NÖ: Hartes Jahr für die Weinbauern, Tourismus soll Rettung bringen
Frost, frühe Trockenheit, heftige Unwetter mit massiven Überschwemmungen: Niederösterreichs Weinbauern haben schwierige Monate hinter sich. Aber nicht nur das Wetter stellte die Winzer vor große Herausforderungen, auch von der Pandemie wurden sie hart getroffen. Quasi über Nacht brachen die meisten Absatzwege ein, alleine in der Gastronomie kam es während des Lockdowns zu einem Ausfall von rund 23 Millionen Litern Wein in Österreich.
Zudem stehen die Landwirte vor einem weiteren Problem. Zwar dürfte der heurige Tropfen von einer hervorragenden Qualität sein, wie Experten berichten, allerdings sind die Preise im Bereich des freien Traubenmarktes im Keller. „Traubenpreise von 50 Cent sind das absolute Minimum für eine kostendeckende Produktion. Es kann nicht sein, dass unter diesem Einstandspreis eingekauft wird. Schon gar nicht in der aktuellen Situation“, betont Johannes Schmuckenschlager, Präsident des Weinbauverbandes und der Landwirtschaftskammer Niederösterreich. Er fordert „einen nationalen Schulterschluss“ und „ein Ende dieses Preis-Boykotts“.
Neue Angebote
Kein Wunder also, dass viele Betriebe nun verstärkt auf den Tourismus setzen. Als Reaktion auf die aktuelle Situation wurden zahlreiche neue Angebote entwickelt. Diese sollen den Heimaturlaubern attraktive Anreize bieten, die Weinbaugebiete zu besuchen.
„Wir wollen gerade heuer, wo maßgebliche Abnehmer weggefallen sind, die Nachfrage stärken und den Absatz ankurbeln. Wir wollen Touristen in die Weinbaugebiete holen, ihnen heimische Weine und regionale Kulinarik präsentieren, und so nicht nur Tagesurlauber, sondern auch langfristige Kunden gewinnen“, sagt Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf.
Unter dem Motto „Auf zum Wein“ hat die Österreich Wein Marketing GmbH (ÖWM) deshalb ihre bislang größte Kampagne gestartet. Herzstück ist dabei die Webseite aufzumwein.at, die das weintouristische Angebot des Landes auf einem Blick zur Verfügung stellt. Zu finden sind unter anderem Übernachtungsmöglichkeiten, Veranstaltungen und Ausg’steckt-Termine.
Wertschöpfung
„Wir wissen, dass Weintouristen deutlich mehr Umsatz generieren als der Durchschnitttourist. Die Wertschöpfung geschieht außerdem direkt im Weinbaugebiet, bei den Weingütern, Gastronomen und Beherbergungsbetrieben“, berichtet ÖWM-Geschäftsführer Chris Yorke. In Zahlen: Ein Weintourist lässt im Schnitt pro Tag 218 Euro in der Region, ein „normaler“ Urlauber hingegen nur 145 Euro.
Die Kernzielgruppe der dezidierten Wein- und Kulinarik-Touristen entspricht laut Österreich Werbung rund vier bis fünf Prozent aller Urlaubenden. Diese Zielgruppe ist deshalb besonders interessant. Und sie könnte dazu betragen, dass die Winzer heuer mit einem blauen Auge davonkommen.
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