Mehr Langzeitarbeitslose: AMS in Niederösterreich will gegensteuern

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Das sozialökonomische Unternehmen Transjob im Mostviertel bereitet Menschen auf die Rückkehr auf den ersten Arbeitsmarkt vor.

Die schwierige wirtschaftliche Lage lässt auch die Arbeitslosenraten steigen. Beim Arbeitsmarktservice in Niederösterreich will man sich dabei besonders der Langzeitarbeitslosen samt den vielfach älteren Personen ohne Job widmen. 

Der im Mostviertel angesiedelte sozialökonomische Betrieb Transjob mit bislang über 650 erfolgreich vermittelten Menschen, die über ein Jahr ohne Arbeit waren, dient als ein Vorzeigeprojekt.

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Transjob betreibt für den Ausbildungszweck ein Callcenter, das Aufträge der AKNÖ abarbeitet. 

Zahl stieg um 14,7 Prozent an

Gegenüber dem Mai des Vorjahres sei die Zahl der Langzeitarbeitslosen heuer um 14,7 Prozent auf 6.198 Personen angestiegen, berichtet die AMS NÖ-Landesgeschäftsführerin Sandra Kern. Österreichweit liege diese Marke sogar noch um zehn Prozent höher. Besonders betroffen, nämlich zu über 50 Prozent, sind Personen, die älter als 55 Jahre sind.

"Hinter den Zahlen stehen Menschen und individuelle Schicksale. Der Kampf gegen Langzeitarbeitslosigkeit  steht mehr denn je auf unserer Agenda“, so Kern. Der 2003 gegründete Sozialbetrieb Transjob sei als langjähriger Kooperationspartner dabei. Mithilfe verschiedensten Innovationen werde von den Betreuern der Organisation sehr erfolgreich versucht, die Klienten am Arbeitsmarkt unterzubringen.

Bei Transjob mit fünf Niederlassungen und dem Hauptsitz in Amstetten können sich Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen und Behinderungen mit verschiedensten Betätigungen auf den Arbeitsmarkt vorbereiten.

Callcenter

Beeindruckend ist etwa ein Callcenter, in dem bis zu sechs Bedienstete für die AK Niederösterreich eine Hotline zur Arbeitnehmerveranlagung abwickeln. Heuer haben sie bereits über 11.000 telefonische Servicegespräche abgearbeitet.  

In einem anderen Bereich des Betriebs werden für Industriebetriebe aus der Region Produkte händisch verschraubt. Im Kreativcenter werden Filztaschen designt und genäht. Auch in der gut ausgestatteten Metallerwerkstatt werden für namhafte Mostviertler Firmen regelmäßig Aufträge abgearbeitet.

"Ich konnte mich hier weiterqualifizieren und auch den Staplerschein machen. Über Transjob habe ich eine neue dauerhafte Anstellung gefunden, mit der ich sehr zufrieden bin“, schildert etwa der 22-jährige David Reikersdorfer. Wegen gesundheitlicher Probleme konnte sich der gelernte Installateur zuerst nicht am Arbeitsmarkt durchsetzen.

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Zufriedener Transjob-Mitarbeiter mit AMS-Chefin Kern in der Werkstatt.

Den Sprung zu einem Vollzeitjob in einem Amstettner Reinigungsbetrieb hat Barbara Reisinger bereits vor 17 Jahren über Transjob geschafft. "Hier habe ich vieles gelernt, sogar das Schweißen stand am Programm“, erinnert sie sich.

Transitarbeitsplätze

22 Transitarbeitsplätze für eine rund achtmonatige Beschäftigung werden vom AMS bei Transjob mitfinanziert. Im Bezirk Amstetten, wo die generelle Arbeitslosenrate mit 3,9 Prozent niedriger als im österreichweiten Schnitt ist, seien die Transjob-Dienste trotzdem sehr geschätzt, erklärt der Amstettner AMS-Leiter Harald Vetter. Im Vergleich zu den NÖ-Zahlen ist der Anteil der Langzeitarbeitslosen mit gesundheitlichen Problemen (61,9 Prozent) und jener der älteren Menschen ohne Job (54,3 Prozent) im Bezirk Amstetten höher.

Jobsuchende mit multiplen Problemlagen, die bis zu Alkohol- und Drogenproblemen reichen können, werden von den AMS-Stellen Amstetten, Melk und Scheibbs an Transjob vermittelt, um maßgeschneiderte Job-Möglichkeiten nach individuellem Können und persönlichen Potenzialen zu finden. 

Arbeitsplatz daheim

Als jüngste Innovation werden von Transjob für Menschen mit besonders intensiven Einschränkungen auch Heimarbeitsplätze organisiert, die etwa das Zusammenbauen von Industrieteilen oder auch EDV-Arbeit beinhalten. Dass über 47 Prozent der Transjob-Mitarbeiter nachhaltig am ersten Arbeitsmarkt unterkommen, sei sensationell, lobt Kern.

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