recyceln, für PET-Flaschen reicht Solarenergie.

Woran liegt es, dass die Österreicher erst von den Kunststoffflaschen überzeugt werden müssen? "Wir sind da konservativ", sagt Toifl. In Großbritannien oder im Norden Europas gebe es bereits viele Alternativen bei Verpackungen.

Wegenstein Wein PET-Flasche

Leicht, unzerbrechlich und wiederverwertbar: Die neue Weinflasche der Weinkellerei Wegenstein aus Kunstsoff.

Nur zwei Jahre später, im Mai 2024, standen die ersten PET-Weinflaschen in den Rewe-Regalen – und wurden gekauft. „Wir haben ein Modell gefunden, das uns gefällt“, so Fingerlos über die Flasche, die einer Bouteille gleicht. In Zusammenarbeit mit dem heimischen Verpackungsspezialisten Alpla Group wurde an einer Lösung gearbeitet, denn auch der bekannte Verschluss der Weinflaschen aus Glas sollte verwendet werden. 

Leicht, handlich und bruchsicher

Toifl überzeugte die Verantwortlichen im Konzern von der Idee und wurde belohnt: Die Absätze steigen immer noch. „Optisch sieht man keinen Unterschied. Die PET-Flasche ist leichter, handlich und bruchsicher“, zählt der Geschäftsführer auf. Weder die Optik der Flasche, noch die Qualität des Weines oder Preis leiden. Die Plastikfalsche ist minimal schlanker, fasst aber ebenfalls 0,75 Liter wie die gewohnte Bouteille aus Glas und kostet ebenso 2,99 Euro. „Die leichteste Glasflasche hat 350 Gramm, unsere PET-Falsche hat nur 50 Gramm“, erklärt Toifl. Da hakt Fingerlos ein: „Die Leute kaufen das Produkt, weil es praktisch ist.“

Und darauf kommt es an, denn: „Der Supermarkt ist der härteste Juror“, wenn es um ein Produkt geht. Denn 80 Prozent des Weinverkaufs in Österreich findet genau dort statt.

Der Absatz bei der PET-Weinflasche wächst. Selbst, als mit 2025 der Pfand auf Einwegflaschen eingeführt wurde. „Ich war skeptisch und befürchtete einen Absatzrückgang“, gibt Toifl zu. Doch die recycelbare Kunststofflasche für Wein mit ihrem Metalldrehverschluss, die die Wegenstein Kellerei als erste auf dem österreichischen Markt einführte, wird weiterhin immer beliebter.

Genussvoll ein Zeichen für die Umwelt setzen

Weitere Vorteile der PET-Flaschen: Der CO2-Ausstoß wird deutlich verringert, ebenso die Transportkosten, da das Flaschengewicht so niedrig ist. „Mit dem Kauf dieser PET-Flasche und dem Genuss einer österreichischen Traditionssorte, kann jeder Konsument aktiv ein Zeichen für die Umwelt setzen“, betont Toifl, der Wegenstein Wine damit als Trendsetter für die heimische Weinbranche sieht.

150.000 Flaschen werden pro Tag gefüllt

Der KURIER durfte auch einen Blick in die Weinkellerei werfen, wo täglich 150.000 Flaschen abgefüllt werden. Nötig sind dafür nur 30 Mitarbeiter, weil die Kellerei über ein automatisiertes Tank- und Filtrationssteuerungssystem verfügt. Im Weinkeller stehen Tanks, die über 100.000 Liter Wein fassen. „Wir haben bis zum Vorjahr quasi ,just in time‘ abgefüllt, weil wir kein Lager hatten“, erinnert sich Fingerlos bei der Führung an stressige Zeiten. Die Ware wurde gefüllt und gleich abgeholt. 2024 wurde die Fläche um 3.000 Quadratmeter erweitert - nun ist endlich Platz zum Lagern.

PET-Weinflasche

Um die Flasche des "Heurigen" so zusammenzudrücken, muss man nicht besonders stark sein. Denn die Weinflasche ist aus Plastik. 

Außerdem gibt es ein eigenes Betriebslabor: „Wir haben hier einen Analysestandard wie das Bundesamt für Weinbau in Eisenstadt“, ist Fingerlos stolz.

Auch wenn der Standort der Weinkellerei Wegenstein nicht im Weinviertel liegt, so endete der Betriebsbesuch dennoch auf gut weinviertlerisch: Die Weine der Rewe-Eigenmarke wurden verkostet. Darunter war neben dem Weinviertler DAC oder dem Riesling aus der klassischen Glasflasche natürlich auch der „Heurige 2024“ aus der handlichen PET-Flasche. Fazit: Er schmeckt wie die edlen Tropfen aus den Glasflaschen. 

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