Nachtwächtergilde hält die Stadtgeschichte wach

Nachtwächtergilde hält die Stadtgeschichte wach
In Waidhofen an der Ybbs führen sogenannte Nachtwächter Besucher durch die Stadt.

„Einen Wetterfleck, einen Halterhut und einen Wanderstock hatte ich zu Hause und los ging’s!“ 20 Jahre ist es her, dass Adi Bläumauer auf Wunsch der Waidhofner Tourismusstelle für eine Ausflüglergruppe erstmalig ohne viel Vorbereitung in die Rolle eines Waidhofner Nachtwächters schlüpfte. Er sollte die Gäste an die mystischen, malerischen und historischen Orte der mittelalterlichen Ybbstalstadt führen. 

Die Wacht in der Nacht: Wenn Österreichs Nachtwächter zusammenkommen

Detailreiches Wissen um die Geschichte und Geschichten der 1186 erstmals genannten Stadt hatte Bläumauer im Kopf. Und die Nachtwächteridee habe man sich damals aus der Nachbarstadt Steyr gestibitzt, erzählte der Doyen der erfolgreichen Stadtführertruppe bei einem gemeinsamen Rundgang zum 20-jährigen Jubiläum.

Ausgerüstet mit Laterne, Hellebarde sowie spitzem Hut, wärmendem Mantel und Signaltrompete ist die Wächtergilde, die rund ein Dutzend Mitglieder zählt, eine der beliebtesten touristischen Attraktionen der Stadt. Zu 320 Touren rückten die mit Anekdoten, Erzählungen und historischen Fakten bepackten Guides 2022 aus. Heuer gab es bisher 240 Touren, die attraktivste Zeit mit früher Dunkelheit ist aber gerade angelaufen.

Wilde Geschichte

Zwei katastrophale Stadtbrände (1515 und 1571), die Pest, Bauernkriege oder die 1532 von den Schmieden in die Flucht gejagten Osmanen liefern unendlichen Stoff auf den Nachtwächtertouren in der „Stadt der Türme“. Wobei der markante Stadtturm beim sehenswert modernisierten alten Rathaus eine zentrale Rolle spielt. Von der Nachtwächterstube hoch oben bietet sich ein herrlicher Ausblick. Zeit um innezuhalten und ein Schnapserl zu genießen. Gute Gelegenheit gibts dazu auch vom 8. bis 10. Dezember, wenn in der Stadt und im Rothschildschloss die „Flammende Lichterweihnacht“ über die Bühne geht und die Turmstube besetzt ist.

Die bereits bestens von weiblichen Wächterinnen getragene Truppe sei jedenfalls eine Bereicherung für Einheimische und Gäste und schaffe „eine besondere Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart“, lobte Waidhofens Bürgermeister Werner Krammer die Nachtwächter beim Jubiläumsempfang im Rathaus.

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