Weniger Fläche, mehr Druck: Getreideernte liegt unter Durchschnitt

Combine harvester in action on wheat field. Process of gathering a ripe crop.
Die Getreideflächen in Österreich erreichen einen historischen Tiefstand. Hitze, Unwetter und auch Schädlinge machen der Landwirtschaft das Leben schwer.

Zusammenfassung

  • Die Getreideanbaufläche in Österreich ist mit 505.400 Hektar auf einem historischen Tiefstand, ein Minus von 3,4 % gegenüber dem Fünfjahresschnitt.
  • Klimawandel, Schädlinge und fehlende Pflanzenschutzmittel setzen die Landwirtschaft unter Druck, was zu finanziellen Risiken und verminderter Rapsanbaufläche führt.
  • Die erwartete Getreideernte liegt mit 2,89 Millionen Tonnen leicht unter dem Fünfjahresschnitt, wobei trockenes Erntewetter entscheidend für die Qualität ist.

von Anna Mayr

Früher galt: „Was man sät, das erntet man.“ Ein Sprichwort, das der Präsident der Landwirtschaftskammer, Josef Moosbrugger, heute so nicht mehr unterschreiben würde. „Diese Zeiten sind vorbei“, steht für ihn fest.

Denn die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Die Getreideanbaufläche hat mit 505.400 Hektar einen historischen Tiefstand erreicht – ein Minus von 3,4 Prozent gegenüber dem Fünfjahresschnitt. Gleichzeitig würden die Anforderungen an Österreichs Ackerbaubetriebe stetig steigen. Vor allem durch den Klimawandel, aber auch das Verbot bestimmter Pflanzenschutzmittel durch die EU würde den Bäuerinnen und Bauern das Leben zunehmend schwer machen.

Finanzielles Risiko

„Noch nie waren unsere Betriebe so gut ausgebildet und professionell geführt wie heute – und gleichzeitig so starken Unsicherheiten ausgesetzt“, sagt Moosbrugger. Der vergangene Herbst brachte Starkregen zur Saatzeit, was vor allem bei den Getreidesorten Roggen, Wintergerste und Triticale zu weniger Anbau führte – bei Roggen etwa um 14,1 Prozent weniger.

Klima, Schädlinge und fehlende Mittel

Gleichzeitig breiten sich Schädlinge aus, wie im Rapsanbau, der trotz attraktiver Marktpreise auf 20.000 Hektar zurückgegangen ist. „Grund ist, dass effektive Pflanzenschutzmittel fehlen“, kritisiert Moosbrugger. Schädlinge wie Kohlschotenrüssler, Erdfloh und Glanzkäfer würden den Rapsanbau zum finanziellen Risiko machen. 

Trotz aller Rückgänge wird aber lediglich mit einer leicht unterdurchschnittlichen Ernte von 2,89 Millionen Tonnen Getreide – rund zwei Prozent unter dem Fünfjahresschnitt – gerechnet. Moosbrugger relativiert aber: „Das könnte sich angesichts der Hitzewelle aber noch verringern. Außerdem wäre trockenes Erntewetter wichtig, um das Getreide mit guten Backqualitäten einbringen zu können.“ Es gibt jedoch auch Gewinner der hohen Temperaturen: Mit 210.700 Hektar ist der Mais nach Weizen nun die zweitgrößte Kultur in Österreich.

Im Zeichen der Biodiversität werden rund 240.000 Hektar an Fläche bereitgestellt – so viel wie nie zuvor. Auch das AMA-Gütesiegel für Brot und Backwaren, das es seit zwei Jahren gibt, zeige bereits erste vielversprechende Erfolge, wie LKNÖ-Präsident Johannes Schmuckenschlager hervorhebt. Für die Zukunft zeigt er sich positiv: „Wenn Wetter und Werkzeug harmonieren, sind sowohl qualitativ hochwertige als auch mengenmäßig überzeugende Ernten möglich.“

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