"Eine Katastrophe": Baustelle zwingt St. Pöltner Wirt zum Zusperren

Ein Mann steht vor einem Gebäude mit der Aufschrift „Wallenstein“.
In der Wiener Straße findet noch bis Mitte September ein Leitungsaustausch statt. Für den Chef des Wellensteins sind die Folgen bitter.

„Kommen Sie rein“, sagt Tezcan Soylu, der eines der bekanntesten Lokale in der Landeshauptstadt St. Pölten führt. Offiziell geöffnet hat das Wellenstein in der Wiener Straße seit Ende Juni allerdings nicht mehr – Soylu ist dennoch vor Ort, um einige Sanierungsmaßnahmen durchzuführen.

Der Wirt hat sich entschlossen, das Wellenstein erst im September wieder zu öffnen. Der Grund dafür liegt im wahrsten Sinne des Wortes direkt vor der Eingangstüre: Die Wiener Straße wurde auf einer Länge von etwa 100 Metern aufgegraben, es werden Leitungen ausgetauscht. Laut Stadt sollen die Arbeiten noch bis Mitte September 2025 dauern.

„Es ist eine Katastrophe“, sagt Soylu. Ihm sei gar nichts anderes übrig geblieben, als für zwei Monate zuzusperren. „Der Schanigarten ist für das Geschäft überlebenswichtig, aber aufgrund der Baustelle kann man nicht draußen sitzen“, erzählt er. Kompensationszahlungen der Stadt gebe es keine, so der Wirt. „Mich kostet diese Baustelle ungefähr so viel wie ein Kleinwagen“, sagt er.

Seine Mitarbeiter musste er beim Arbeitsmarktservice (AMS) anmelden, zwei von ihnen haben sich in der Zwischenzeit bereits einen neuen Job gesucht.

Archäologen sind vor Ort

Den Wellenstein-Chef beunruhigen auch die Ausgrabungen, die im Zuge der Arbeiten stattfinden. „An manchen Tagen sind drei Archäologen da, dann wieder gar keine. Ich glaube, dass das auch schneller gehen könnte.“ Soylu ist zudem der Meinung, dass man die Öffnung des Untergrunds in der Wiener Straße auch im Frühjahr hätte durchführen können. „Ich glaube, dass das technisch möglich gewesen wäre – für das Lokal wäre es jedenfalls besser gewesen.“

"Es war recht mühsam"

Betroffen vom Austausch der Leitungen ist auch Kosmetikspezialistin Astrid Kandler, die in der Wiener Straße ebenfalls ein Geschäft betreibt. "Es ist natürlich klar, dass die Arbeiten erledigt werden müssen, aber auch ich musste für einige Tage zusperren. Lärm und Staub sind für Kunden, die bei mir auch etwas Ruhe genießen wollen, natürlich schlecht." 

Die Kommunikation mit den Verantwortlichen sei "zum Teil recht mühsam gewesen", berichtet sie. Kritik übt sie aber auch an der Parkplatzsituation in der Innenstadt. "Mit dem Umbau der Promenade sind Stellflächen weggefallen, das wirkt sich auch auf die Laufkundschaft aus."

Eine Baugrube in einer Stadtstraße mit freigelegten Rohren.

Die Baustelle in der Wiener Straße

Nun ist es so, dass man im Rathaus den Ärger Soylus zwar zum Teil nachvollziehen kann. Man betont jedoch, dass das Projekt unumgänglich gewesen sei. 

„Es erfolgt in der Wiener Straße die notwendige Sanierung der Kanalhausanschlussleitungen vom Herrenplatz in Richtung Osten. Weiters findet eine gemeinschaftliche Erneuerung der restlichen Einbautenträger wie EVN, Fernwärme, Wasser, Kabelplus, Telekom und Straßenbeleuchtung statt. Diese Leitungen werden effizient und kombiniert in einer Sammelkünette verlegt“, heißt es aus dem Rathaus. Die Arbeiten seien für die Sicherheit sehr relevant – und ebenso für die Energieversorgung der Bürger und Geschäfte in diesem Bereich.

Martin Petermann vom städtischen technischen Büro betont zudem, dass man seit Beginn im Austausch mit den Anrainern stehe.

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