Wie mit einem eisigen Bad in der Ybbs gegen ein EVN-Kraftwerk protestiert wird

Kälteresistente Naturaktivisten springen am Dreikönigstag wieder in die Fluten
Traditionelles Dreikönigsschwimmen als Naturschutzaktion. Kraftwerksplan der EVN steckt im Verfahrensdschungel bei Gerichten fest.

Neue Schotterbänke, reaktivierte Altarme mit Tümpeln und kleinen Auwaldbereichen wurden in vergangenen Jahren im Unterlauf der Ybbs durch Renaturierungsmaßnahmen geschaffen.

Trotz der millionenschweren Investitionen lässt die Bürgerinitiative Pro Ybbs aber ihre Tradition des Protestschwimmens für einen naturnahen Lebensraum an der Ybbs nicht abkommen.

Am Dreikönigstag werden wieder ein paar Dutzend kälteresistente Aktivisten in die eiskalte Ybbs springen. Vor einem Jahr sprangen gut 50 abgehärtete Männer und Frauen ins eisige Nass.

"Menschen, die für eine freie Ybbs eintreten, sind herzlich eingeladen, die Kundgebung durch Schwimmen oder Anwesenheit zu unterstützen“, lädt Gerald Mevec von Pro Ybbs ein. Man wolle mit dem Dreikönigsschwimmen weiterhin auf die Wichtigkeit naturnaher Lebensräume hinweisen, heißt es in der Ausschreibung des Events. Der Schutz der Natura 2000-Gebiete an der unteren Ybbs und die Erhaltung der kraftwerksfreien unverbauten Flussstrecke zwischen Kemmelbach  und Amstetten sind Hauptforderungen der Organisation.

Geschwommen wird am Dreikönigstag ab 14.30 Uhr am Amstettner Ybbsuferweg nahe der Allersdorfer Ybbsbrücke und dem Fußgängersteig. 

Kraftwerksplan vor Gericht

Im Hintergrund hält ein seit 20 Jahren vom Energiekonzern EVN  geplanter Kraftwerksneubau  bei der "Hohen Brücke“ zwischen Ferschnitz und St. Georgen/Ybbsfeld  den Kampfgeist der Naturschützer wach. Das Projekt widerspreche den Renaturierungszielen in Natura-2000-Gebieten, heißt es. Rund um das Jahr 2012 war geplant, um damals rund zehn Millionen Euro ein 2,5-Megawatt-Kraftwerk zu errichten.  Auch Grundstücke rund um den möglichen Standort waren bereits gekauft worden.

Doch die naturschutzbehördliche Bewilligung im Jahr 2012 löste eine Serie von Einsprüchen  aus, die das Verfahren in die Länge zogen. Eine Beschwerde gegen das Projekt bei EU trug dann sogar zu einem EU-Mahnverfahren und zum Vertragsverletzungsverfahren gegen die Republik Österreich vor dem Europäischen Gerichtshof bei. 

Die Reklamation der Organisation "Lanius“ auf Parteienstellung im Behördenverfahren beim Obersten Gerichtshof führte wiederum dazu, dass die  Kraftwerksakten wieder am Schreibtisch der Richter beim  NÖ Landesverwaltungsgericht  zur Neubewertung landeten. 

Sohlrampe in der Ybbs 

Immer wieder wurde von der EVN darauf hingewiesen, dass bei der Hohen Brücke momentan eine hohe Sohlrampe bestehe, die für Fische unüberwindlich sei und eigentlich die Renaturierungsziele blockiere.

Wie mit einem eisigen Bad in der Ybbs gegen ein EVN-Kraftwerk protestiert wird

Als Bauplatz für Kraftwerk geplant: Ybbs bei der Hohen Brücke  

Eine moderne Fischtreppe beim neuen Kraftwerk würde die Fischwanderung, etwa des Huchens und anderer bedrohter Fischarten dagegen ermöglichen, argumentiert EVN-Sprecher Stefan Zach.

Im Laufe des Verfahrens habe die EVN bereits alle nötigen Bewilligungen besessen, allerdings nie zeitgleich, behauptet er. "Wir hoffen, dass wir in den nächsten Monaten die entsprechenden gerichtlichen Entscheidungen bekommen und werden dann im Sinne des Klimaschutzes  entscheiden, wie es mit dem Projekt weitergehen soll“, sagt Zach. 

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