Leopoldi im Zeichen von Miteinander und Identität

Statue des Heiligen Leopolds in Stift Klosterneuburg.
Stift Klosterneuburg stand am Landesfeiertag im Zentrum der Festlichkeiten. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner plädierte für "Zusammenhalt, nicht Spaltung“.

„Dieser Ort steht wie kaum ein anderer für die Geschichte Niederösterreichs“, betonte Mikl-Leitner am Samstag im Stift Klosterneuburg, wo traditionell mit einem Pontifikalamt in der Stiftskirche der Landesfeiertag begangen wurde. Ist die Beziehung des Stiftes und der Stadt zum Landespatron doch eine besondere. Die Legende berichtet, dass Markgraf Leopold III. das Stift an jener Stelle gründete, an der er den bei der Hochzeitsfeier durch einen Windstoß weggetragenen Schleier seiner Frau Agnes wiederfand. Den Grundstein zur Stiftskirche ließ er am 12. Juni 1114 legen.

Propst Anton Höslinger wies anlässlich des Leopolditages darauf hin, dass genau vor 80 Jahren die Augustiner Chorherren nach dem Zweiten Weltkrieg wieder in das Stift zurückgekehrt sind. 1941 war das Stift von den Nationalsozialisten aufgelöst worden. Und Höslinger erinnerte an diesem Zusammenhang, das Gemeinsame über das Trennende zu stellen sowie an die Regeln des Heiligen Augustinus und zitierte: "So wird in allem, was wir zu diesem vergänglichen Leben nötig haben, das herausragen, was ewig bleibt: die Liebe."

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Stift Klosterneuburg wurde vor mehr als 900 Jahren von Markgraf Leopold III. gegründet. 

Darüber hinaus kündigte Propst Höslinger an, dass sich das Stift am 19. November zum ersten Mal am weltweiten „Red Wednesday“ beteiligen wird. An diesem Tag werden viele öffentliche Gebäude rot angestrahlt, um an die Verfolgung von Christen zu erinnern und ein leuchtendes Zeichen für Glaubensfreiheit und gegen religiöse Unterdrückung zu setzen. „Alle Religionsgemeinschaften sind aufgerufen, gemeinsam in eine Zukunft zu gehen und sich nicht gegenseitig die Schädel einzuschlagen“, sagte Propst Anton Höslinger.

Das soziale Engagement des Stifts war ein weiteres Thema., Weltweit unterstützt man Projekte, etwa mit dem Verein „Ein Zuhause für Straßenkinder“ die „Concordia Sozialprojekte“ seit dem Jahr 2000. "Wir wollen Menschen, die Hilfe benötigen, auch Hilfe geben", betonte Höslinger. 

"Für unsere Traditionen und unseren Glauben einstehen"

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner betonte, dass das Stift Klosterneuburg seit seiner Gründung vor 900 Jahren „ein Ort des Glaubens, der Spiritualität, des Dialogs und des Miteinanders“ sei. Es stehe für die Geschichte und die Werte des Bundeslandes. „Unsere Heimat ist geprägt von Orten wie diesem, von Stiften und Klöstern. Sie prägen nicht nur unser Landschaftsbild, sondern auch unser Werteverständnis.“ Heimat entstehe aber „nicht aus Steinen, sondern aus Menschen“, hielt sie fest: „Aus Familien, Nachbarn, Vereinen, die Verantwortung füreinander tragen und das Miteinander in den Mittelpunkt stellen.“

Zu dieser Verantwortung gehöre es aber auch, „dass wir unsere Sprache, unserer Traditionen, unsere Geschichte und unsere Werte weitergeben“, betonte sie. Werte wie Respekt, Hilfsbereitschaft, Gemeinschaftssinn und Gleichberechtigung von Mann und Frau hätten „unser Land stark gemacht. Diese Werte müssen Eltern auch ihren Kindern vermitteln.“ 

Im Zusammenhang mit der aktuellen „Stadtbild“-Debatte hielt sie fest: „Wir wollen, dass dieses Stadtbild von diesen Tugenden geprägt ist. Es braucht Orte, an denen Familien sich wohl fühlen und entfalten können und Zusammenhalt spürbar ist.“

„Die Stärkung des Zusammenhalts ist die größte gesellschaftliche Aufgabe für uns alle. Denn es braucht Zusammenhalt, nicht Spaltung“, sagte Mikl-Leitner weiter. „Gerade jetzt müssen wir für unsere Traditionen und unseren Glauben einstehen – mit Engagement, mit Leidenschaft und Überzeugung. Darum heißt es bei uns auch Martinsfest und nicht Lichterfest, darum sprechen wir ganz bewusst von Adventmarkt und Christkindlmarkt und nicht von Wintermarkt, ganz in der Verwurzelung unseres Glaubens.“

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Erzabt Korbinian Birnbacher (Zelebrant des Festgottesdienstes), Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, Propst Anton Höslinger, Wirtschaftsdirektor Andreas Gahleitner. 

Das Land Niederösterreich unterstütze seit vielen Jahren auch die Sanierungsarbeiten im Stift, insgesamt seien die Arbeiten seit dem Jahr 2010 mit fast fünf Millionen Euro gefördert worden, so Mikl-Leitner.

Generalsanierung wird fortgesetzt

Wirtschaftsdirektor Andreas Gahleitner informierte über den aktuellen Stand der Generalsanierung. Die Etappe von 2024 bis 2027 umfasst ein Budget von 4,4 Millionen Euro, vom Land kommen 25 Prozent, vom Bund 20 Prozent, mehr als die Hälfte der Kosten übernimmt das Stift.

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Deckenfresko im Marmorsaal des Stiftes Klosterneuburg. 

Abgeschlossen sind bereits die Arbeiten an Sebastianikapelle und Binderstadl. Nun macht man sich an die Arbeiten an der Stadtmauer, die aus dem 14. Jahrhundert stammt und bereits massive Schäden aufwies. Im kommenden Jahr soll das Deckenfresko im Marmorsaal  folgen. "Stifte sind gebaute Identität, die unbedingt erhalten werden muss", betonte Gahleitner. 

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