Naturpark Schrems: Hitzeflucht zwischen Ottern und Mooren

Zu Otterrüde Otto, der als Baby zwei Monate bei ihr wohnte, hat Marion eine besonders enge Verbindung.
Seit bald 20 Jahren informiert das Unterwasserreich über die Waldviertler Moore und ihren Schutz. Der KURIER war zu Besuch.

Es ist ruhig an diesem Vormittag im Unterwasserreich. Vereinzelt parken Fahrzeuge in der Nähe des Naturparkzentrums, die Mehrheit der geschotterten Stellfläche am Rande von Schrems bleibt  frei. Heurigengarnituren sind vor dem gläsernen Gebäude aufgestellt, warten am Rande eines bräunlichen Teichs auf Gäste. Immer wieder streift ein kühler Windstoß über die Seerosen, lässt das Schilfgras tanzen und trägt aufgeregte Kinderstimmen über den Wassergarten ans Ufer.

Denn so menschenleer, wie es auf den ersten Blick scheint, ist es im Naturpark Hochmoor Schrems doch nicht. Wer den hölzernen Stegen folgt, findet rasch heraus, wo sich Besucherinnen sowie Besucher tummeln. Ein Blick auf die Uhr könnte ebenfalls helfen: Es ist beinahe halb elf – Zeit für die Otterfütterung. Das wissen auch Otto und Lotti.

Die beiden Seeotter sausen bereits ungeduldig durchs Gehege, stürzen sich ins Wasser, treiben rücklings an der Oberfläche und entlocken dem hingerissenen Publikum verzückte Geräusche. Während die Menschentraube vor dem Zaun nur Augen für die begabten Schwimmer hat, gilt ihre Aufmerksamkeit ganz alleine Marion Weixelbraun.

Ein Fischotter schwimmt im dunklen Wasser.

Fischotter sind im Waldviertel weit verbreitet.

Ausgestattet mit Gummistiefeln, Bügelmikrofon und Fischotter-Leckereien tritt die Tierpflegerin durch die Sicherheitsschleuse und beginnt den Anwesenden von Fischottern zu erzählen. Ihren Schilderungen ist die Routine anzuhören. Ohne innezuhalten, berichtet Marion wie alt Otter werden (fünf Jahre in freier Wildbahn, 10 bis 15 in Gefangenschaft), wie viel die Tierchen fressen (etwa 1 kg pro Tag) und wie dicht der Pelz ist, der Otto und Lottie vor Wasser sowie Kälte schützt (über 50.000 Haare auf einem Quadratzentimeter). 

Vom Fisch zum Otter

Auch die Spannungen zwischen dem unter Schutz stehenden, im Waldviertel weitverbreiteten Raubtier und heimischen Teichwirten kommen zur Sprache. Darüber weiß Weixelbraun bestens Bescheid, hat sie doch gewissermaßen die Seiten gewechselt. Heute hütet die Tierpflegerin Fischotter, früher war sie für einen Teichwirt tätig.

Wenn sich  Weixelbraun  und ihre Kolleginnen sowie Kollegen nicht um ihre Otter-Findelkinder kümmern, sind sie häufig damit beschäftigt, unterschiedlichste Gruppen durch das nahegelegene Hochmoor zu führen. Das Areal wurde im Jahr 2000 unter Schutz gestellt und zum Naturpark erklärt. Sechs Jahre später folgte die Eröffnung des Unterwasserreichs – ein Informationszentrum, das über Feuchtgebiete mit internationaler Bedeutung aufklärt. Heute verschlägt es Jung und Alt in die naturbelassene Landschaft, um der Hitze zu entfliehen. Und – nicht zuletzt – um Otto und Lotti zu besuchen.

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