172-jährige Badener Orchestertradition vor dem Ende

Die überraschende Nachricht, dass das Orchester der Bühne Baden aufgelöst wird und ab der Saison 2027/28 das Tonkünstler-Orchester die Bespielung in Baden übernimmt, sorgt für Wirbel in der Operettenmetropole. "Unglaublich, was da passiert" oder "erschreckend" war in Foren zu lesen.

Das Ensemble des Orchesters der Bühne Baden wird mit Auslaufen der Saison 2026/27 nicht mehr beschäftigt
Alt-Bürgermeister August Breininger sprach von einem "Traditionsbruch", schließlich gibt es bereits seit 1853 ein eigenes Orchester. "Der Wegfall des Theaterorchesters bedeutet also nicht nur einen Bruch mit einer 170 Jahre alten Tradition, sondern auch eine gravierende Zäsur in kultureller und touristischer Hinsicht."
Bürgermeisterin Carmen Jeitler-Cincelli (ÖVP) betont, dass "die Entscheidungsbefugnis in dieser Angelegenheit allein in den Händen der NÖKU bzw. der Theater Museum Baden GmbH lag – die Stadt hat hier kein Mitspracherecht".
Künstlerisch hohes Niveau muss erhalten bleiben
Und weiter: "Für die Zukunft der Kulturmetropole Baden ist es entscheidend, dass der Musiktheaterstandort Baden wirtschaftlich gestärkt und das künstlerisch hohe Niveau erhalten bzw. weiterentwickelt wird. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt hat die soziale Absicherung des jetzigen Ensembles für uns oberste Priorität. Daher ist die Stadt diesbezüglich auch bereits mit der NÖKU in Kontakt getreten."
Was die 25 Musikerinnen und Musiker betrifft, hatte die NÖ Kulturwirtschaft (NÖKU) bereits betont, dass, „mit jeder einzelnen Musikerin und jedem einzelnen Musiker konstruktive Gespräche geführt werden, betreffend der beruflichen und sozialen Zukunftsabsicherung“.
Man dürfe nicht vergessen, so Jeitler-Cincelli, "dass es das Orchester der Bühne Baden war, das maßgeblich dazu beigetragen hat, dem Musiktheater in Baden sein großartiges Image zu verleihen, das weit über die Region hinausstrahlt". Und weiter: "Grundsätzlich begrüßen wir selbstverständlich den geplante Einsatz des renommierten Tonkünstler-Orchesters, das für Exzellenz und hervorragende Qualität steht."
Kritik von Grünen und Gewerkschaft
Vonseiten der Opposition zeigte sich Helga Krismer, Landessprecherin der Grünen und Gemeinderätin in Baden, "sehr enttäuscht". Das Orchester sei ein Kernstück der Bühne Baden. Sie habe "völliges Unverständnis, dass im Kulturbereich über Wiener Neustadt das Füllhorn ausgeschüttet und Baden da ausgehöhlt wird."
Die Gewerkschaft younion äußerte sich ähnlich und will eine Prüfung alternativer Lösungen. „Diese Entscheidung, die aus budgetären Gründen getroffen wurde, bedroht nicht nur die Existenz von 25 talentierten Musikerinnen und Musikern, sondern auch die kulturelle Vielfalt und Qualität, die das Orchester seit Jahren bietet“.
Seitens der Kulturgewerkschaft wurden die Verantwortlichen aufgefordert, „sofort an den Verhandlungstisch zu kommen und alternative Lösungen zu prüfen, die sowohl die wirtschaftlichen Herausforderungen berücksichtigen als auch den Erhalt des Orchesters der Bühne Baden sichern“.
Tonkünstler-Orchester soll aufgestockt werden
Hintergrund der Pläne ist die "gesamte wirtschaftlich und budgetär angespannte Situation", heißt es vonseiten der NÖKU. So werde mit "starker wirtschaftlicher Fokussierung auch an diesem Projekt eine Doppelgleisigkeit bereinigt und wirtschaftliche Effizienz umgesetzt, um die künstlerische Arbeit nachhaltig und erfolgreich in die Zukunft zu führen."
Das Land geht davon aus, ab 2028 eine Million Euro durch diesen Prozess einzusparen. Für das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich, das um circa 15 Personalstellen aufgestockt werden soll, kommt Baden demnach zu den bestehenden Residenzen Grafenegg, Festspielhaus St. Pölten, Musikverein Wien und dem neuen Standort Stadttheater Wiener Neustadt hinzu.
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