Lehrer unterrichtete nach Haft wegen Missbrauchs weiter: Freigesprochen

Lehrer unterrichtete nach Haft wegen Missbrauchs weiter: Freigesprochen
Der 42-Jährige gab nach seiner zweijährigen Haftstrafe im Bezirk Neunkirchen Kunstkurse. Am Mittwoch wurde er beim Prozess freigesprochen.

Der Fall hatte wochenlang für Schlagzeilen gesorgt. Ein 42-jähriger verheirateter Mittelschullehrer hatte eine 13-jährige Schülerin monatelang schwer missbraucht. Der Pädagoge wurde dafür 2017 am Landesgericht Wiener Neustadt wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Unmündigen, Missbrauchs eines Autoritätsverhältnisses und des Herstellens von bildlichen Darstellungen von Kindesmissbrauchshandlungen zu zwei Jahren unbedingter Haft verurteilt. Die Strafe hat er mittlerweile abgesessen.

Am Mittwoch musste sich der Ex-Lehrer erneut vor Gericht verantworten. Trotz des gerichtlich auferlegten Tätigkeitsverbotes, dass ihm jede weitere Arbeit mit Kindern und Jugendlichen verbietet, soll der 42-Jährige im Bezirk Neunkirchen Kunst-Kurse und Workshops in einer Einrichtung für Jugendliche ab dem 14. Lebensjahr gegeben haben. Die Sache flog auf.

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Weil er damit gegen eine ihm untersagte Berufsausübung verstieß, wird dem Pädagogen am Mittwoch am Bezirksgericht Neunkirchen der Prozess gemacht. Das Gesetz sieht für derartige Verstöße eine Freiheitsstrafe von bis zu sechs Monaten oder eine Geldstrafe von bis zu 360 Tagessätzen vor. Dieser Strafe konnte der Mann allerdings entgehen -  er wurde freigesprochen. 

„Ein Malkurs mit überwiegend Erwachsenen und Betreuern wäre zu weit ausgelegt für das Tätigkeitsverbot. Der Gesetzestext ist in diesem Setting nicht erfüllt“, sagte die Richterin am Mittwoch. Die Jugendlichen waren beaufsichtigt und nicht mit dem Mann alleine in einem Raum.

Die Bezirksanwältin gab keine Erklärung ab. Das Urteil ist somit nicht rechtskräftig.

Thema des Strafverfahrens war ausschließlich die verbotene Berufsausübung. Einen weiteren Missbrauch oder Übergriffe auf Jugendliche soll es bei den Kursen 2022 im Bezirk Neunkirchen keine gegeben haben. Zumindest lagen dazu keine Hinweise vor, heißt es bei der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt.

Die Vorgeschichte

Der Missbrauchsskandal hatte 2017 monatelang Ermittler und Justiz beschäftigt. Mehr als ein Jahr hatten der damals 37-jährige Klassenvorstand und die zu Beginn der Übergriffe erst 13-jährige Schülerin engen intimen Kontakt. Die Minderjährige besuchte zum Tatzeitpunkt eine Neue Mittelschule im Bezirk Mödling, der Lehrer – ein verheirateter Familienvater – war damals ihr Klassenvorstand. Auf Handy und Computer des Mannes fanden Ermittler nach einer Hausdurchsuchung belastende Texte und Fotos mit sexuellem Inhalt.

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Im Prozess legte der Pädagoge ein umfangreiches Geständnis ab. Erschwerend wirkten sich für ihn der lange Tatzeitraum und die Vielzahl an Übergriffen auf die 13-Jährige aus. Laut Staatsanwalt dauerte der sexuelle Missbrauch von Dezember 2015 bis Jänner 2017. Wie die Verhandlung zu Tage brachte, ging der Lehrer auch bei anderen Mädchen viel zu weit.

Es wurde auf schwer anrüchige WhatsApp-Nachrichten verwiesen, die er an mehrere Schülerinnen verschickt hatte. Die unbedingte Haft wurde laut Richter aus generalpräventiven Gründen verhängt – als Signal, „dass so eine Lehrer-Schüler-Beziehung nicht geht“. Dem Opfer, das sich als Privatbeteiligte angeschlossen hatte, musste der Verurteilte 5.000 Euro Schadenersatz bezahlen. Mit dem Urteil war auch das Berufsverbot verknüpft.

Neue Vorwürfe

An dem Workshop, den der mittlerweile 42-Jährige im Vorjahr in der Einrichtung im Bezirk Neunkirchen hielt, sollen Jugendliche im Alter zwischen 15 und 20 Jahren teilgenommen haben. Die Vorstrafe war zu diesem Zeitpunkt getilgt, auf die Einholung einer erweiterten "Strafregisterbescheinigung Kinder- und Jugendfürsorge" wurde seitens der Einrichtung aber offenbar verzichtet.

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