Britischer MI5 lieferte Tipp zu geplantem Auftragsmord in NÖ
53-jähriger IT-Unternehmer soll Killer für seine Ex-Partnerin engagiert haben. Bezahlt wurde dafür in Bitcoin. Der Verdächtige steht demnächst in Wr. Neustadt vor Gericht.
Der Horror ist nicht nur Fiktion. Es scheint ein Leichtes zu sein, für Bitcoin im Darknet einen Auftragskiller zu engagieren.
Einen perfiden Mordauftrag soll ein wohlhabender IT-Unternehmer (53) aus Niederösterreich gegeben haben. Was er nicht wusste: Der britische Inlandsgeheimdienst MI5 las auf der Darkweb-Seite „Online Killer Market“ – ein virtueller Marktplatz für Schwerverbrechen – bereits mit. Anfang März bekam Österreich den entscheidenden Hinweis aus Manchester.
Ermittler von Bundes- und Landeskriminalamts NÖ, Verfassungsschutz und der Direktion für Spezialeinheiten (DSE) starteten darauf hin verdeckt die „Operation Darknet“. Durch intensive Cyberermittlungen und Observationen stießen die insgesamt 130 Ermittler südlich von Wien auf den 53-jährigen IT-Experten.
Codename "Sunnyboy"
Unter dem Codenamen „Sunnyboy“ hatte er sich auf der verschlüsselten „Killer Market“-Seite registriert. „Die Seite wirbt damit, unter Wahrung größtmöglicher Anonymität Auftragsmörder-Dienste gegen Bezahlung anzubieten“, heißt es bei der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt.
Streit um Sorgerecht
Die Kriminalisten fanden heraus, dass der Verdächtige auf der Seite ein Inserat geschaltet hatte. Per Anzeige suchte er nach einem Killer, der eine 43-jährige Frau mit dem Auto überfährt und es wie einen Unfall aussehen lässt. Er lieferte den Namen, Fotos, die Adresse und Lebensgewohnheiten seiner Ex-Lebensgefährtin, von der er seit 2018 getrennt lebt. Zuletzt hatte sich ein erbitterter Sorgerechtsstreit um das gemeinsame Kind zugespitzt. Darin sieht die Staatsanwaltschaft auch das Motiv für den Mordplan.
Wie die Kriminalisten ermittelten, soll der 53-Jährige am 26. April für Bitcoin im Wert von 10.000 US-Dollar den Mordauftrag erteilt haben. Er verhandelte parallel mit zwei unbekannten „Killern“, einer davon mit dem Codenamen "Azul" wollte die Frau am 5. Mai töten.
Soweit kam es zum Glück nicht. Der 53-Jährige wurde am 30. April festgenommen und die Ex-Partnerin unter Personenschutz gestellt. In der Hose des Verdächtigen fanden die Kriminalisten einen USB-Stick. „Darauf konnte die letzte Nachricht an die beiden Auftragstäter, in der sämtliche Informationen des Mordauftrags samt Fotos des Opfers enthalten sind, gesichert werden“, heißt es in der Anklage.
Für Angeklagten war es nur "ein Spiel"
Der Prozess wegen versuchten Mordes als Bestimmungstäter findet im November am Landesgericht Wiener Neustadt statt. Vertreten wird der Angeklagte von den beiden Anwälten Manfred Arbacher-Stöger und Rudolf Mayer. Laut den Strafverteidigern sah ihr Mandant die Sache als Fiktion, wie eine Art Computerspiel. Er habe niemals wirklich den Plan verfolgt, die Frau beseitigen zu lassen, so die Verteidiger.
Ein Teil der erfolgreichen Beamten der "Operation Darknet" wurden vor wenigen Tagen von Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) für den Ermittlungserfolg in Wien geehrt.
Menschenleben wurde gerettet
Mit dabei waren mit Stefan Pfandler auch der Leiter des Landeskriminalamts Niederösterreich und der österreichische Verbindungsbeamte in England. "Diese Operation zeigt, wie wichtig die internationale Zusammenarbeit zwischen den Sicherheitsbehörden ist und wie gut diese auch funktioniert. Gemeinsam ist es uns gelungen, einen Auftragsmord zu verhindern und damit ein Menschenleben zu retten“, sagte Andreas Holzer, Direktor des Bundeskriminalamts in Wien.
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