Millionenprojekt an der Pielach bremst Hochwasser und forciert die Natur
An der Pielach ist ein millionenschweres Renaturierungsprojekt angelaufen.
Es ist der 15. September 2024 und im gesamten Pielachtal heulen die Sirenen. Im Bezirk St. Pölten wird Katastrophenalarm ausgerufen, die Hochwasserkatastrophe steuert in Niederösterreich auf ihren Höhepunkt zu.
Massive Renaturierungsmaßnahmen an der Pielach sollen mithelfen, dass solche Geschehnisse nicht mehr so leicht passieren können.
Milliardenschaden
Zubringer der Donau, wie Pielach, Sierning, Perschling oder die Große und Kleine Tulln waren im Vorjahr durch gewaltige Regenmengen außer Rand und Band geraten. Ein Gesamtschaden von weit mehr als einer Milliarde Euro war die Folge der Jahrhundertflut.
Bei Ober-Grafendorf und Weinburg (Bezirk St. Pölten-Land) starteten nun Bauarbeiten in und an der Pielach. "Wir geben unseren Flüssen wieder mehr Platz. Das hilft im Hochwasserfall, schafft aber auch Refugien für Pflanzen und Tiere und schafft Naherholungsräume. Jetzt bekommt die Pielach neue Flussräume und strukturreiche Ufer“, verkündet LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP).
Finanzierung
Für die Finanzierung des Projekts (EU LIFE Iris) stehen insgesamt rund 4,2 Millionen Euro zur Verfügung. Die Europäische Union steuert 700.000 Euro, der Bund rund 2,6 Millionen und das Land NÖ knapp 800.000 Euro bei. Der Rest kommt aus der Region.
Was wird gemacht? Durch gezielte Aufweitungen soll die Pielach wieder mit natürlichen Retentionsräumen verbunden werden. Das bringt eine zusätzliche Hochwasserentschärfung. Gleichzeitig wird die Gewässerökologie des früher regulierten Flusses verbessert werden. Fehlende Strukturvielfalt, starke Eintiefungen des Flussbetts oder Wanderhindernisse für Fische werden behoben.
Naturschätze
Davon profitieren Naturschätze des Pielachtales, wie der Eisvogel oder der Huchen. Durch den Einbau von Strukturelementen (Buhnen, Totholzpakete) und die Entfernung von Wanderhindernissen soll der Fluss auf 5,6 Kilometern eine eigene Dynamik entwickeln.
Schotterbänke und Buhnen drosseln die Fließgeschwindigkeit.
Das Projekt ist mit Grundeigentümern innerhalb des 52 Hektar großen Entwicklungskorridors abgestimmt. Flächen im Ausmaß von 32 Hektar werden gekauft, finanziell entschädigt oder in einem Flurbereinigungsverfahren der Agrarbezirksbehörde getauscht.
"Für Ober-Grafendorf bedeutet dieses Projekt einen wichtigen Schritt in Richtung Zukunft. Die Pielach wird nicht nur ökologisch aufgewertet, sondern auch als Erholungs- und Begegnungsraum für die Bevölkerung neu erlebbar, auch die Natur profitiert“, so Bürgermeister Rainer Handlfinger (SPÖ) zum Gewinn an Sicherheit und Lebensqualität.
Wolfgang Atzenhofer
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