Missy May in "Traumrolle": „Wenn das Glück anruft, muss man vorbereitet sein“

Das Musical South Pacific mag im deutschsprachigen Raum nicht so bekannt sein wie in Amerika, für Missy May hat das Stück aber eine ganz besondere Bedeutung. „Ich habe die Rolle der Nellie als 12-Jährige bei einem Musicalkurs gespielt. Dieses Stück begleitet mich seit so vielen Jahren und dass ich jetzt dafür auf der Bühne stehe, damit erfüllt sich ein Traum“, sagt sie lächelnd.
Zu verdanken hat sie diese „Traumrolle“ einem glücklichen Zufall. Dass sie nämlich im Vorjahr im Stadttheater Baden beim Musical Titanic eingesprungen war und dabei einen umjubelten „Untergang“ hinlegte.
„Eine meiner schönsten Rollen“, sagt Missy May. Worauf dann der Anruf von Badens Intendant Michael Lakner folgte, ob sie nicht auch in South Pacific – noch dazu österreichische Erstaufführung in vollszenischer Produktion – mitwirken wolle. Sie wollte. Und wie. „Ich finde das Stadttheater Baden, sein besonders Flair so toll“, freut sie sich. Am 25. Jänner feiert das Stück von Richard Rodgers und Oscar Hammerstein Premiere.

Von klein an
Die Fortsetzung einer spannenden und langen Karriere. Denn schon die kleine Stephanie Meier-Stauffer war von der Bühne fasziniert. Mit zarten acht Jahren wurde sie vom ORF bei einer Kinder-Musical-Company entdeckt, für Kids4Kids engagiert und wirkte später im Kinderprogramm von Am dam des bis Tom Turbo mit. „Das ist immer stärker geworden. Als ich als Zehnjährige Maya Hakvoort in Elisabeth gesehen habe, war das ein einschneidendes Erlebnis. Zum ersten Mal war mir klar geworden, dass Singen und Tanzen ein Beruf ist“, erzählt Missy May. „Und das machte mich glücklich.“
Familiäre Prägung gab es keine. Der Großvater war zwar bei den Sängerknaben, aber Musik spielte im Elternhaus keine große Rolle. Der Vater war Anwalt, die Mutter Lehrerin. Und sie wünschten sich, dass die Tochter an die Uni gehen sollte. „Ein Jahr lang habe ich es probiert und Publizistik studiert. Aber das war es einfach nicht. Ich wusste, dass ich etwas Kreatives machen musste“, sagt sie. Genau das machte sie dann auch, nahm an Castings teil und stellte sich bei einer Plattenfirma vor.
Für Musik entschieden
Dann kam wieder ein „Tag X. Genau an dem Tag, als ich die Aufnahmeprüfung für das Konservatorium der Stadt Wien machen wollte, wurde mir ein Plattenvertrag angeboten“, erzählt Missy May. Kurz vor ihrem 18. Geburtstag „habe ich mich für die Popmusik entschieden“.
Keine schlechte Wahl, ihre Musik ging ins Ohr, fand Gefallen. Bei den Wiener Festwochen durfte sie neben Größen wie Bobby McFerrin bei der Eröffnungsshow singen, es folgten Solotourneen durch Österreich, Deutschland und die Schweiz. „Ich habe Erfolge gehabt, aber alleine auf Tour zu sein war nicht so erfüllend, wie ich mir das erhofft hatte“, erzählt sie. Sogar Gedanken ans Aufhören gab es.
Doch dann gab erneut ein glücklicher Zufall ihrem Leben eine neue Wendung. „Maya Hakvoort hat mich angerufen, ob ich bei einem Musicalprojekt mitmachen will. Durch die darauf folgende Tour habe ich die Leichtigkeit zurückbekommen, wurde das Feuer wieder entfacht“, sagt sie. Wobei Maya Hakvoort bis heute eine wichtige Rolle spielt. „Sie ist meine Mentorin, hat mich zum Musical gebracht und auch meine wichtigste Beraterin.“ Außerdem sind sie Nachbarinnen. Beide wohnen im Bezirk Mödling, Missy May in Maria Enzersdorf, Hakvoort in Brunn am Gebirge. „Ich bin auch Patentante ihres Sohnes“, erzählt Missy May.

So „nebenbei“ machte sie weiter Musik, spielte Theater – und dann kam der März 2023. Nach dem Ausstieg von Karina Sarkissova tanze sich Ersatzkandidatin Missy May bei Dancing Stars in die Herzen der Jury und der Zuschauer und gewann die ORF-Show schließlich am 12. Mai. „Das hat nochmals alles um 180 Grad gedreht.“
Überraschende Anrufe, glückliche Wendungen haben im Leben von Missy May also eine große Rolle gespielt. „Mein Papa hat schon immer gesagt, dass ich ein Sonntagskind bin“, meint sie. Aber: „Ich arbeite hart, bin immer gut vorbereitet und überlasse da nichts dem Zufall.“ Und noch etwas hat ihr der sehr früh verstorbene Vater mitgegeben: „Man kann im Leben Glück haben, aber wenn ein Anruf kommt, muss man bereit sein.“
Missy May
Geboren am 27. Juli 1986 als Stephanie Meier-Stauffer in Wien. Verheiratet (in zweiter Ehe seit 2020 mit dem Musicaldarsteller Andreas) Stephanie Wanasek-Stauffer. Die Sängerin hat eine 16-jährige Tochter und einen vierjährigen Sohn.
South Pacific
Das Musical von Richard Rodgers und Oscar Hammerstein feiert am 25. Jänner Premiere an der Bühne Baden. Gespielt wird in einer Inszenierung von Leonard Prinsloo bis 15. März. Information: www.buehnebaden.at
In eine Schublade will sie sich sowieso nicht stecken lassen. Jetzt steht einmal Musical in Baden auf dem Programm, für die Zukunft schließt sie von Schlagermusik bis Theater nichts aus. „Ich setze nicht alles auf eine Karte. Das ist auch das Schöne an meinem Beruf, es wird nie langweilig.“
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