Tullner Rathaus wird mit Wärme aus Abwasser beheizt

Johannes Sanda, Abteilungsleiter Umwelt, Energie und Wasserwirtschaft, Ulrike Rabmer-Koller, Geschäftsführerin Rabmer Gruppe, LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf und Tullns Bürgermeister Peter Eisenschenk überzeugten sich von der Funktionsweise der neuen Anlage.
Zusammenfassung
- Abwasser bietet als ganzjährig verfügbare Energiequelle durch seine Temperatur Potenzial zum Heizen und Kühlen von Gebäuden.
- Die Technologie nutzt Wärmetauscher und Wärmepumpen, um Energie aus Abwasser für vielfältige Anwendungen wie Wohnbauten, Industrie und Fernwärmenetze zu gewinnen.
- Das Beispiel Tulln zeigt, dass mit Abwasserwärme CO2 eingespart, Versorgungssicherheit gestärkt und regionale Wertschöpfung geschaffen werden kann.
Von Anna Mayr
Abwasser steht das ganze Jahr über zur Verfügung - genau das macht sich die Gemeinde Tulln (Bezirk Tulln) nun zu Nutze. Das Restwasser aus Duschen, Geschirrspülern und Waschmaschinen weist im Mittel 16 Grad Celsius auf. Abwässer aus Gewerbe- und Industrieanlagen sind sogar bis zu 30 Grad heiß und machen diese Energiequelle besonders attraktiv.
Durch den Temperaturunterschied von Abwasser zur Umwelt, kann die Umgebung im Sommer gekühlt und im Winter beheizt werden. Das funktioniert über Wärmetauscher im Kanal oder in Gebäuden, wo die Wärme erschlossen und zu einer Wärmepumpe geleitet wird, wo die Temperatur auf das nötige Niveau gebracht wird. Die Einsatzmöglichkeiten der Technologie sind vielfältig: Gebäude können beheizt, Warmwasser erzeugt oder im Sommer - im umgekehrten Prozess - auch gekühlt werden.
Tulln nutzt Abwasser
Wohnbauten, Veranstaltungsstätten, Schwimmbäder und Thermen bis hin zu Gewerbe, Industrie sowie Nah- und Fernnetze können so temperiert werden. So auch in der Gemeinde Tulln: Dort hat nun eine neue Abwasserenergie-Anlage in Betrieb genommen, die das Rathaus klimafreundlich beheizt.
Über einen 88 Meter langen Wärmetauscher wird dem Abwasser hier die Energie entzogen, betrieben wird er mit 100 Prozent Ökostrom von TullnEnergie. Mit einer Heizleistung von bis zu 110 kW können jährlich rund 80 Tonnen CO2 eingespart werden.
"Die Abwasserenergie-Anlage funktioniert hervorragend und erfüllt unsere Erwartungen in vollem Umfang", sagt Peter Eisenschenk (ÖVP), Bürgermeister von Tulln. Das soll aber nur ein Anfang sein. Die Stadt möchte diese Technologie weiter nutzen, um ihre ambitionierten Ziele zu verfolgen: "Bis 2025 soll die Stadtverwaltung CO2-neutral sein und bis 2040 die gesamte Stadtgemeinde", so Eisenschenk.
LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) überzeugte sich kürzlich gemeinsam mit dem Stadtchef und Ulrike Rabmer-Koller, Geschäftsführerin der Rabmer Gruppe, vor Ort von der Funktionsweise der neuen Anlage. Pernkopf lobte die praktikable Lösung: "Die Energie aus Abwasser ist sauber, regional verfügbar und macht uns ein Stück unabhängiger von Öl und Gas. So sichern wir Versorgungssicherheit, schaffen regionale Wertschöpfung und legen die Basis für die beste Zukunft unserer Kinder."
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