Drei Landesmeister: Die schnellste Familie auf dem Eis

Familie Griedl aus Wiener Neustadt
Geht es um Eissport, kommt an Familie Griedl niemand vorbei. Warum die Herzen dafür schlagen und Kaffeetrinken einen Termin braucht.

Wenn Familie Griedl aus Wiener Neustadt eislaufen geht, dann um sieben Uhr morgens – oder um acht Uhr abends. Und mit dabei haben sie sechs Schuhe mit messerscharfen Kufen, drei Anzüge aus Lycra samt schnittfester Unterkleidung, drei Helme und jede Menge Ehrgeiz.

Denn die Griedls, die gleiten nicht hobbymäßig über das Eis. Papa Niki und seine Töchter Noemi und Anouk gehören zu Niederösterreichs besten Eisschnellläufern, sind in ihrer jeweiligen Altersklasse aktuelle Landesmeister. Die „schnelle Familie“, so nennen sie sich schon mal.

Pioniere auf dem Eis

Besonders die 16-jährige Noemi ist erfolgreich. Sie ist Österreichische Short Track Vizemeisterin in ihrer Altersklasse und hat zwei Mal – mit 14 und mit 15 Jahren – am Kärntner Weissensee den 100-Kilometer-Lauf absolviert. Zuletzt lief sie beim Internationalen Frillenseecup in Deutschland die Strecke von 500 Metern in 51,59 Sekunden.

Angefangen hat aber alles in den 70er-Jahren. Mit sieben Jahren hat Niki Griedl damals das Eisschnelllauffieber gepackt. Seine große Schwester war sein Vorbild. Noch vor der Schule brach der junge Sportler alleine zum nahen Eislaufplatz in Wiener Neustadt auf.

Eisschnelllaufen erlebte damals einen Boom. „Ich bin schon Short Track gelaufen, da hat man das noch gar nicht so genannt“, erinnert sich der 57-Jährige. Short Track, das ist eine kurze Strecke, die auch auf einem Eishockeyfeld zurückgelegt werden kann. Mit 13 war der Traum aber zu Ende. „Wegen einer orthopädischen Fehleinschätzung über den Zustand meiner Knie“, erzählt Griedl.

2018 stieg er wieder ein. „Da ist die Leidenschaft wieder voll entbrannt“, sagt er. „Das Faszinierende ist die extrem hohe Geschwindigkeit, die man aus eigener Kraft erreichen kann“, schwärmt er. „Ich habe keine Hilfsmittel und kann fast 50 km/h erreichen. Das gibt einen Kick.“

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Familie Griedl

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Noemi Griedl

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Anouk Griedl

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Familie Griedl

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Noemi Griedl

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Familie Griedl

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Familie Griedl

Fünf Mal pro Woche trainiert er, davon drei bis vier Mal am Eis – das sei aber noch wenig im Vergleich zu Tochter Noemi. Diese hat sich während der Pandemie als Elfjährige für den Sport begeistert. „Weil Papa das gemacht hat, bin ich mitgekommen. 

500 Meter in 46 Sekunden

Das Gute war, dass es draußen stattgefunden hat und erlaubt war.“ Dabei konnte Noemi vorher gar nicht eislaufen, machte lieber Taekwondo. „Es hat mich motiviert, dass ich immer besser wurde“, sagt sie. Heute trainiert die 16-Jährige dafür, 500 Meter in 46 Sekunden zu schaffen – um in den Kader zu kommen. Ob sie Profisportlerin werden will, weiß Noemi noch nicht. Auch ein Studium mit Schwerpunkt Quantenphysik wäre vorstellbar.

Das sei nämlich das Herausragende an seiner Tochter, meint Papa Niki. Sie sei extrem fokussiert und diszipliniert. „Selbst am Weg zu den Trainings lernt sie noch Vokabeln“, erzählt er.

Ohnehin braucht es für den Sport Durchhaltevermögen und eisernen Willen. Wegen fehlender Eiszeiten müssen Leistungssportler wie Noemi früh morgens oder spät abends trainieren oder auch weite Wegstrecken zu Eishallen in Wien oder gar ins benachbarte Ausland auf sich nehmen. Er sei viele Jahre quasi Taxiunternehmer gewesen, scherzt Papa Griedl.

An den Wochenenden besucht die 16-Jährige dann noch Wettkämpfe oder Trainingslager. Die achtjährige Anouk ist noch etwas ambivalent. Sie liebe das schnelle Fahren, doch ihre Freunde, die seien ihr ebenfalls wichtig. Bis September hat die Schülerin noch bis zu sechs Mal pro Woche Eislaufen trainiert. Das war eine intensive Erfahrung und ließ wenig Zeit übrig.

Generalstabsmäßig geplantes Familienleben

Das Familienleben, das muss bei den Griedls generalstabsmäßig geplant werden. „Wir schaffen unter der Woche kurze gemeinsame Frühstücke“, sagt Papa Niki. Mit seiner Frau – die als einzige nicht eisläuft – trinkt er zwei Mal pro Woche bewusst den Morgenkaffe, gemeinsame Zeiten werden langfristig geplant. „Beziehung braucht Pflege, Aufmerksamkeit und Verbindlichkeiten“, meint Griedl. Bei den Rennen wird aber gemeinsam angefeuert. Das nächste Ziel Griedls: Bei den International Masters Sprint Games in Innsbruck unter 48 Sekunden kommen.

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