„Ich bin in einer sehr musikalischen Familie aufgewachsen, ich habe schon als Kind Kirchenorgel gespielt“, erzählt die aus den deutschen Spessart stammende Künstlerin. Nachdem sie sich für die Schauspielerei begeistert hatte, riet ihr ein Lehrer, Musik und Schauspiel zu verbinden. Happel machte eine Ausbildung zur Musicaldarstellerin, merkte aber bald, dass sie lieber Menschen als etwa Katzen darstellte. In Bremen gab sie bald die Edith Piaf, „von da an ging es dann rasant“, sagt sie. 1991 kam sie ans Wiener Burgtheater.
Heuer absolviert die 60-Jährige bereits ihre zweite Saison als Intendantin der Festspiele Reichenau. Der Semmering ist für Happel nicht nur künstlerischer Sehnsuchtsort. Einst holte sie Schauspieler und Regisseur Robert Meyer als Lieschen in Raimunds „Alpenkönig und der Menschenfeind“ zu den Festspielen. Sie blieb, als Darstellerin und später Regisseurin, erzählt die Vielbeschäftigte, die als „Wellnessprogramm“ Klavier spielt oder in der Alten Donau schwimmt.
Wie in Mexiko
Einmal hätten sie das große Südbahnhotel bespielt, erzählt Happel. „Da habe ich mich wahnsinnig verliebt in die Region. Als ich auf der Terrasse gestanden bin, hatte ich ein Gefühl, das hatte ich zum letzten Mal auf einer Pyramide in Mexiko.“ Damals wurde auch ein Bungalow am Semmering verlost. „Ich habe um 99 Euro ein Los gekauft – und das Haus nicht gewonnen.“ Vor sechs Jahren stand der Bungalow dann allerdings zum Verkauf. „Ich bin hingefahren und mit meinem Mann auf der Terrasse gestanden. Da war wieder das Gefühl wie auf der Pyramide in Mexiko“, sagt sie.
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Schon davor war die Künstlerin aber regelmäßig am Semmering auf Sommerfrische. Unvergessen eine Anekdote: Ihr Mann – Burgschauspieler Dirk Nocker – hatte ein Engagement, Happel und ihre Kinder waren im Bad. Als eine Darstellerin ausfiel, holte man Happel – aus dem Freibad. Kurz darauf stand sie mit noch nassem Badeanzug unter dem Kostüm auf der Bühne.
Hinter den Kulissen
Heuer wird – wie schon im Vorjahr – Happels Tochter, die Schauspielerin Paula Nocker, bei den Festspielen zu sehen sein. „Sie spielt die Rolle, die ich nicht spielen konnte, weil ich mit ihr schwanger war“, erzählt Happel: Christopherl aus Nestroys „Einen Jux will er sich machen“.
Apropos Kind und Karriere: „Wenn man alles haben will, muss man sich bestimmte Dinge überlegen“, sagt Happel, die zwei Töchter hat. Als der Thema Nachwuchs anstand, war sie gerade am Karrieresprung. „Mein Mann war die treibende Kraft. Er konnte sich ein Leben ohne Kinder nicht vorstellen.“ Er unterstützte Happel. „Er hat mir beruflich den Vortritt gelassen. Ich weiß nicht, wie viele Hundert Kinderbücher er vorgelesen hat, und er hat es auch geliebt“, sagt sie.
Hilfe hatte sie etwa auch von einem Kindermädchen, trotzdem waren die Kinder bei vielen Engagements hinter der Bühne dabei. Für Frauen in Kulturberufen fehle viel Unterstützung, kritisiert Happel. „Vielleicht ein Kindergarten oder die Möglichkeit, dass zumindest in Probesituationen die Kinder betreut werden können“, meint die Künstlerin.
Kinder und Frauen sind Happel auch bei den heurigen Festspielen von 1. Juli bis 6. August ein Anliegen. Wie unter ihrer ersten Intendanz wird es wieder ein Familienstück geben, nämlich „Der Karneval der Tiere“. Bei den neuen Reihen „Frauenzimmer“ und „Reichenau Spezial“ lädt Happel Künstlerinnen zu einer Matinee. Außerdem stehen kunstschaffende Mütter und ihre Töchter auch in der Bühnenhandlung im Fokus, etwa bei „Dein Sohn wartet in der Kantine ...“.
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Große Namen
Doch auch Klassiker bringt Happel auf die Bühne. „Erstmals werden wir einen Molière spielen“, kündigt sie an. Stefan Jürgens wird den „Tartuffe“ geben. Neu im Programm ist auch Werner Schwabs „Die Präsidentinnen“. Mit „Die Kapuzinergruft“ wird heuer ein Roman von Joseph Roth dramatisiert, und mit „Einen Jux will er sich machen“ holt Happel ihren einstigen Förderer Robert Meyer nach Reichenau.
Auch wenn es nach ihrer ersten Intendanz im Vorjahr Kritik gab, gilt Happel unangefochten als Publikumsliebling. „Das ist wie in einer Beziehung“, erklärt sie. Man müsse das Glück haben, dass die gegenseitige Liebe lange anhält. „Man muss sich treu bleiben und darf den Respekt und die Wertschätzung voreinander nicht verlieren.“
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