Coronavirus: Behinderten-Wohnhaus in NÖ unter Quarantäne

Die Pflege in Österrreich steht vor großen Herausforderungen
Vier Bewohner und eine Mitarbeiterin sind am Coronavirus erkrankt. Das Personal ist vorsorglich in Heimquarantäne.

Die Behindertenhilfe Korneuburg betreibt in Stockerau ein Wohnhaus für geistig beeinträchtige Menschen aller Pflegestufen. Dieses steht im Moment unter Quarantäne. Vier Bewohner sind an Covid-19 erkrankt, zwei davon befinden sich mittlerweile wieder auf dem Weg der Besserung.

"Bei uns im Haus sind derzeit drei der betroffenen Personen, eine wird zu Hause bei den Eltern betreut", erklärt Direktor Johannes Hofer. Auch eine Mitarbeiterin sei erkrankt, sie befinde sich derzeit in häuslicher Quarantäne, so wie die anderen acht Mitarbeiter und der Leiter der Wohnhauseinrichtung auch.

24-Stunden-Betreuung in Isolation

Momentan sind fünf Bewohner in der Sozialeinrichtung unter Quarantäne gestellt, die anderen fünf befinden sich zu Hause bei ihren Angehörigen, ebenfalls unter Quarantäne. Die verbleibenden Bewohner und der verbleibende Patient, der im Moment noch Symptome zeigt, aber laut dem Direktor "auf dem Weg der Besserung" sei, müssen natürlich auch betreut werden, deshalb sind auch zwei Behindertenbetreuer bei ihnen und verrichten 24-Stunden-Betreuung unter Isolation.

Nach einigen Tagen wurden sie von zwei anderen Betreuern abgelöst und in die häusliche Quarantäne für zwei weitere Wochen entlassen. "Den Dienst im Wohnhaus übernehmen Behindertenbetreuer von anderen Einrichtungen derzeit, weil unsere nicht dürfen", sagt Hofer. Am 18. März wird die Quarantäne wieder aufgehoben, dann kommen auch die ersten Mitarbeiter wieder zurück.

Notwendig wurden die Quarantänemaßnahmen nachdem ein mit Covid-19 infizierter Angehöriger - der zu diesem Zeitpunkt noch keine Symptome zeigte - im Wohnhaus der privaten Einrichtung zu Besuch war bei einem hauseigenen Fest. Nachdem dies erst einige Tage danach bekannt wurde, hatten bereits alle Mitarbeiter mit den Bewohnern Kontakt.

Herausforderungen

"Wir hatten von heute auf morgen keine Mitarbeiter mehr. Es war und ist eine Ausnahmesituation, aber wir stehen noch gerade und sind zuversichtlich, allen Erkrankten geht es wieder besser. Den Peak haben wir hinter uns", zeigt sich der Direktor erleichtert. Alle Maßnahmen die ergriffen wurden hätten in enger Abstimmung und in "sehr guter Zusammenarbeit" mit den Behörden und zuständigen Stellen stattgefunden.

Gerade für Menschen mit Behinderung sei die Situation aber sehr schwierig: "Es ist sehr schwer Behinderten in einer Pflegeeinrichtung, die sich selbst nicht artikulieren können, zu erklären, warum sie jetzt nicht hinausgehen können und warum die Maßnahmen jetzt notwendig sind."

Die Behindertenbetreuer machen mit den isolierten Personen viel Programm, es wird gemeinsam gekocht, es wird mit Salzteig und Plastelin gebastelt, etc. und "nicht nur vor dem Fernseher" gesessen.

Wenn ab 18. März der "Normalbetrieb" wieder aufgenommen wird, wird Johannes Hofer mit allen Betroffenen - den Behinderten, den Angehörigen und dem Personal - eine Nachbesprechung abhalten.

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