Wie die Geschäftsführerin der Möwe, Hedwig Wölfl bestätigt, hat das Kinderschutzzentrum mehrere Kinder und ihre Familien aus dem Kindergarten in Betreuung. „Sie haben den Anspruch auf eine möglichst schonende Prozessbegleitung. In solchen Fällen kommt es zu Einvernahmen durch die Polizei oder Befragungen durch Psychologen. Auf solche Belastungen bereiten wir die Opfer vor“, so Wölfl. Auf Basis des Opferschutzgesetzes ist diese professionelle Betreuung für die Betroffenen kostenlos.
Unverständnis herrscht bei vielen Familien, wieso die Fachaufsicht des Landes nicht schon eher reagiert hat. „Die ersten schriftlichen Beschwerden gab es im Herbst 2018. Im Jänner nahmen einige Eltern ihre Kinder bereits aus der Betreuung“, sagen mehrere Mütter.
Laut Marion Gabler-Söllner von der Abteilung Kindergärten im Land haben ab dem Frühjahr Kontrollen durch die Behörde stattgefunden, allerdings wurden keine „groben Mängel“ festgestellt. „Wie auch“, kontern die Eltern. „Bei einer offiziellen Überprüfung wird ja niemand so dumm sein und die Kinder malträtieren. Der Fall wurde nur oberflächlich behandelt.“
Mehrere Kinder berichten unisono, wie ein Bub wegen seines Benehmens regelmäßig auf einem Stuhl fixiert und ihm so lange der Löffel mit Gewalt in den Mund gestopft wurde, bis sein Teller leer war. „Unser Kind hat das für eine normale Umgangsform gehalten“, schildert ein entsetztes Elternpaar. Es soll blaue Flecken der Kinder gegeben haben. „Je mehr man sich über die Erziehungsmethoden im Kindergarten beschwerte, desto hysterischer wurden die Kinder. Anscheinend mussten sie es dann ausbaden“, klagen drei Mütter an. Es wurden Verhaltensauffälligkeiten festgestellt. Kinder die bereits sauber waren, sollen sich wieder regelmäßig angemacht haben. Laut betroffener Eltern war eine der Erziehungsmethoden, die Kinder stundenlang in den verdreckten Windeln zu lassen. Fotos dokumentieren Ausschläge.
Im Zwielicht erscheint die Rolle eines Mannes. Obwohl er über keine pädagogische Ausbildung verfügt, soll er regelmäßig die Obhut über die Mädchen und Buben gehabt haben. Dies beweisen Dienstpläne, die auch dem KURIER vorliegen. Die Eltern sprechen generell von schweren Aufsichtsverletzungen. Bei einem Bootsausflug auf dem Schlossteich in Laxenburg trug keines der Kleinkinder eine Schwimmweste. Kurz nachdem Beweisfotos von der Bootsfahrt der Kindergartenaufsicht des Landes übermittelt wurden, sollen die Bilder von der Facebookseite des Kindergartens verschwunden sein, bekritteln Eltern.
Vor einigen Tagen wurde die Einrichtung vom Land unter Aufsicht gestellt. Auch wegen Unregelmäßigkeiten bei der Abrechnung der Fördergelder finden Überprüfungen statt. Die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt geht den Anzeigen wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs nach. Die Betreiber sprechen von einer „Diffamierungskampagne“ einiger Mütter.
Kommentare