Die niedrige Zahl verwundert Kohlenberger nicht. Denn im Vergleich zum Anteil an der Bevölkerung sind Menschen mit Migrationshintergrund in der österreichischen Politik unterdurchschnittlich vertreten. Hikmet Arslan, Landesgeschäftsführer der Grünen Niederösterreich, ist ein türkischstämmiger Politiker. Als Problem sieht er diese Repräsentationslücke aber nicht. „Es ist nicht wichtig, wer im Landtag sitzt, sondern dass jene Themen, die für Migranten wichtig sind, diskutiert und umgesetzt werden“, sagt Arslan.
Ein Vorbild in Sachen Integration sind zweifellos Mohamed Jawari und Navid Chamran, die im heurigen Sommer ihre Matura an der HTL Mödling bestanden haben. Als Flüchtlinge ins Land gekommen, haben die beiden in wenigen Jahren nicht nur die deutsche Sprache ausgezeichnet erlernt, sondern auch bereits Pläne für ihre weitere Berufslaufbahn.
„Mein Ziel war, so rasch wie möglich Deutsch zu lernen und eine Schule zu besuchen. Das ist gelungen“, sagt Chamran. Er ist aber auch dankbar: „Die Gesellschaft hat mich freundlich aufgenommen und mir geholfen. Je höhere Klassen ich besucht habe, desto schwerer war es für mich.“ Die erste Klasse hatte der gebürtige Afghane noch an der Fachschule absolviert. „Dann habe ich mir aber gedacht, wenn ich schon soviel Energie einsetze, dann für etwas Höheres“, erzählt er. „Daher habe ich mich für die HTL und für ein Stipendium beworben, das mir sehr geholfen hat.“ Seine nächsten Ziele: „Zunächst ein Job, dann will ich auch ein Studium beginnen.“
„Nichtdeutsche Umgangssprache“ ist unter Schülern in Niederösterreich durchaus keine Seltenheit. Laut Statistik des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) traf dies im Schuljahr 2019/20 auf 17,9 Prozent der Schüler zu. Im österreichweiten Durchschnitt waren es allerdings 26,8 Prozent. Auch signifikant: Die in Niederösterreich lebenden Personen mit Migrationshintergrund waren in der niedrigsten Bildungsschicht (nur Pflichtschulabschluss) mit 25,8 Prozent überproportional vertreten, sagt der ÖIF.
Den höchsten Gesamtanteil an im Ausland geborener Bevölkerung wies 2021 unter den politischen Bezirken im Land Wiener Neustadt (Stadt)auf: 24,6 Prozent. Gefolgt von Sankt Pölten (Stadt) mit 21,7 Prozent und Bruck an der Leitha mit 20,6. Den geringsten Anteil gibt es im Bezirk Zwettl mit 3 Prozent.
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